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chiatrischen Abteilung der Nervenklinik Marburg am 23. November 1958 die Lebenshilfe gegründet wurde. Die Gründung der Lebenshilfe war nicht nur eine pragmatische Notwendigkeit, sie war eine überfällige Konsequenz aus der bisherigen Geschichte der behinderten Menschen. Die Gründungsmitglieder waren erstmals die Betroffenen selbst sowie deren Eltern und Freunde. Die Bedeutung des Ereignisses kann nicht geschmälert werden durch die Tatsache, dass sich unter den Gründungsmitgliedern auch ein Hauptverantwortlicher für die nationalsozialistische „Euthanasie“ befand; ein leider nicht untypischer Vorfall in der Bundesrepublik dieser Jahre. Betroffene gründeten diese Organisation, denn wer könnte mehr betroffen sein von der Behinderung der Kinder als die Eltern? Betroffene, die ihre Kinder eben nicht in einer Langzeiteinrichtung abgeben wollten, denen dieser Entschluss aber damals durch die Rahmenbedingungen ein fast übermenschliches Engagement abverlangte. In den Anfangsjahren musste es eine Hauptaufgabe der späteren Bundesvereinigung Lebenshilfe sein, den weitverbreiteten Vorurteilen über behinderte Menschen und die Entstehung von Behinderungen entgegen zu arbeiten. Auf dieser Grundlage erst konnten die weiteren Aufgaben gelingen: Einwirkung auf den Gesetzgeber zugunsten geistig behinderter Menschen, Unterstützung und Anregung wissenschaftlicher Forschung. Den späteren Erfolg der Lebenshilfe machte jedoch das Ziel aus, die Arbeit durch Gründungen von Kreis- und Ortsvereinigungen auf eine sichere, breite Basis zu stellen. Eltern und deren geistig behinderte Kinder sollten vor Ort Einrichtungen zur Betreuung, Therapie, Pflege, Schulung, Arbeit und zum Wohnen erhalten, so dass eine echte, nicht nur theoretische Alternative zur Unterbringung in einer Langzeiteinrichtung geschaffen wurde.

3. Gründung der Lebenshilfe Fürth am 4. Dezember 1961 Dieser Programmpunkt blieb nicht nur Theorie: Die Bundesvereinigung wurde schon drei Jahre nach ihrer Gründung in Fürth vorstellig, das genaue Datum ist leider nicht überliefert. Vermutlich war Dr. Ernst Griesbach, der Leiter der Schul- und Erziehungsberatungsstelle Fürth, maßgeblicher Initiator vor Ort. Bundesgeschäftsführer Tom Mutters hielt vor Vertretern verschiedener Dienststellen der Fürther Stadtverwaltung einen Vortrag über die Lebenshilfe, hierzu waren zwei Eltern von geistig behinderten Kindern eingeladen worden. Mutters stellte vor allem Hilfen und Einrichtungen in seinem Heimatland Niederlanden vor, das Deutschland weit voraus war: Sonderkindergärten, spezielle Schulen, Werkstätten und Wohnheime, Ausbildungswege, an deren Ende Selbständigkeit sowie die Eingliederung in Gesellschaft und Alltag standen. Der Vortrag hinterließ angesichts der damaligen Realität in Fürth einen zwiespältigen Eindruck: Einerseits waren die Anwesenden beeindruckt von den schon vorhandenen Möglichkeiten, andererseits stellten die Vertreter

Tom Mutters, der Gründer der Bundesvereinigung Lebenshilfe, Initiator der Fürther Lebenshilfe und vieler anderer Einrichtungen wie zum Beispiel der Aktion Sorgenkind. Das Foto stammt aus dem Jahre 1997 anlässlich seines 80. Geburtstages. (Foto: Bundesvereinigung Lebenshilfe).

der Stadtverwaltung resigniert fest, dass die gezeigten Einrichtungen die Finanzkraft einer Stadt wie Fürth weit überstiegen, sofern keine staatliche Fördermittel bereitgestellt würden. Tom Mutters ließ der Resignation keinen Raum. Er rief die Anwesenden auf, nicht auf staatliche Hilfe zu warten, sondern einen Ortsverein der Lebenshilfe zu gründen und mit Eigeninitiative einen Anfang zur dezentralen Betreuung zu machen. Die Eltern nahmen sich den Anstoß von Tom Mutters zu Herzen. Etwa 15 Eltern, die dem Schulamt bekannt waren, nahmen untereinander Kontakt auf und nach einigen Vorabsprachen fand auf Einladung von Dr. Ernst Griesbach am 4. Dezember 1961 die Gründungsversammlung im „Ottoschulhaus“ (Ottostraße 2) statt. Diese Gründungsversammlung nannte den neuen Verein „Lebenshilfe für das geistigbehinderte Kind Fürth e.V.“, der 52. Ortsverband der Bundesvereinigung Lebenshilfe war damit entstanden. In Anlehnung an die Satzung des Bundesverbandes stellten sich die Gründungsmütter und -/väter vier vorläufige Ziele: - Schaffung von Einrichtungen in Eigeninitiative. - Kontaktaufnahme mit den zuständigen Behörden, um sie zur Mitarbeit zu gewinnen. - Werbung von Mitgliedern, um den Verein auf sichere Füße zu stellen. - Aufklärung der Fürther Bevölkerung über geistig Behinderte und die Ziele des Vereins.

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