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Aus: Fürth 1938 - Fürther Geschichtswerkstatt - Bearbeitet von Gert Kuntermann - gekürzt von Bernd Jesussek für FürthWiki 1.11.2024 Vorwort Unter den 80.100 Fürther Einwohnern Anfang des Jahres gab es nur noch etwa 1300 Arbeitslose. Über das "Winterhilfswerk" (WHW) konnten 3293 Familien im Stadtgebiet unterstützt werden. Trotz der Härten des zweiten Vierjahresplanes verfügte fast jeder zweite Fürther über ein Sparbuch mit einem durchschnittlichen Guthaben von 532 RM. Zum 1. Juli waren in Fürth 1841 Fahrzeuge angemeldet, doch die meisten Fürther fuhren damals mit Straßenbahn oder Bus. Die Straßenbahnen fuhren im Sommerhalbjahr schneller. Über die Linien 1/11/21/31 und 41 war man an Nürnberg gut angebunden. (Jüngere rüstige Personen hatten auch ohne Schaffner die "Pflicht", ihren Sitzplatz für behinderte oder gebrechliche Personen zu räumen!) Im Jahresverlauf zeigten sich die Fürther zunächst auf dem eleganten "Ball der Stadt Fürth" (Parkhotel), später dann auf diversen Faschingsveranstaltungen, auf denen teilweise "Visierzwang" herrschte. Beim Faschingszug mussten die noch in Fürth lebenden Juden zynischen Spott über sich ergehen lassen. Masken auf öffentlichen Straßen und Plätzen waren in der Kleeblattstadt übrigens nur an den letzten drei Faschingstagen erlaubt! Bereits ab dem Frühling verkehrten wieder die "Schlagrahmdampfer" auf dem alten Ludwigskanal zur Gaststätte Weigel in Kronach. Im Juni öffnete "Wölfel" erstmals seine legendäre Eisdiele, an deren Schaufenster die Kunden im Sommer stets Schlange standen. Den Urlaub verbrachten viele im Flussbad, die Fürther Jugend einige Wochen in fränkischen Zeltlagern. Für die Zeit der Reichsparteitage im September in Nürnberg mussten etwa 40.000 Gäste in Fürth untergebracht werden. Im Oktober erfreuten sich die Fürther an ihrer Kirchweih (mit 55 Schaustellern), ehe anschließend die "Winterfenster" vor die Normalfenster gehängt wurden, um der kommenden Winterkälte zu trotzen. Was tat sich 1938 im Fürther Stadtbild? Noch immer wurde am Finkenschlag sowie am Espan eifrig gebaut. Im Stil der 30er Jahre wiesen diese Mietshäuser dicke Mauern, kleine Wohnungsgrundrisse und eine eisensparende Bauweise auf. Die Stadt wollte aufgrund von Mehreinnahmen 1938 insgesamt 1000 Neubauwohnungen schaffen. Ab Dezember 1938 war ein Zuzug von Juden nach Fürth nicht mehr möglich. Der alte Ludwigsbahnhof (Bereich der heutigen Fürther Freiheit) sowie der Bismarckturm (Hardhöhe) wurden abgebrochen, die alten Eichen rund um den Turm versetzte man an den Espan. Das 1931 errichtete neue Fürther Krankenhaus mit seinen 320 Betten erhielt einen separaten Q-Bau für 46 Kranke, die zweistündige Besuchszeit von 14 bis 16 Uhr blieb weiter auf wenige Wochentage beschränkt. Das Gleis 6 des Fürther Hauptbahnhofes konnte endlich an den Fußgängertunnel des Bahnhofs angeschlossen werden. (Der Zugang war bisher nur über die Karolinenstraße möglich.) Das Schuljahr endete an Ostern. Die Zeugnisse enthielten nur die Notenstufen 1 bis 4. Aus Gymnasium und Oberrealschule wurden ab 1. April einheitlich achtklasssige "Oberschulen". Kinderlandverschickungen in den Sommerferien führten Fürther Kinder zu Gastfamilien in Pommern. Fürther Schulkinder halfen im März bei der Mäuse- und Rattenvertilgung, im Mai beim Sammeln und Vernichten von Maikäfern, im Juni bei der Bekämpfung des Kartoffelkäfers und im Sommer in Spalt beim Hopfenpflücken. In der Statistik für 1937 zeigte das seit 1933 selbständige Fürther Stadttheater 278 Vorstellungen. Dabei konnte man pro Saison etwa 1000 Platzmieter begrüßen. Seit 1933 kam es zu 25 Uraufführungen, für ein Theater eine sehr hohe Zahl. 1938 gab es in der Kleeblattstadt 986 Firmen, dazu 47 Aktiengesellschaften und 94 Gesellschaften in Form einer GmbH. Besonders gegen Jahresende gingen zahlreiche jüdische Geschäfte immer schneller in "arischen Besitz" über. Auch in Fürth hatten Luftschutz- und Verdunklungsübungen Konjunktur. So waren Dachböden von brennbarem Material zu entrümpeln. Der "Luftschutzwart" prüfte die in jedem Haus vorhandene Ausrüstung (Sandkiste, Feuerpatsche, Spaten usw.) auf ihre Vollständigkeit und die probeweise heulenden Sirenen machten die Fürther mit "Alarm" und "Entwarnung" vertraut. Für Treppenhäuser und Hausflure gab es jetzt spezielle Luftschutzlampen. In der Stadt bekam man an fünf "Verpassungsstellen" die heftig beworbene "Volksgasmaske" zum Preis von 5 RM ausgehändigt. Die hier aufgeführten Ereignisse stellen nur einen stichwortartigen Überblick zum Jahr 1938 dar. Weitere nationale und lokale Begebenheiten sind im vorliegenden Buch ausführlich dokumentiert und nachzulesen. Der jeweils erste Abschnitt einer Tagesrezension gehört den Titelblatt-Schlagzeilen. Alle weiteren Ausführungen beziehen sich auf den Fürther Lokalteil der "Nordbayerischen Zeitung" (NZ) , von Juli bis zum Jahresende auf jenen der Zeitung "Fürther Anzeiger" (FA). Bei Mehrfachaufführungen im Stadttheater Fürth wurde zur Vermeidung von Wiederholungen nur der jeweils erste Vorstellungstag 1