Jahren verboten, in den Umkleidekabinen durften sich auch keine Personen beiderlei
Geschlechts gleichzeitig aufhalten. Die Fieranten der Fürther Kirchweih freuten sich 1934
nach langen Jahren der Entbehrung erstmals wieder über bessere Umsätze, die
„Harfenzupfer“ kamen an diesen Kirchweihtagen bis aus Oberfranken und Thüringen und am
letzten Tag des „fränkischen Oktoberfestes“ fand wie seit Urzeiten unter großem Gaudium
der Bevölkerung die Ziehung der „Aussteuer-Lotterie“ am Fürther Rathaus statt.
Die hier aufgeführten Ereignisse stellen nur einen stichwortartigen Überblick zum Jahr 1934
dar. Weitere nationale und lokale Begebenheiten sind im vorliegenden Buch ausführlich
dokumentiert und nachzulesen. Der jeweils erste Abschnitt einer Tagesrezension gehört den
Titelblatt-Schlagzeilen des Tages. Alle weiteren Ausführungen beziehen sich auf den Fürther
Lokalteil der NZ. Bei Mehrfachaufführungen im Stadttheater Fürth wurde zur Vermeidung
von Wiederholungen nur der jeweils erste Vorstellungstag erfasst.
Fürth 1934
Dienstag, 2. Januar 1934
In Fürth feierte man aus Sparsamkeitsgründen in der Silvesternacht mit weniger
Raketenlärm als sonst. Da es tagsüber schon heftig schneite, verdarb der Schnee vielen
Gastwirten das Geschäft. Zur Mitternacht erklangen die Glocken von allen Kirchtürmen der
Stadt und Angestellte des Baubetriebsamtes ließen den großen „Christbaum für alle“ in das
neue Jahr brennen. Die NZ vergaß nicht darauf hinzuweisen, dass viele Bürger sich um
Mitternacht nicht nur mit „Prosit Neujahr“, sondern auch mit „Sieg Heil“ begrüßten.
Stadttheater Fürth: „Lumpazi Vagabundus“, Posse von Nestroy.
Mittwoch, 3. Januar 1934
Die Standesämter in Fürth und Nürnberg registrierten am Neujahrstag bereits das erste
Dutzend an Neugeburten. Die NZ wies darauf hin, dass der Staat von heute die jungen
Herrschaften weit wichtiger nähme als sein Vorgänger.
Der kommende Sonntag (7. Januar) war wieder „Eintopfsonntag“. Die NZ machte
Hauseigentümer und Hausverwalter zum wiederholten Male darauf aufmerksam, die
Hausliste jeder Mietpartei zur Einzeichnung des Opferbeitrages vorzulegen und die Beträge
zu kassieren. Auch am Tag nicht anwesende Mietparteien mussten erfasst werden, ebenfalls
solche, die zwar anwesend, aber finanziell nicht in der Lage waren, ein Eintopfopfer
abzuführen. Dort fand sich hinter dem Namen ein Strich.
Am Silvestertag kam die SpVgg im Ronhof vor 2000 Zuschauern bei Dauerschneefall zu
einem 5:1-Sieg über Jahn Regensburg. Im letzten Pflichtspiel des Jahres spielte Fürth mit
Neger; Zeis, Hagen; Hecht, Leupold I, Kraus; Worst, Leupold II, Spitzenpfeil, Frank, Wolf.
Donnerstag, 4. Januar 1934
Eines der wichtigsten und einschneidendsten Gesetze der nationalsozialistischen Regierung
war das „Reichserbhofgesetz“. Es zielte auf eine „gesunde“ Verteilung von
landwirtschaftlichem Grund und Boden ab. So sollte eine Obergrenze von 125 Hektar nicht
überschritten und bäuerliche Kleinbetriebe unter 5 Hektar Nutzfläche nicht mehr existieren
dürfen. Das Bezirksamt Fürth ermittelte für das von ihm verwaltete Gebiet 1273 Erbhöfe mit
insgesamt 26.310 Hektar landwirtschaftlicher Fläche.
Schon damals beklagte man sich in der Presse über das Verschwinden von „Wasserrädern“
aus dem fränkischen Landschaftsbild. Besonders hervorgehoben wurde dagegen von der NZ
die intakte Holzkonstruktion des Stadelner Wasserrades, das als Schöpfrad noch immer die
angrenzende Wiese bewässerte.
Im HJ-Haus Hirschenstraße 24 begann ab 6. Januar eine „Führerschulungswoche“ des
Unterbanns I/B24. Über die NZ wurde darauf hingewiesen, dass Schreibzeug, liniertes
Schreibpapier und Notizbücher mitzubringen waren.
Seite:Kuntermann 1934.pdf/4
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