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Auszüge aus der ursprünglichen dreibändigen Chronik von Paul Käppner. Bearbeitet von Bernd Jesussek und veröffentlich in zwei Bänden (Fürth 1887-1900, erschienen 11/2002 und Fürth 19011910, erschienen 2003). Nachbearbeitung und leichte Korrektur der Rechtschreibung durch Bernd Jesussek für FürthWiki, 2024. Januar 1887 (6.) Die hiesige Polizeimannschaft wünscht die Bezeichnung „Schutzmänner“, dann Bewaffnung mit Revolvern und Gendarmeriesäbeln; das wird vom Magistrat abgelehnt. (9.) Eine Volksversammlung der demokratischen Partei, Referent Dornbusch und Krieger, war schwach besucht. (14.) Große Aufregung in Fürth wegen erfolgter Auflösung des Reichstages. (18.) Vortrag des Freiherrn von Stauffenberg im Weißengartensaal. (22.) Besitzveränderungen: Café Central von Horn an Hyr. Kütt. Das Comité für Erbauung einer Eisenbahn Fürth-Zirndorf hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, von jeder weiteren Tätigkeit, als zurzeit erfolglos, abzusehen. (25.) Die Majorität des Gemeindekollegiums ist gegen die Errichtung eines humanistischen Gymnasiums auf städtische Kosten. (28.) Die Verwaltung der Straßenbahn reicht beim Magistrat Pläne ein zur Legung eines zweiten Gleises. - Braupraktikant Hubmann fiel in eine Braupfanne der Brauerei Geismann und verletzte sich nicht unerheblich. (29.) Volksversammlung der demokratischen Partei. Referent Advokat Heigl von Bamberg. Februar 1887 (2.) Vortrag des Abgeordneten Grillenberger im „Grünen Baum“ über die bevorstehenden Reichstagswahlen. Die Straßenbahngesellschaft besitzt z. Zt. 166 Pferde. (3.) Unter 53 Konkurrenzplänen für den projektierten Bau des Aktienhotels traf der 1. Preis mit 1500 Mark auf den Plan der Architekten Weidenbach und Kappler in Leipzig. Deren Plan kommt mit einigen Abänderungen zur Ausführung. (8.) Die verschiedenen Pressestimmen, sowie eine mit über 400 Unterschriften bedeckte Petition für Errichtung eines humanistischen Gymnasiums auf städtische Kosten haben in dem Gemeindekollegium vorläufig zu dem Resultat geführt, den Magistrat zu veranlassen, vor allem einen genauen Kostenvoranschlag vorzulegen. Verschiedene Herren waren dagegen, „weil es Sache des Staates sei“. (9.) Seitens des Bauamts wurde für die Verlängerung der Gustavstraße vom Grünen Markt zum Schießplatz mit Einbeziehung des Barthelsgässchens ein Baulinienplan angefertigt. (10.) Nachdem das Gemeindekollegium bezüglich eines auf städtische Kosten zu errichtenden humanistischen Gymnasiums seitens des Magistrats Vorlage eines genauen Kostenvoranschlags wünscht, tritt Magistrat Brünn in heutiger Magistratssitzung mit warmen Worten dafür ein, tunlichste Beschleunigung wünschend, damit eventuell die erste Klasse noch im Laufe des Jahres eröffnet werden könne. Fleischpreise in Pfennigen pro Pfund: Pferd 20, Rind 40-45, Kalb 55, Schwein 58, Ochse 65. Eine Anzahl Hausbesitzer der Wein- und Schwabacher Straße ersuchen in einer Eingabe den Magistrat, das Legen eines zweiten Gleises in diesen Straßen nicht zu genehmigen. (11.) Reichstagskandidaten: Rechtsanwalt Heigl (Bamberg), Freiherr von Stauffenberg, Professor Kahl (Erlangen), A. Bebel (Leipzig). (12.) Kommerzienrat Hornschuch errichtet mit 17.200 M eine Stiftung, deren Zinsen zur Unterstützung bedürftiger Handwerker in Weißenstadt verwendet werden soll. Ein auf dem Bleichanger bei der Aktienspinnerei projektiertes neues Volksschulgebäude findet für diesen Platz viele Gegner, welch‘ Letztere die obere Stadt damit bedacht wissen wollen. (17.) Für den Königswartersteg werden die Submissionsarbeiten ausgeschrieben. (20.) In den Zeitungen wird für und gegen ein auf städtische Kosten zu errichtendes Gymnasium gekämpft. (21.) Reichstagswahl: Kahl 1579, v. Stauffenberg 1136, Heigl 1228, Bebel 2149, Wahlberechtigte 7418. (22.) Der Nürnberger Carnevalverein veranstaltete hier eine Kappenfahrt mit ca. 40 Kutschen und einigen Pferdebahnwagen. Im Weißengartensaale, der für einige Stunden nachmittags gemietet war, restaurierten sich die Teilnehmer. Eine Anzahl Kinder wurden mit Bier und Wurst an einem der Tische bewirtet. Auf diesem Tisch war, jedenfalls witzig sein sollend, mit Kreide geschrieben: „Belegt für die Vertreter der Stadt Fürth.“ - Die Herren Nürnberger in ihrer großen Bescheidenheit hatten nämlich einige Tage vorher in den hiesigen Zeitungen auf dieses große Ereignis hingewiesen mit der Bemerkung, dass man gegen eine Gebühr von 3 Mark á Person Eintritt in den Saal erhielte, ebenso auch Zutritt zum Rosenausaal in Nürnberg desselben Abends. Die Fürther sparten ihre Märklein, was wohl übel aufgenommen wurde und jedenfalls Anlass zu dieser geschmackvollen (?) Aufschrift gab. 1