Fürther Berufsmusiker wandten sich mit einem Leserbrief an die Presse und beschwerten
sich über die Fürther Gastwirte, die den immer mehr zunehmenden sogenannten
„Rucksackmusikern“ Auftrittsmöglichkeiten gewährten. Diese berufslosen Musiker würden
zigeunermäßig von Wirtschaft zu Wirtschaft ziehen und nach wenigen Musikdarbietungen
die Gäste abkassieren. Die Einnahmen würden meist in alkoholische Getränke umgesetzt
werden, weshalb man an der Bedürftigkeit dieser Musikanten zweifeln könne. Ein Schlag ins
Gesicht für steuerzahlende, meist schlecht bezahlte, festangestellte Musiker!
Stadttheater Fürth: „Land des Lächelns“, Operette von Lehar.
Zentral-Lichtspiele: „Das verliebte Hotel“ mit Anny Ondra und Erika Gläßner.
Weltspiegel: „Die weiße Majestät“ mit Gustav Dießl und Hertha Thiele.
Alhambra: „Die Finanzen des Großherzogs“ mit Heinz Rühmann und Hilde Weissner.
Mittwoch, 4. April 1934
In der Fürther Straße in Nürnberg auf dem heutigen Quelle-Areal fand wieder das
traditionelle Frühlingsfest statt, zu dem auch viele Fürther pilgerten. Dort lockten Karussells,
aber auch Schaubuden mit hypnotisierten Jungfrauen oder mysteriösen Bauchrednern. Über
all dem Rummel schwebte wie jedes Jahr der Duft von Bratwürsten und Heringen. Abends
leuchteten jetzt ganze Reihen von Glühbirnen von den Stangen der Schiffschaukel und
ersetzten die bisherigen Acetylenlichter. Auch die Melodien der Drehorgeln hatten sich
geändert: Statt „Püppchen, du bist mein Augenstern“ tönte es nun „Nach der Heimat möcht`
ich wieder“ aus den Lautsprechern.
Eine Herausforderung war die Reparatur in Form einer neuen Bedachung des
Burgfarrnbacher Kirchturms selbst für eine Fachfirma wie Dittmar & Voigt, da die Arbeiten
wegen der Steilheit des Turmes sehr gefährlich waren. Die letzte größere Reparatur am
Turm erfolgte im Jahr 1842, das Kircheninnere wurde 1843 renoviert.
In der Verlängerung der Schwabacher Straße stadtauswärts nach dem Lohnert-Sportplatz
lag das große Hornebersche Grundstück. Hier entstanden nun Häuser in Form von Villen
(heutige Saarburger Straße). Über zwei Dutzend Neubauten im Villenstil waren innerhalb
des letzten Jahres entstanden.
Weltspiegel: „Achtung! Wer kennt diese Frau?“ mit Hilde von Stolz und Werner Fütterer.
Donnerstag, 5. April 1934
Seit rund 25 Jahren versah der Fürther Georg Paul Rieß bereits das Amt des
Stadtchronisten. Jetzt war Rieß 70 Jahre alt geworden. Seit 8. August 1914 stand er in
städtischen Diensten, seit 1. April 1934 befand er sich erst im Ruhestand. Trotzdem sollte er
noch viele Jahre tägliche Notizen über lokale Ereignisse anfertigen. Sein Elternhaus stand in
der Gustavstraße 10 und bildete das markante Eck an der Bald- und Mühlstraße.
Richtunggebend war für Rieß die Bekanntschaft mit dem Magistratsrat Käppner im Jahr
1910. Dieser führte zunächst die Fürther Stadtchronik. Nach dessen Tod wurde Rieß von OB
Kutzer mit der Fortführung der Chronik betraut.
Aus den Mitteilungen der NSDAP: Hitler-Jugend, Gefolgschaft III. Befehl! Am Freitag, 6.
April, tritt die gesamte Gefolgschaft III Fürth-Süd um 8 Uhr an der Humbser-Brauerei an. Zu
diesem Dienst ist Sommer-Uniform (kurze Hose) zu tragen. Der Gefolgschaftsführer.
Freitag, 6. April 1934
Bei der obligatorischen Jahresversammlung der SpVgg im Sportheim des Vereins in Ronhof
erstattete der geschäftsführende Vorsitzende nach Totengedenken und Ehrungen seinen
Jahresbericht. Mit der Gleichschaltung des Vereins war im Jahr 1933 eine neue Führung ans
Ruder gekommen. Das Aushängeschild des Vereins, die erste Fußballmannschaft, hatte 52
Spiele absolviert, davon 29 gewonnen, 10 verloren und 13 Spiele endeten unentschieden.
Das Torverhältnis lautete 126:56. Dem Verein gehörten fast 900 Mitglieder an. Bei der Wahl
wurde Michael Wolfsgruber zum Vorsitzenden gewählt, der jetzt Führer hieß.
Seite:Kuntermann 1934.pdf/24
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