Doris Kraus

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Doris Krauß, alias Pfeifendurla, ca. 1910

Als Pfeifendurla ("Pfeifndurla" oder "Pfeifn'durla") wurde die Fürtherin Doris (Durla) Krauß (geb. 1848; gest. 24. Juni 1927 in Fürth) bekannt und wurde zu einem Fürther Original.

Geschichte

Aus einer langen Pfeife rauchend zog die angeblich nur 1,20 Meter große Frau durch die Fürther Wirtschaften, leerte Aschenbecher auf der Suche nach Zigarettenstummeln und erbettelte Zigarren und Tabak. Zudem genehmigte sie sich "tüchtige" Schlucke aus den Bierkrügen der Gäste; in der Regel ohne Erlaubnis. Ungestraft blieb solches Verhalten nicht, die Revanche war, dass ihr Spitzname solange gerufen wurde, bis sie Wutausbrüche bekam und mit ihrem Stock drohte.

In den 1920er Jahren konnte man die kleine, rundliche Frau fast täglich in den Straßen der Stadt sehen. Sommer wie Winter war es in eine Fülle von Röcken gehüllt und hatte stets einen Spazierstock bei sich, mit dessen Nagelspitze sie Zigarren- und Zigarettenstummel von der Straße sammelte und in einen kleinen Beutel tat. In ihrer Dachkammer am Gänsberg zerschnitt und mischte sie das, was andere Raucher weggeworfen hatten. Diese sicherlich nicht leichte Mischung kam dann in eine ihrer zwei Tabakspfeifen, eine mit kurzem und eine mit langem Rohr. Das Pfeifendurla rauchte sein Pfeifchen oft auf der Straße, was damals natürlich Aufsehen erregte.

Der Spitzname setzt sich zusammen aus dem Vornamen, der auf Fürtherisch Doris zum „Durla“ machte und der Pfeife, die sie stets bei sich trug. Ihr kleines, rundes verrunzeltes Apfelgesicht in den Überlieferungen scheint den Eindruck erwecken zu wollen, dass sie nicht sonderlich intelligent war. Dies wird insofern scheinbar bestätigt, da sie offensichtlich rechtlich entmündigt war bzw. einen Vormund hatte.

1918 wurde sie in der "Pfründe" untergebracht. Einmal wurde ihr der Zutritt zur Kirchweih verwehrt, weil sie dort wohl die Leute zu stark belästigte. Darüber war sie so erbost, dass sie ihre Pfeife kurz und klein schlug. Nach längerer entbehrungsreicher Zeit schenkte ihr ein edler Spender zu Weihnachten eine neue Pfeife und ausreichend Tabak. In ihren letzten Lebensjahren sah man sie nur selten auf der Straße.[1]

1927 verstarb sie in der Pfründ im Alter von 79 Jahren und 9 Monaten.

Sonstiges

Nach dem Pfeifendurla war eine Wirtschaft in der Gustavstraße benannt, siehe: Pfeifendurla (Gasthaus).

Literatur

Lokalberichterstattung

  • Wolfgang Händel: Ein Original mit langer Pfeife. In: Fürther Nachrichten vom 27. August 1997
  • Paul Fischer: Neues vom "Pfeifendurla". In: Fürther Nachrichten vom 3. September 1997, S. 40 (Leserbrief, basierend auf einer Tonbandaufnahme mit der Zeitzeugin Marie Venedigeer, Jg. 1878, im April 1953)

Siehe auch

Einzelnachweise

Bilder