Freitag, 17. Juni 1932
Der Verkehrsverein Fürth richtete in seiner Geschäftsstelle Schwabacher Straße 5 1/2 einen
"Zimmernachweis" ein, da bei Tagungen das Parkhotel meist ausgebucht war. Die
Bürgerschaft wurde gebeten, Zimmer, Bettenzahl und Preis pro Nacht mitzuteilen.
Der Regen hatte sie groß werden lassen, die Sonne sie in den letzten Tagen gerötet. Ganze
Lichtungen im Fürther Stadtwald leuchteten von Massen an Walderdbeeren. Die
Walderdbeerernte war 1932 in der hiesigen Region reichlich ausgefallen.
Es begann die Zeit der Gartenfeste. Den Reigen eröffnete am Sonntag die
Baugenossenschaft "Kriegerheimstätte", natürlich mit Kinderbelustigungen am Nachmittag
und Lampions, Fackelzug mit Blasmusik nach Einbruch der Dunkelheit.
Samstag, 18. Juni 1932
An letztem Wochenende feierte der MTV Fürth sein 40-jähriges Jubiläum. Am 6. April 1892
hatten sich im Schustersgärtla an der Erlanger Straße eine Anzahl von Turnern
zusammengefunden, um den "Männerturnverein Fürth" zu gründen. Nachdem man zunächst
im Saal des Gastwirts Böhm geturnt hatte, zog man später auf den Poppenreuther Espan
um. 1893 entstand die Sängerabteilung, 1903 begann man mit dem Fußballspiel. 1920
gehörten schon 605 Mitglieder dem MTV an, 1923 schon 1200. Ab jetzt reihte sich Erfolg an
Erfolg. Der kameradschaftliche Turnergeist zeigte sich auch in der Anzahl der Turnerkneipen
wie "Friesen", "Teutonen", "Jahn", "Frohsinn" oder "Die Wilden". Gefeiert und geehrt wurde
am Samstagabend im Geismannsaal.
Montag, 20. Juni 1932
Am Sonntag führte das 2. Bataillon des 21. Infanterie-Regiments am Nachmittag in der
Fürther Südstadt sein traditionelles Sportfest durch. Viele Fürther ließen sich dieses Ereignis
nicht entgehen. Gezeigt wurden u.a. sportliche Schaunummern wie Bodenturnen, Turnen am
Reck, römisches Wagenrennen, Jagdspringen der MG-Kompanie oder MG-Hindernislauf.
Lu-Li: "Der unbekannte Gast" mit Lucie Englisch und Kurt Vespermann.
Dienstag, 21. Juni 1932
Am letzten Samstag begann die "Schießhauskirchweih" (18. bis 27. Juni) auf dem
Schießanger in Fürth. Die Polizeistunde wurde für alle Betriebe und Geschäfte auf 23 Uhr
festgesetzt. Neu war in diesem Jahr ein Anbau am Schützenhaus. Ab 22.30 Uhr durfte kein
Bier mehr ausgeschenkt werden. Gegen eine städtische Gebühr von 30 RM erhielt Gastwirt
Michel Most die Schankerlaubnis für Bier auf der Wiese des Lindenhaines. Des Weiteren gab
es fünf Karussells, ein Kasperletheater, Schießbuden, diverse Herings- und Bratwurstbrater,
ein russisches Rad, eine Autorennbahn sowie einen "Radio-Eispalast".
Am letzten Freitag trafen etwa 800 Personen im Fürther Geismannsaal ein, um gegen die
neuen ortspolizeilichen Vorschriften für den Milchverkehr zu protestieren. Nach mehreren
Redebeiträgen wurde schließlich mit großer Mehrheit eine Resolution angenommen, die an
die Kreisregierung von Mittelfranken gerichtet war.
Mittwoch, 22. Juni 1932
Im Jahre 1912 hatte der TV Fürth 1860 im Restaurant Heubel eine "Volksturngruppe"
gegründet. (Aus ihr entwickelte sich später die Leichtathletikabteilung der "60er".) Am letzten
Wochenende feierte man das 20-jährige Jubiläum. Höhepunkt der schlichten Feier war die
Rede des Vorsitzenden, Lehrer Karl Stürmer, sowie ein Lichtbildervortrag aus der Geschichte
der Abteilung.
Nach den ersten Tagen zogen die Schausteller der Schießhauskirchweih Bilanz: Der
Geschäftsgang ließ doch sehr zu wünschen übrig. Selbst am Sonntag blieben die Bänke des
Bierausschanks meist leer. Der Geldmangel machte sich außerordentlich bemerkbar.
Seite:Kuntermann 1932.pdf/36
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