Arbeitsbeschaffung zum Verkauf. Die Glücksmänner trugen dieses Jahr braune Kleidung
(1934: grau). Eine Kappe ersetzte den Zylinder. Ein Los kostete 50 Pfennige.
In der letzten Vorstellung des Lustspieles „Pension Schöller“ im Fürther Stadttheater
bereitete das Fürther Publikum den ausscheidenden Schauspielkräften einen
überwältigenden Abschied. Unzählige Vorhänge, minutenlange Beifallsstürme und ein
Blumenteppich auf der Bühne sorgten dafür, dass den Schauspielern der Abschied
schwerfiel. Sie mussten noch lange nach Vorstellungsende Autogramme geben.
Weltspiegel: „Der Herr der Welt“ mit Harry Piel und Sybille Schmitz.
Alhambra: „Die Katz` im Sack“ mit Magda Schneider und Theo Lingen.
Kristall-Palast: „Da stimmt was nicht“ mit Victor de Kowa und Adele Sandrock.
Zentral-Lichtspiele: „Oberwachtmeister Schwenke“ mit Gustav Fröhlich und Emmi
Sonnemann.
Montag, 3. Juni 1935
Michael Most, stadtbekannter Gastronom, feierte am 2. Juni seinen 60. Geburtstag. Als
Pächter des Geismannsaals, wo der alljährliche Poculator-Ausschank im Mittelpunkt stand,
war der „Michl“ weit über die Grenzen Fürths hinaus bekannt. Sohn Emil war dazu
ausersehen, eines Tages die Nachfolge anzutreten. Noch aber erfreute sich Michael Most
bester unternehmerischer Schaffenskraft.
Die Einzeichnung der Platzmieten für die neue Theatersaison 1935/36 hatte begonnen. Dies
geschah beim Fürther Theaterbetriebsamt. Eine Zeit lang konnte man seinen bisherigen
Platz im Theater sichern, bei Nichterneuerung der Platzmiete wurde der Platz dann
freigegeben.
Da um diese Jahreszeit noch keine Pilze zu finden waren, sammelten die Fürther in Wald
und Feld nach Kräutern wie Pfefferminze oder Brunnenkresse. Neben dem Eigenbedarf
wurden gesammelte Kräuter in getrocknetem Zustand auch den Apotheken angeboten.
Stadttheater Fürth: „Schwarze Husaren“, Operette von Götze.
Dienstag, 4. Juni 1935
Ein größerer Transport Fürther Arbeitsloser ging am Montag früh zum Bauabschnitt der
durch Mittelfranken führenden Reichsautobahn ab. Erst am Samstag hatten sich viele am
Arbeitsamt gemeldet, am Montag standen sie schon mit gepacktem Koffer bereit.
Die ausgiebigen Regengüsse der letzten Tage hatten Wiesen und unbefestigte Wege in
Fürth überschwemmt. Der teils lehmige Boden konnte die Wassermassen nicht mehr
aufsaugen. So mancher Kleingärtner stöhnte: „O Herr, hör` auf mit deinem Segen, jetzt ist`s
genug mit diesem Regen“!
Der Fürther Obst- und Gemüsemarkt wurde jetzt fast ausschließlich von Landwirten aus
Poppenreuth beliefert. Die bisher auch beteiligten Landwirte aus Boxdorf, Höfles, Sack,
Braunsbach oder Gründlach setzten nun ihre Erzeugnisse in Nürnberg ab.
Kristall-Palast: „Liebe und die erste Eisenbahn“ mit Ida Wüst und Fritz Kampers.
Mittwoch, 5. Juni 1935
Bekannte Autohäuser im Bereich Nürnberg/Fürth waren damals u.a. Auto-Kropf (Opel),
Jakobi (NSU-Fiat und BMW), Minartz (Ford), Steinmesse und Stollberg (Goliath, Lloyd) und
Prankel (DKW), alle auf Nürnberger Gebiet gelegen.
Tennis war damals in Fürth noch nicht groß verbreitet. Nur der TV Fürth 1860 und die SpVgg
unterhielten derartige Abteilungen. Die Plätze der SpVgg lagen damals nicht am Ronhof,
sondern idyllisch gelegen an der König-Ludwig-Quelle am Espan.
Die 1935 von der Stadt Fürth betreuten Grünflächen (Anlagen, Spielplätze, Friedhöfe)
betrugen 603.900 qm. Im Vergleich zu 1913 (306.910 qm) hatte damit der Bestand der zu
pflegenden Flächen um 96% zugenommen.
In Anzeigen empfahl sich bei geschwollenen Beinen und Füssen das „Supinatorium Schütze“
im ersten Stock des Hauses Schwabacher Straße 8. Dort gab es gummilose „Compressions-
Seite:Kuntermann 1935.pdf/33
Version vom 13. September 2024, 09:43 Uhr von Zonebattler (Diskussion | Beiträge) (→Nicht korrekturgelesen: Die Seite wurde neu angelegt: „Arbeitsbeschaffung zum Verkauf. Die Glücksmänner trugen dieses Jahr braune Kleidung (1934: grau). Eine Kappe ersetzte den Zylinder. Ein Los kostete 50 Pfenni…“)
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.