leicht verletzt und brauchten nicht einmal verbunden zu werden. Lokomotive und einige Wagen des angerannten Zuges Nr. 14 dampften bis nach Bahnhof Doos weiter und erst hier bemerkte man den Abgang der fehlenden Wagen. Lokomotivführer P. des Zuges Richtung Würzburg, der trotz Sperrsignal in den Bahnhof Fürth eingefahren war, erhielt 3 Monate Gefängnis. (17.) Um eine vom Magistrat ausgeschriebene Pedellstelle haben sich 140 Bewerber gemeldet!! (22.) Die Brauerei Geismann sandte dem Fürsten Bismarck ein Fass Salvatorbier. (26.) Unter dem Namen „Sigmund und Amalie Nathan‘sche Stiftung“ hat die Bankierswitwe Frau Amalie Nathan mit einem Kapital von 40.000 Mark eine Wohltätigkeitsstiftung gegründet, aus deren Renten alljährlich am Todestage ihres Mannes Sigmund 300 Mark und nach dem Ableben der Stifterin alljährlich weitere 300 Mark für ewige Zeiten an hiesige bedürftige Familienhäupter und Witwen verteilt werden sollen... (29.) Die öffentlichen Brunnen am Obstmarkt und Sterngasse wurden kassiert. April 1889 (4.) Dr. G. Ch. T. Fronmüller, Medizinalrat und Bezirksarzt a. D., Ritter des Ordens vom heiligen Michael 1 Kl. verstarb im Alter von nahezu 80 Jahren. Ein arbeitsreiches Leben fand hiermit seinen Abschluss. Er war 36 Jahre dirigierender Arzt am städtischen Krankenhaus dahier und 17 Jahre Bezirksarzt 1. Kl. Korrespondierendes Mitglied des Vereins der Wiener Ärzte, sowie der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Dresden und sonstiger medizinischer Vereine; Mitarbeiter an den Heilbronner ärztlichen Memorabilien; Herausgeber einer Chronik von Fürth und der „Geschichte Altenbergs und der alten Veste“, sowie mehrerer medizinischer Werke; Ehrenmitglied des ärztlichen Vereins, Mitgründer und Ehrenpräsident des Gewerblichen Vereins, wie auch 1. Vorstand des Theatervereins. Vorstand des Comités für Errichtung des Aussichtsturms auf der alten Veste. Langjähriger Pfleger des germanischen Museums. Inhaber der goldenen Verdienstmedaillen für Kunst und Wissenschaft von Seiten des Kaisers von Österreich und des Königs von Schweden, sowie anderer Ehrenzeichen. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass schon im Jahre 1856 die Diakonissen von Neuendettelsau die Pflege der weiblichen Abteilung im städtischen Krankenhaus übernahmen. (11.) In abgelaufener Nacht wurden im alten Friedhof von bübischer Hand 11 Grabdenkmäler umgeworfen und zum Teil schwer beschädigt. (21.) Im Hinblick auf die jüngst dahier vorgekommenen zahlreichen Typhusfälle hat der Magistrat beschlossen, in den Anwesen jener Straßen, welche dieses Jahr um- oder neu gepflastert werden, die Pumpbrunnen untersuchen zu lassen und bei schlechter Beschaffenheit des Trinkwassers die Schließung der betreffenden Brunnen anzuordnen. - Eine obligatorische Einführung der Wasserleitung wurde durch die Majorität des Magistrats abgelehnt. (29.) In Nürnberg sollte gestern nachts ein Stier am Staatsbahnhof ausgeladen werden; derselbe entsprang jedoch und lief auf dem Geleise weiter durch den Bahnhof Doos und durch den hiesigen Staatsbahnhof bis über die Eisenbahnbrücke der Rednitz, woselbst ihm ein Güterzug entgegenkam. Der Stier stellte sich und wurde ein Stück geschleift, wodurch er getötet wurde. Ein Wagen entgleiste sogar und hatte eine Verspätung im Gefolge; Menschen wurden nicht beschädigt. Mai 1889 (7.) Die von dem Wahlverein zur Erzielung volkstümlicher Wahlen auf gestern Abend im „Grünen Baum“ einberufene Volksversammlung, in der Reichstagsabgeordneter Grillenberger eine „sozialpolitische Rundschau“ hielt, war trotz des warmen Maiabends sehr zahlreich besucht. Der Redner verbreitete sich anfangs über die Ursachen und Entstehung der französischen Revolution... Als er schließlich einen Ausspruch des Dichters Charley über die französische Revolution citierte, löste der die Versammlung überwachende Polizeioffiziant Oberndörfer solche auf Grund des Sozialistengesetzes auf. Unter Pfeifen und Singen der Arbeitermarseillaise verließen die Zuhörer den Saal. (9.) Verschiedene Straßen werden umbenannt, so etwa die Kirchenstraße zwischen Gebhardt- und Königswarterstraße in Gabelsbergerstraße, Die Peterstraße zwischen Bahnhofplatz und Königswarterstraße in Bahnhofstraße; der Farrnbacher Weg hat zukünftig den Namen Wilhelmstraße zu führen, die Frankfurter Straße wird in Würzburger Straße umgetauft. (12.) Heute fand im „Grünen Baum“ eine „allgemeine Schreinerversammlung“ statt... Zur Besprechung gelangte die Einführung der 10stündigen Arbeitszeit. (16.) In den meisten größeren Schreinereien haben die Arbeitgeber die 10stündige Arbeitszeit bewilligt, in einigen Werkstätten wurde die Bewilligung durch Niederlegung der Arbeit erzwungen. (18.) Die Pferdebahnkutscher und Kondukteure tragen jetzt blaue Uniformen. (21.) In ca. 6 größeren Goldschlägereien legten heute die Gehilfen die Arbeit auf Schlagmetall und Komposition nieder; sie verlangen 10stündige Arbeitszeit und 33 1/3 Prozent Lohnerhöhung. (27.) Verschiedene Schlossergehilfen, deren Forderungen nicht erfüllt wurden, streiken. Juni 1889 13
Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/13
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