Nürnberger Feuerwehr angerufen wurde. Die musste dann nach der Feststellung, dass es
die genannte Straße in Nürnberg nicht gab, erst wieder die Fürther Kollegen verständigen,
was zu erheblichen Verzögerungen führte.
Kameradschaftsgeist: Die "Freiwillige Feuerwehr Fürth", von deren 120 Aktiven nicht weniger
als 95 erwerbslos waren, konnte dank der Hilfsbereitschaft von Freunden allen arbeitslosen
Kollegen ein stattliches Weihnachtsgeschenk überreichen.
Dienstag, 27. Dezember 1932
Die Fürther verbrachten Weihnachten mit Familienangehörigen und Verwandten. Schnee
gab es keinen, nur Raureif in den Morgenstunden des Heiligen Abends. An allen Festtagen
berichteten die Kirchen von starkem Besuch der Gottesdienste. Gänse wurden so wenig
nachgefragt, dass der Pfundpreis am Markt auf 50 Pfennige sank. Trotzdem blieb noch ein
erheblicher Rest an Gänsen übrig.
"Liköre" waren damals unter Erwachsenen ein beliebtes Geschenk. Man konnte sie auch
offen kaufen. Bei "Branntwein-Saffer" in der Lilienstraße 10 in Fürth kostete 1/4 Liter 75
Pfennige. Es gab Kräuter-, Blutorange-, Pfefferminz- und Kümmelgeschmack.
Zu Weihnachten rief man in der NZ dazu auf, im Winter die Vögel zu füttern. Schon beim
ersten Frost würden die einheimischen Vögel kein Futter mehr finden und schließlich den
Hungertod sterben. Man empfahl die Einrichtung von privaten Futterstellen, die mit
Hanfsamen, Nüssen, Talg und kleinen Fleischresten gefüllt werden sollten.
Stadttheater Fürth: "Rotkäppchen".
Mittwoch, 28. Dezember 1932
Den Markenbegriff "Mercedes" verband man nicht nur mit Autos, sondern auch mit Schuhen.
"Mercedes-Schuhe" gab es in Fürth ausschließlich bei "Schuh-Bing" in der Schwabacher
Straße 42. Weitere damals bekannte Schuhmarken waren Casalla, Rheinberger, Herz,
Salamander und Libelle.
Das Gastspiel der SpVgg am ersten Weihnachtsfeiertag beim westdeutschen VfL Benrath
endete mit einem 3:2-Sieg für Fürth. Tore für Fürth durch Leupold I (2) und Leupold II.
Alhambra: "Sehnsucht 202" mit Magda Schneider und Fritz Schulz.
Lu-Li: "Die blonde Venus" mit Marlene Dietrich und Herbert Marschall.
Weltspiegel: "Eine von uns" mit Brigitte Helm und Gustav Diessl.
Donnerstag, 29. Dezember 1932
Die Verwaltung der Aussteuer-Anstalt Fürth gab bekannt, dass ab 1933 Lose der 2. Klasse
(mit 600 RM Gewinnmöglichkeit) nicht mehr am Spiel teilnehmen. Dagegen blieben die Lose
der 1. Klasse (mit 300 RM Gewinnmöglichkeit) der "Heiratslotterie" bestehen. Die Ziehung
der Gewinner sollte weiterhin am Ende der Fürther Kirchweih erfolgen.
Der beliebte Filmschauspieler Paul Hartmann machte in Fürth Station. Schließlich war er
einst hier geboren. Hartmann hatte schon sein 25-jähriges Bühnenjubiläum gefeiert. In
seinem neuesten Film "F.P.1 antwortet nicht" spielte er an der Seite von Hans Albers den
Fliegerleutnant Droste. Hartmann gastierte auch bei zahlreichen "Jedermann"-Aufführungen
in Salzburg. Vor seiner Filmkarriere stand er einige Jahre bei Max Reinhardt am Deutschen
Theater in Berlin auf der Bühne.
Freitag, 30. Dezember 1932
Im Jahr 1931 wurden in Nürnberg und Fürth insgesamt 183 Selbstmorde verübt.
Merkwürdigerweise war dies die gleiche Zahl wie in den beiden Vorjahren. Die Täter waren in
116 Fällen männlich. Häufigstes Motiv waren wirtschaftliche Sorgen, gefolgt von körperlichen
Leiden, Lebensüberdruss und Liebeskummer. In 15 Fällen konnte der Beweggrund nicht
ermittelt werden.
Aufgrund der Reichsamnestie kurz vor Weihnachten wurden aus dem Fürther
Seite:Kuntermann 1932.pdf/75
Version vom 5. August 2024, 20:03 Uhr von Zonebattler (Diskussion | Beiträge) (→Nicht korrekturgelesen: Die Seite wurde neu angelegt: „Nürnberger Feuerwehr angerufen wurde. Die musste dann nach der Feststellung, dass es die genannte Straße in Nürnberg nicht gab, erst wieder die Fürther Kol…“)
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.