(14.) Nachdem die Inhaber der hiesigen Warenhäuser gegen die magistratischen Auflagen wegen der Feuersicherheit Beschwerde eingelegt haben, war heute eine Regierungskommission dahier, um die Warenhäuser zu besichtigen. - Zu den jüngst für das Geschäftshaus Forchheimer & Schloss vom Magistrat gemachten Auflagen sind noch weitere bezüglich des Fahrstuhlaufzuges und der Türen gekommen. - Für die Lorenz Scheidig'sche Möbelfabrik wurden aus Gründen der Feuersicherheit eine Reihe von Auflagen beschlossen. (15.) Das Infanterie-Offiziers-Kasino wurde gestern offiziell eröffnet. (19.) Weitere drei Droguengeschäfte dahier erhalten Auflagen wegen der Feuersicherheit. Februar 1904 (2.) Nach einem längeren Vortrag des 1. Bürgermeisters Kutzer im kleinen Saal des Hotel National, wozu Männer aus allen Berufskreisen und allen Parteien versammelt waren, hat sich gestern ein Verein für Volksbildung gegründet, der es sich zur Aufgabe macht, eine Lesehalle zu errichten, eine vielseitige Bibliothek zu schaffen und Vortragsabende zu veranstalten. Als Vermögensgrundstock sind bereits 2200 Mark vorhanden. (4.) Das kgl. protestantische Stadtpfarramt St. Michael erlässt folgende amtliche Bekanntmachung: Sonntag, den 14. des Monats soll die restaurierte St. Michaelskirche wiedereröffnet und dem gottesdienstlichen Gebrauch übergeben werden. In keiner neuerbauten Kirche wird die veraltete Einrichtung vermieteter Kirchenstühle mehr angetroffen. Diese Einrichtung, die sich mit der Würde eines Gotteshauses und mit dem gleichen Recht Aller in demselben nicht verträgt, will auch in die erneuerte Michaelskirche nicht mehr passen. Es ist deshalb unser dringender Wunsch und herzliche Bitte, es möchten alle Diejenigen, welche bisher noch gemietete Kirchensitze innehatten, ... auf ihre Sitze freiwillig verzichten... Nach Beschluss des Kirchenvorstandes dürfen Namensschilder auf den schönen, neuen Bänken nicht mehr befestigt werden. (11.) Mit Bezug auf die Feuersicherheit werden von der Saalbesichtigungskommission Auflagen vorgeschlagen für den Geismannsaal, den Weißengarten und das Versorgungshaus... (25.) Das Erlenwöhr am Waldmannsweiher, das 1878 vollständig abgeschlagen und 1897 durchforstet wurde, sollte neuerdings, da aus dem Holz ca. 1200 Mark zu erzielen wären, wieder abgeschlagen werden. Hauptsächlich in Rücksicht darauf, dass damit ein schönes Landschaftsbild beseitigt würde, nahm der Magistrat mit 10 gegen 4 Stimmen davon Abstand und vertagte die Gelegenheit auf 1 Jahr. März 1904 (2.) Wegen Raubes wurden ein 13jähriger Knabe H. und ein 12jähriger Knabe L. mit 3 bzw. 1 Monat Gefängnis bestraft. Dieselben haben dem 8jährigen Sohn eines Majors die Schlittschuhe mit dem Ruf „Her mit dem Schlittschuh!“ entrissen und gingen damit davon. (10.) Die israelitische Kultusgemeinde Langenzenn, welche eigentlich nur mehr aus 3 Familien besteht, will der Kultusgemeinde Fürth zugeteilt werden... Es weigert sich dagegen sowohl die Kultusgemeinde Fürth, als auch die näher an Langenzenn gelegene Kultusgemeinde Wilhermsdorf, beide aus Gründen, dass ihnen dadurch unverhältnismäßig hohe Lasten erwachsen könnten... (24.) Hauptmann Fr. Stahl vom 6. Feldartillerie-Regiment hat heute die Reise zur Schutztruppe nach Südwestafrika angetreten und leitet als Truppennachschub einen Transport... April 1904 (5.) Nach Zeitungsberichten haben die Brauer den beiden Wirtevereinigungen mitgeteilt, dass der Bierpreis nicht erhöht wird. (Es soll die Erhöhung in Folge des jüngst beschlossenen höheren Bier- und Malzaufschlages beabsichtigt gewesen sein). Dagegen soll die Gratisabgabe von Bier bei Fischpartien, Jahreswechsel usw., wie bisher üblich in der Weise eingeschränkt werden, als jeder Wirt im Jahre von seiner Brauerei nur mehr so viel Liter Bier gratis verabreicht erhält, als er Hektoliter Bier im Monat November ausschenkt. (14.) Im März waren im Sanatorium sämtliche 49 Betten belegt; darunter befanden sich 32 Versicherungs-, 3 Kassen-, 3 Stiftungs- und 11 selbstzahlende Kranke. (21.) Der städtische Wald wird ab 1. Juli 1904 vom Bezirksamt Fürth abgetrennt und dem Verwaltungsbezirk der unmittelbaren Stadt Fürth zugeteilt. Das Stadtgebiet erhält damit einen Zuwachs von 273 Hektar, 95 Ar und 95 Quadratmeter. (25.) Gestern fand auf dem Schießanger ein Fußballwettspiel zwischen Nürnberger und Fürther (Turnverein) Sportgenossen statt. Das Resultat war 5 Nürnberg gegen 3 Fürth. (26.) Sämtliche Werkstätten der Silberschläger Mittelfrankens werden ab 8. Mai auf die Dauer von 3 Wochen geschlossen; Grund: Überproduktion. (28.) Zur Errichtung eines Volksbildungsheims dahier hat Kommerzienrat Heinrich Berolzheimer in Nürnberg (geborener Fürther) 50.000 Mark gespendet; durch andere hinzu gekommene Spenden sind bereits ca. 120.000 Mark für diesen Zweck verfügbar... Mai 1904 57
Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/57
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