Die evangelischen Kirchen Fürths waren am Sonntag brechend voll. Fürths Kriegervereine
waren zu den Trauerfeiern für Hindenburg mit ihren Fahnen in die Kirchen eingezogen. An
so manchem Altar stand die Fahne der SA, so z.B. in der Auferstehungskirche als
Dekanatskirche. Abends um 20 Uhr läuteten alle Kirchenglocken eine Stunde lang!
Der Fürther Stadtrat ordnete für 7. August eine Trauerkundgebung an. Anschließend
erhielten alle Bediensteten der Stadt frei, um die Beisetzungsfeierlichkeiten über Radios
verfolgen zu können. Auch die Postämter schlossen für die Zeit der Trauerfeierlichkeiten ihre
Schalter. Sämtliche Einheiten der Fürther HJ schmückten zum 7. August die Fürther
Kriegerdenkmäler mit Blumen und Kränzen.
Dienstag, 7. August 1934
In Fürth kam es außer den kirchlichen Feiern auch zu einer Hindenburg-Gedenkfeier. Dazu
zog ein Trauerzug vom Hitlerhaus in der Nürnberger Straße zum Dreikönigsplatz in der
Reihenfolge SA, SS, HJ, Jungvolk, PG, sonstige Organisationen. Dort angekommen konnte
man die Trauerfeier aus Tannenberg über aufgestellte Lautsprecher verfolgen. Für diese Zeit
empfahl man den Einzelhändlern, ihre Läden zum Zeichen der Trauer zu schließen.
Kristall-Palast: „Der Springer von Pontresina“ mit Sepp Rist.
Lu-Li: „Unter falscher Flagge“ mit Gustav Fröhlich und Charlotte Sufa.
Alhambra: „Gräfin Mariza“ mit Dorothea Wieck und Hubert Marischka.
Mittwoch, 8. August 1934
Die Fürther Fahnen wehten am Dienstag auf halbmast. Der am Dreikönigsplatz eingetroffene
Trauerzug war in ein Meer von Reichsflaggen und Hakenkreuzfahnen getaucht. Alle an der
Trauerparade Beteiligten trugen Trauerflor. Im Fürther Rathaus stand eine große
Hindenburgbüste in Lorbeerumrahmung mit drei brennenden Kerzen davor. Die Stadträte
waren entweder in SA-Uniform oder Trauerkleidung zur Sitzung erschienen. OB Jakob hielt
im Rathaus eine kurze Traueransprache für den Ehrenbürger Fürths. In einigen Städten, wie
in Berlin, gab es bereits die ersten Umtaufungen in „Hindenburgplatz“ oder ähnliches.
Sehr preiswert: In Anzeigen warb man für Fahrten nach Ansbach zu den Rokoko-Spielen.
Eine Tagesfahrt (ab Fürth hin und zurück) im Intra-Bus kostete 2,50 RM und beinhaltete
außer der Fahrt eine kostenlose Führung durch den Schlosspark. Die Spiele im Park
begannen täglich um 20 Uhr.
Donnerstag, 9. August 1934
Am Königswartersteg (heute Hardsteg) sorgte eine einseitige mannshohe Eisenwand über
den Fluss dafür, herumplantschende Nixen vor allzu viel Blicken zu schützen. Die Fürther
nannten dieses Brückenteil deshalb „Tugendwand“. Nach der anderen Flussseite konnte
man jedoch jederzeit auf die Rednitz schauen, ohne sich verrenken zu müssen. Durchaus
häufig waren deshalb dort „Gaffer“ zu sehen. Sie halfen mit ihrem Zuschauen meist einem
Angler, dass „einer anbiss“.
Aufruf zur Bekämpfung der derzeit herrschenden Wespenplage in Fürth: Man empfahl dazu
ein mit Spiritus getränktes Tuch oder Stoffstück, das am Ende einer Stange befestigt war, zu
entzünden, um ein Wespennest in den frühen Morgenstunden auszuräuchern. Gesicht und
Hände sollte man dabei verhüllen, um vor den angriffslustigen Wespen geschützt zu sein.
Freitag, 10. August 1934
Die NZ widmete einen Artikel den Fürther Turmbauten. Gemeint waren nicht die bekannten
großen Kirchtürme oder die kleinen Turmaufsätze wie bei der Gaststätte Rotes Ross,
sondern die gemauerten Wohntürme in der Altstadt Fürths, in denen Menschen wohnten.
Fündig wurde man damals in der Rednitzstraße (hinter der Gaststätte „Brandenburger
Gärtla“), in der Schirmstraße, am Fischerberg, in der Theaterstraße (Lochnersches
Anwesen) und in der Mathildenstraße (Turm der Zentralgarage).
Seite:Kuntermann 1934.pdf/50
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