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Vorwort Zu den weltbewegenden Ereignissen des Jahres 1936 zählte der militärische Sieg Italiens über das afrikanische Abessinien. Hitler-Bewunderer Mussolini ("Duce") ließ seine Nation dadurch zur Kolonialmacht aufsteigen. Im spanischen Bürgerkrieg dagegen kämpfte eine deutsche "Legion Condor" auf Seiten des faschistischen Regimes General Francos. Obwohl die deutsche Presse täglich ausführlich von den spanischen Kriegsschauplätzen berichtete, blieb der Einsatz der "Legion Condor" bis ins Jahr 1939 für die Öffentlichkeit geheim. Am 7. März marschierten deutsche Truppen der Wehrmacht in die entmilitarisierte Zone des Rheinlandes ein. Da die überraschten Siegermächte des Weltkrieges nicht reagierten, steigerte dieser Handstreich die Popularität Hitlers ins schier Unermessliche. Bei der Reichstagswahl am 29. März erhielt Hitler bei einer Wahlbeteiligung von 98,95% eine Zustimmung von unvorstellbaren 98,79%! Der von Hitler diktatorisch verkündete zweite Vierjahresplan sah eine Stärkung der Wirtschaft bei Senkung von Importen sowie die Aufrüstung der deutschen Wehrmacht vor, um kriegsfähig zu werden. Eine weitere Aufwertung des nationalsozialistischen Regimes erfuhr Deutschland durch die Ausrichtung der "Olympischen" Spiele in Garmisch-Partenkirchen (dazu 1935 zwangsvereinigt) und Berlin. Die Deutschen erwiesen sich als blendende Gastgeber. Obwohl es in Berlin reihenweise Medaillen für Deutschland hagelte - allein der Fürther Turner Alfred Schwarzmann holte je zweimal Gold und Bronze war der farbige Leichtathlet Jesse Owens der Star der Spiele. Trotz seiner Siege verweigerte ihm Hitler den Handschlag. Dagegen empfing Hitler den deutschen Boxer Max Schmeling in Privataudienz. Dieser hatte in New York vor 85.000 Zuschauern den favorisierten "braunen Bomber" Joe Louis durch k.o. besiegt - selbstverständlich ein Sieg der überlegenen weißen nordischen Rasse. Sport wurde an den Schulen im Sinne der Wehrertüchtigung immer ernster genommen. Ende Juni wurde in allen deutschen Städten das "Deutsche Jugendfest" begangen. Dabei ging es um sportliche Höchstleistungen bei gleichzeitiger Pflege des Gemeinsinns. In den Jahresberichten der Schulen wurde sogar erfasst, wie viele Schüler und Schülerinnen Radfahren oder Schwimmen konnten. Das HJ-Leben war von Zeltlagerromantik geprägt. Allein in Franken standen 480 Zelte für je 20 bis 30 Jugendliche in 11 Lagern bereit. Der Beitritt zur HJ wurde ab 1. Dezember Pflicht, die HJ zur Staatsjugend erklärt. Das bisherige Nebenfach "Geschichte" geriet zum Hauptfach mit Betonung des germanisch-deutschen Wesens und des Rassegedankens. Themen einer Lehrerfortbildung waren deshalb z.B.: "Deutsche Vorgeschichte als Grundlage weltanschaulicher Schulung" oder "Nordisches Menschentum als Träger aller Kultur". Da sich die Zeit des Wehrdienstes ab 24. August auf zwei Jahre verlängerte, verkürzte man die Schulzeit für "Höhere Schulen" auf zwölf Jahre. Motto für die Berufswahl: Der Mann arbeitet mit Kopf und Verstand, die Frau mit Gefühl und Herz. Latein und Griechisch erschienen den Nazis weniger wichtig, weshalb traditionelle Gymnasien immer stärker auf das Abstellgleis gerieten. Der Ehebruch eines Beamten im Schuldienst war damals mit der Entfernung aus dem Amt verbunden - fehlende sittliche Festigkeit war kein Vorbild für die Jugend! Über 90% der Lehrer aller Schularten gehörten dem "NS-Lehrerbund" an, aber nur etwa 30% waren Mitglieder der NSDAP. Für die nationalsozialistische Partei blieb es zunächst weiter bei einer Mitgliedersperre. Ausnahmen galten nur für HJ, BdM und Angehörige des Frontkämpferbundes Stahlhelm. Zur bisher größten alljährlichen Heerschau und Selbstbeweihräucherung traf man sich in Nürnberg auf dem "Reichsparteitag der Ehre" (durch den Einmarsch im Rheinland hatte Hitler angeblich die deutsche "Ehre" wiederhergestellt!). Auf dem Zeppelinfeld mit den nun fertiggestellten Kolonnaden tummelten sich insgesamt 370.000 Teilnehmer vor 151 Scheinwerfern, die ihr Licht in den Nachthimmel abgaben (Lichtdom). Aus der ehemaligen "Stadt der Reichstage" war endgültig die "Stadt der Reichsparteitage" geworden. Der Ton wurde schärfer: Bei Versammlungen wurden Juden schon mal als "Würgeengel" bezeichnet. Es kam zu immer mehr Prozessen mit meist hohen Strafen gegen jüdische Angeklagte. Stolz erklärte Frankenführer und Gauleiter Julius Streicher die Franken für die "Aufgeklärtesten in der Rassenfrage." Auf Wirtschaftssabotage stand die Todesstrafe und jüdische Betrüger wurden als "Volksschädlinge" jetzt noch schneller in ein KZ eingewiesen. Rechtzeitig zur Weihnachtszeit erschien das illustrierte HetzKinderbuch mit dem Titel: "Trau keinem Fuchs auf grüner Heid und keinem Jud bei seinem Eid." Im deutschen Alltag musste man jetzt bei Heirat dem Standesbeamten ein "Ehetauglichkeitszeugnis" vorlegen, bei Antritt einer neuen Arbeitsstelle dem Arbeitgeber ein "Arbeitsbuch". An den Eingangstüren der Geschäfte hingen immer mehr Plakate mit der Aufschrift: "Wir grüßen mit Heil Hitler!" Die NSGemeinschaft "Kraft durch Freude" (KdF) entwickelte sich 1936 mit ihrer Riesenorganisation zur kulturellen Mobilisierung der Arbeiterschaft, die NS-Volkswohlfahrt kümmerte sich um Kinderlandverschickungen und Müttererholung. In Parteiversammlungen warb man für eine 1