Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/23

Aus FürthWiki

Version vom 22. November 2024, 09:50 Uhr von Zonebattler (Diskussion | Beiträge) (→‎Nicht korrekturgelesen: Die Seite wurde neu angelegt: „(15.) Heute mittag 12 Uhr wurde die Eisenbahnstrecke Fürth-Cadolzburg eröffnet. Die städtischen Kollegien von hier waren auch vertreten. Diner zu 77 Gedecken im „Grauen Wolf“ zu Cadolzburg. (16.) Von heute an ist für Ladenbesitzer der Schnittwaren-, Mode-, Hut-, usw.-Geschäfte der Verkauf von 10 ½ Uhr vormittags bis 3 ½ Uhr nachmittags an den Sonntagen gestattet. (21.) Die Visitation der hiesigen Volksschulen durch den Kreisschulinspek…)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

(15.) Heute mittag 12 Uhr wurde die Eisenbahnstrecke Fürth-Cadolzburg eröffnet. Die städtischen Kollegien von hier waren auch vertreten. Diner zu 77 Gedecken im „Grauen Wolf“ zu Cadolzburg. (16.) Von heute an ist für Ladenbesitzer der Schnittwaren-, Mode-, Hut-, usw.-Geschäfte der Verkauf von 10 ½ Uhr vormittags bis 3 ½ Uhr nachmittags an den Sonntagen gestattet. (21.) Die Visitation der hiesigen Volksschulen durch den Kreisschulinspektor im Laufe dieses Jahres hatte laut ergangener Regierungsentschließung sehr gute Resultate: „Alle Schullokale entsprechen nach Raum und Licht den Anforderungen, die Lage der Schulhäuser sei günstig, die Hofräume gestatten eine ausreichende Bewegung der Jugend in der Freizeit, die innere Schuleinrichtung genügt den weitestgehenden Anforderungen und konnte nirgends eine unrichtige Sparsamkeit bemerkt werden. Das Prüfungsergebnis war sehr zufriedenstellend, trotzdem das Schülermaterial bei der fluktuierenden Fabrikbevölkerung ein sehr ungleiches ist.“ (31.) Eröffnung der Volksküche im neuen Lokal Theaterstraße 7. November 1892 (4.) Im Nachbarort Dambach wurde die Straßenbeleuchtung (Petroleum) eingeführt; in Poppenreuth besteht diese Einrichtung schon länger. (6.) Heute wurde in der Auferstehungskirche zum ersten Mal der Nachmittags-Predigtgottesdienst bei Gasbeleuchtung abgehalten. (24.) Von der Brauerei Evora und Meyer wurden jüngst 5 Brauburschen entlassen, angeblich wegen böswilligen Bierverschüttens. Die Entlassenen sind Mitglieder der Brauerorganisation und suchten bei derselben um Schutz nach; nachdem Verhandlungen mit Evora zu keinem Resultat führten, fand heute eine stark besuchte Versammlung im „Grünen Baum“ statt, in welcher M. Segitz das Referat übernahm. Evora und dessen Braumeister waren auch erschienen. Nach längerer Debatte wurde eine Kommission ernannt, welche nochmals mit Evora verhandeln soll und wenn diese Verhandlungen resultatlos verlaufen, so soll über das Bier der Brauerei der Boykott verhängt werden. (26.) Nachdem die Verhandlungen in heutiger Kommission wegen der entlassenen Brauburschen zu keinem, denselben günstigen Resultat führten, wurde über das Bier der Brauerei Evora und Meyer der Boykott verhängt. In den Wirtschaften wurden Zettel verteilt, die unter Anderem folgende Aufforderung enthielten: „An alle Arbeiter und rechtlich denkenden Menschen wird hiermit das Ersuchen gerichtet, sich so lange des Genusses von Evora-Bier zu enthalten, bis die gemaßregelten Arbeiter ihr Recht erlangt haben. Das Comité.“ Dezember 1892 (4.) Drei Schüler der Oberklasse der hiesigen Realschule wurden als Teilnehmer (Chargierte) an einer Schülerverbindung dimittiert; die übrigen kamen mit einem Verweis davon. (14.) Eine Hexengeschichte kam heute vor dem Schöffengericht in einer Privatbeleidigungsklage zur Erörterung. Die Dienstmagd E. H. von O. hatte nämlich ihre Tante, die Ökonomenfrau G., beschuldigt, dass sie eine Haushexe und deren Mutter eine Stallhexe sei. Einmal will sie gesehen haben, wie eine der Vorgenannten auf einer Kuh einen Ritt im Stall ausführte, um solcher die Milch zu vertreiben. Es gab wirklich Leute genug, welche die so angeschuldigten Frauen für Hexen hielten, die dem Vieh Schlimmes anhaben könnten und sie deshalb verfehmten. Ein Vergleich wurde deshalb zurückgewiesen. Das gegen die H. erlassene Urteil lautete auf 10 Tage Gefängnis und Tragung sämtlicher Kosten. - Die Inhaber der Kirchensitze in den protestantischen Kirchen können nach einem Beschluss des Konsistoriums nur dann während es Gottesdienstes darauf Anspruch machen, wenn solche die Sitze schon eingenommen haben, ehe der Geistliche auf der Kanzel erscheint. Versperrte Sitze werden vom nächsten Jahr ab nicht mehr geduldet. (21.) Auf Ansuchen wurde 48 Lehrern das Bürgerrecht gebührenfrei verliehen. (25.) - 13 Grad, schön. Grüne Weihnachten. Pegnitz Treibeis, Rednitz zugefroren. Januar 1893 (19.) Minus 28 Grad. - Kleinere Brandunfälle sind anlässlich der riesigen Kälte sehr häufig. (20.) Auf dem Wege der Privatwohltätigkeit erhalten Schulkinder, welche ohne jegliches Frühstück zur Schule kommen, ein solches durch die Pedelle. (22.) Ein Zug der Zirndorfer Bahn blieb mehrmals im Schnee stecken und brauchte einige Stunden, um nach Zirndorf zu kommen; von da nach Cadolzburg eingestellt. (25.) Vom 20. Dezember 1892 bis 25. Januar 1893 nur Minusgrade. Februar 1893 (3.) Die Folgen der gewesenen anhaltenden Kälte machen sich in jeder Richtung fühlbar. Kein Haus kam unbehelligt durch, Abtritte, Wasserleitungsrohre, Wassermesser, Zuleitungsrohre zu den Wassermessern, Kanäle aus den Häusern zu den Hauptkanälen, Abfallrohre etc., alles fror ein. Überschwemmungen in Kellern, Badezimmern, sonstigen Räumen, gab es in Menge. Durch 23