Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/3

Aus FürthWiki

Version vom 22. November 2024, 09:47 Uhr von Zonebattler (Diskussion | Beiträge) (→‎Nicht korrekturgelesen: Die Seite wurde neu angelegt: „die Bewohner jenseits der Poppenreuther Brücke, wie z. B. Prater, Evora und Mayer, Hefenfabrik etc. nur 1 Mal des Tages Briefpostsachen zugestellt erhalten, obwohl das alles zum Stadtbezirk gehört. Nur für die Post ist es Landbezirk, welchen der Landpostbote des Tages früh 8 Uhr anfangend, einmal begeht. Was nach früh 8 Uhr einläuft, bleibt bis zum anderen Tage liegen. Seitens der hiesigen Postbehörde gibt man dem Mangel an Austrägerpe…)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

die Bewohner jenseits der Poppenreuther Brücke, wie z. B. Prater, Evora und Mayer, Hefenfabrik etc. nur 1 Mal des Tages Briefpostsachen zugestellt erhalten, obwohl das alles zum Stadtbezirk gehört. Nur für die Post ist es Landbezirk, welchen der Landpostbote des Tages früh 8 Uhr anfangend, einmal begeht. Was nach früh 8 Uhr einläuft, bleibt bis zum anderen Tage liegen. Seitens der hiesigen Postbehörde gibt man dem Mangel an Austrägerpersonal Schuld, welchem nur nach Eingreifen der vorgesetzten Behörde abgeholfen werden kann; an Vorstellungen in dieser Richtung soll es nicht gefehlt haben. (7.) Ein Hektoliter braunes Bier kostet z. Zt. 18 Mark 14 Pfennige. - In Bezug auf Errichtung eines humanistischen Gymnasiums auf gemeindliche Kosten wurde heute der Bericht der Kommission im Magistrat bekannt gegeben. Nach diesem Bericht würden sich die Kosten für Adaptierung, Einrichtung einer Pedellswohnung, für Subsellien, Personal und Realexigenz etc. im ersten Jahre auf 5808 Mark, im zweiten auf 10.274 Mark; im dritten auf 15.820 Mark; im vierten nach Einrichtung von 4 Gymnasialklassen auf 22.650 Mark belaufen. Dieser Bericht soll nunmehr mit den Akten an das Gemeindekollegium zur Beschlussfassung darüber abgegeben werden, welche prinzipielle Stellung es zu der Frage überhaupt nimmt. Magistratsrat Brünn zieht einen hierzu gestellten Antrag „vom G.-K. die Mittel für eine noch in diesem Jahre zu errichtende 1. Klasse zu verlangen“, als verfrüht zurück, nachdem der Magistrat selbst in dieser Angelegenheit noch keinen Beschluss gefasst hat. - Der städtische Marstall, zur Zeit aus 5 Pferden bestehend, soll durch 1 Pferd vergrößert werden. (17.) In der katholischen Kirche fing der Schleier einer Konfirmandin durch das Zunahekommen an eine brennende Kerze Feuer, wodurch eine ziemliche Panik entstand; durch das besonnene Auftreten einiger Personen wurde das Feuer rasch gedämpft; einige Frauenzimmer wurden ohnmächtig, viele Personen drängten nach den Ausgängen, auch der Kinder bemächtigte sich ein großer Schrecken. Durch die Konstatierung des Geistlichen, dass keine Gefahr mehr vorhanden sei, beruhigte sich Alles wieder. Der Brauch, die Konfirmanden stundenlang brennende Kerzen in der Hand halten zu lassen, war die Veranlassung dieses Brandes. (18.) Heute wurden Probeversuche mit dem elektrischen Feueralarmapparat gemacht. Vom Rathaus aus wurden mit demselben die Turmglocken der Auferstehungskirche in Verbindung gebracht und