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Hans Ehrhardt

„BESCHEIDENHEIT IST EINE Z IE R ..." ODER: ÜBER DIE GEWOHNHEIT DER FÜRTHER, IHR SELBSTVERSTÄNDNIS ALS A L LZ U SELBST­ VERSTÄNDLICH ZU BETRACHTEN Der folgende A rtik e l war bereits einmal (am 30.5.78) in gekürzter Form in den „Fürther N achrichten" erschie­ An seiner A k tu a litä t und seiner grundsätzlichen nen. Problematik hat sich bis heute (leider!) noch nichts ge­ ändert. Die Bürgervereinigung druckt ihn deshalb hier — vom A u to r teilweise neu gefaßt — in voller Länge ab, weil sie die Hoffnung trotzdem noch nicht aufgegeben hat... „Manchmoal tuts w äih..." schrieb Erika Jahreis vor zwei Jahren in einem trefflichen Mundartgedicht und meinte damit, „daß Färth halt arch o ft überganga ward". Ist es denn ein Wunder? Wenn selbst eingesessene Fürther in der Fremde nur hinter vorgehaltener Hand zu erzählen wagen, sie seien aus Fürth, wenn man vielfach sogar — die eigene Herkunft leugnend - sagt, man komme aus der Gegend von Nürnberg, dann zeigt das schon die Richtung an, in der die geringe Gewichtung des Namens Fürth zu suchen ist. Erika schreibt: „... vill mana mir sin selber schuld, zweng Selbstvertraun und zvill Geduld...". Verfolgen Sie bitte aufmerksam Berichte in Presse, Funk oder Fernsehen, fast immer meidet man den Namen unse­ rer Stadt, auch wenn er in einem Beitrag eigentlich kom­ men müßte, weil er sich eben m it Begebenheiten oder V or­ gängen befaßt, in denen auch Fürth eine Rolle zu spielen hat. Da machen selbst die FN, die den Namen der Stadt tragen, keine Ausnahme (z.B. Landgericht Nürnberg statt Nbg.-Fürth, Autobahnkreuz Erlangen statt Fürth/Erlangen), von der Tatsache ganz zu schweigen, daß die Nürn­ berger Redaktion keine Gelegenheit vermeidet, Unfreund­ lichkeiten oder Geringschätzigkeiten über Fürth zu verbrei­ ten, oder sie unterdrückt den Namen der Stadt ganz ein­ fach. Die geringe Wertigkeit des Namens Fürth, die ganz o ffe n ­ sichtlich ist, w ird allenfalls im Sport etwas aufgebessert, wobei ein hohes Lob der Spielvereinigung zu zollen ist; jedoch schon in Zusammenhang m it den Quelle-Athleten sind Bemühungen erkennbar, die Verbindung m it Fürth zu übergehen. (Bayer-Leverkusen z.B. scheint leichter über die Zunge zu gehen.) Möglicherweise sind hier die Verant­ wortlichen sogar guten Willens, dem Namen der Sportstadt einen guten Klang zu geben. Man sollte dennoch darüber nachdenken, ob man nicht etwas mehr tun könnte.

wendigen Impulse gibt: Wirtschaft und Gewerbe. Man spricht hier in einer A rt Selbstermutigung gern von Fürth als einer fleißigen, strebsamen Industrie- und Handelsstadt, die angeblich „w eltbekannt" sei. (Das wissen aber wahr­ scheinlich nur Eingeweihte!) Im Telefonbuch finden sich (neben den FN) nur acht (meist nur regional bedeutsame) Unternehmen, die den Namen ihrer Heimatstadt mutig in der Firmenbezeichnung führen und nur wenige sind es, die sich ebenso mutig und stolz m it ihren Produkten oder An­ zeigen zu ihrem Firmensitz bekennen. Dabei gäbe es doch so viele gewerbliche Erzeugnisse, die m it Fug und Recht als Fürther Spezialitäten gelten könnten. Aber „F ü rth " in Ver­ bindung m it einem Produkt? Das ist doch völlig unmög­ lich, höre ich manchen Fürther sagen, schließlich liebt der Deutsche ja auch bei seinen „made in Germany"-Produkten fremdländische Bezeichnungen und keine Einheimischen. Immerhin ist es gelungen, den Namen Fürths aus der Brau­ kunst fast völlig zu verbannen und dem Fürtherischen Urgebräu, dem Poculator, darf nun Nürnberg seinen Namen leihen (grausam!). Es gibt Nürnberger Lebkuchen und Kloß­ teig, Bamberger Hörnchen, Hofer Makronen, Würzburger Preßsack, was gibt es aus Fürth? Wäre z.B. nicht eine „Fürther Stadtwurst" vorstellbar? Ja doch, inzwischen wurden „Fürther K leeblättli" und „Gänsberg-Küchli" kreiert; ein guter Anfang. Es ist übrigens sehr bedenklich, wenn alteingesessene Für­ ther Firmen abwandern oder Neigung zum Abwandern zeigen, ihren Heimatboden, auf dem sie etwas geworden sind, verlassen. Das zeigt doch ernsthaft, daß keine engere Bindung besteht, (von wirtschaftlichen Erwägungen einmal abgesehen), weder eine Unternehmens-Standort-Beziehung noch eine solche Produkt-Herkunftsort. Sozio-ökonomische Beziehungen sind offensichtlich auch nicht stark genug, um die Gewerbeflucht zu verhindern. Im Zuge der Arbeits­ platzsicherung müßten hier ernsthafte Bemühungen unter­ nommen werden. Und nun zur Politik. Von der Hohen ist naturgemäß nichts zu erwarten, was das Fürther Ego fördert. Es muß genügen, wenn die Fürther Wähler einem auswärtigen MdB zu den

Vorn kulturellen Sektor der Stadt gehen wenig Impulse aus, die den Namen Fürth in hohem Glanze erscheinen las­ sen. Das Theater der Stadt Fürth ist offenbar nicht die Initialzündung für ein überörtlich geschätztes Kulturleben. Auch die anderen Künste prägen kein gehobenes Image der Szene. Ist der kulturelle Mutterboden in Fürth so unfrucht­ bar, daß keine eigenen Gewächse gedeihen? Wir wissen, daß es nicht so ist. Warum spielt sich das kulturelle Leben über­ all in der Region ab, wenn man Zeitungsberichte und regio­ nale Meldungen verfolgt — nur nicht in Fürth? Warum ver­ gessen Fürther Künstler so schnell ihre Herkunft, wenn sie in der Fremde sind (oder auch nur in den Nachbarstädten)? Von den Wissenschaften in diesem Zusammenhang zu re­ den, wäre vermessen; was Rang und Namen hat, flieht Fürth. Nürnberg und die Universitätsstadt Erlangen halten hier die Hand fest drauf. (Irgendeine Akademie stünde auch Fürth gut zu Gesicht.) Aber betrachten w ir noch einen anderen Teil dessen, was dem Leben eines Gemeinwesens die so wichtigen und not­

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Holzbalkon in der Schindelgasse (Zeichnung: Ernst Wilfert)