nachdem der Apparat in Tätigkeit gesetzt wurde, kündeten rasch auf einander folgende Schläge auf 2 Glocken zugleich an, dass derselbe funktionierte. Vom Rathausturm hörte man jedoch nicht anschlagen. (23.) Nach der hiesigen Volkszeitung treibt sich z. Zt. ein Mormonenapostel hier herum, dem es auch bereits gelungen sein soll, mit der Tochter aus einem achtbaren bürgerlichen Hause einen Vertrag zu schließen, behufs Übersiedlung in die Salzseestadt. Die „Herren“ Eltern kamen jedoch dahinter und legten ihr Veto ein. Eine Familie soll sich hier befinden, die sich zum Mormonentum bekennt; Nürnberg soll 35 Familien zählen. - Der Präsident der Mormonengemeinde Nürnberg bestreitet, dass in letzter Zeit ein Mormonenapostel hier gewesen sei, dass zwar von Zeit zu Zeit Apostel aus der Salzseestadt hierher kommen, die stets bei ihm gastliche Aufnahme finden; deren Aufgabe sei jedoch nicht, Propaganda für ihre Sekte zu machen, sondern „die Gemeindeangehörigen im Glauben zu stärken, Kranke durch Händeauflegen und Salben zu heilen“. Er sprach mit Begeisterung vom Mormonentum und erklärte, dass er froh sein, nunmehr den rechten Glauben gefunden zu haben. Was er bezüglich der Vielweiberei erklärte, glaubt obengenannte Zeitung aus gewissen Rücksichten verschweigen zu sollen. (24.) 50jähriges Pfarrjubiläum des Kirchenrats Lehmus. (26.) In heutiger Sitzung des Gemeindekollegiums sprach man sich mit 17 gegen 11 Stimmen gegen Errichtung eines vollen Gymnasiums auf städtische Kosten aus. - Die Ludwigseisenbahn besitzt z. Zt. 8 Lokomotiven, 38 Personenwagen (darunter 25 heizbare), 10 Güterwagen und 1 Draisine. Die Personenwagen enthalten 112 Plätze 1., 336 Plätze 2. und 940 Plätze 3. Klasse. (29.) Die am 20. des Monats in Ars a. M. erfolgte Verhaftung des französischen Grenzpolizeikommissärs Schnäbele, der übrigens auf Befehl des Kaisers wieder freigelassen wurde, gab Anlass zu lebhafter Diskussion in allen Wirtschaften, auf der Straße usw., zumal bei dem aufgeregten Charakter der Franzosen ein Kriegsfall nicht ausgeschlossen war. Von der gereizten Stimmung der Franzosen und deren Überhebung, gibt folgender, einer hiesigen Firma zugegangener Brief Ausdruck: „Wir werden noch kommen, uns zu schlagen; ich hoffe Ihnen eines Tages in Fürth die Hand zu drücken, dann werden Sie den Besuch unserer ganzen Familie haben, den wir sind 4 Brüder und 1 Schwager, alle Offiziere in der Armee.“ - Bei Walzwerkbesitzer Tafel in St. Jobst b. Nbg. entstand dieser Tage eine große Rauferei zwischen seinen deutschen und französischen Arbeitern. Der französische Konsul ersuchte Tafel dringend, die fraglichen französischen Arbeiter auf Tafels Kosten in ihre Heimat zurückbefördern zu lassen, um weitere Anstände zu vermeiden. - Der schwäbischen Ohren so lieblich klingende Name „Schnäbele“ gab den Berliner Wespen Veranlassung zu nachstehendem Gedicht: „Verhaftet ist der Schnäbele, - zieht Frankreich nun sein Säbele? Es fällt ihm gar nicht ein. - Zwar hätt’ das Land solch Faibele, Doch sagt es schließlich: Nein! – Verhaftet ist der Schnäbele, - Das wäre so ein Hebele, Doch setzt ihn Frankreich an? Oh Non, weil es ein Gräbele, - Sich selber graben kann. 3