Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/74

Aus FürthWiki

Version vom 22. November 2024, 09:55 Uhr von Zonebattler (Diskussion | Beiträge) (→‎Nicht korrekturgelesen: Die Seite wurde neu angelegt: „Polizeistationen selbständige Sprechstellen und das Rathaus für sich 5 Rufnummern. Erspart werden künftig 2 Schutzleute, die bisher ständig mit den Umschaltungen beschäftigt waren. (2.) Die ersten elektrischen öffentlichen Uhren kommen nun an der neuen Unterführung der Leyher Straße zur Aufstellung... – In einer Regierungsentschließung vom 26. August wurde dem Magistrat eine Nase [sic!] erteilt, weil er Branntwein-Ausschankkonzessionen…)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Polizeistationen selbständige Sprechstellen und das Rathaus für sich 5 Rufnummern. Erspart werden künftig 2 Schutzleute, die bisher ständig mit den Umschaltungen beschäftigt waren. (2.) Die ersten elektrischen öffentlichen Uhren kommen nun an der neuen Unterführung der Leyher Straße zur Aufstellung... – In einer Regierungsentschließung vom 26. August wurde dem Magistrat eine Nase [sic!] erteilt, weil er Branntwein-Ausschankkonzessionen in letzter Zeit wieder zu freigiebig erteilt habe mit Rücksicht darauf, dass in den betr. Läden schon lange Schnaps verausgabt wurde. Der Magistrat wird aufgefordert, eine Statistik über die Schnapsschenken nach Alter und Stadtteilen aufzunehmen, worauf dann noch besondere Regierungsentschließung ergehen wird. (4.) Die Fleischer-Innung bringt einem ... Publikum zur gefl. Kenntnisnahme, dass infolge der hohen Einkaufspreise der Schweine der Preis für Bratwürste auf 10 Pfennig, für Restaurateure und Wiederverkäufer auf 9 Pfennige pro Stück erhöht werden. (6.) Heute wurde das neue Schulhaus an der Frauenstraße ohne irgendwelche Feierlichkeiten eröffnet. (10.) Bei dem Wien-Ostende-Expresszug riss infolge starken Bremsens im hiesigen Bahnhof die sog. Harmonikaverbindung und [es] musste der Speisewagen ausgeschaltet werden; nach einstündiger Verzögerung konnte der Zug abgelassen werden; durch diesen Unfall erlitten nachfolgende Züge Verspätungen. (11.) Die Hauptsynagoge ist im Laufe dieses Jahres einer umfangreichen Renovierung unterzogen worden und wurde nunmehr unter entsprechenden Feierlichkeiten der Gottesdienst daselbst wieder aufgenommen. (26.) Die Stallungen im Trainkasernement sind bereits in Benutzung genommen worden. (28.) Das Gemeindekollegium hat heute weitere 30 000 Mark aus der Reserve der Anleihe 1909 für Aufstellung von Gasselbstmessern bewilligt; nachdem eine Rentabilitätsberechnung über die bisher im Gebrauch befindlichen Gasselbstmesser die Fortführung dieser hauptsächlich den minderbemittelten Kreisen zugute kommenden Einrichtung auch wirtschaftlich rechtfertigt. – Seit einer Reihe von Jahren werden immer wieder Klagen über das jetzige städtische Krankenhaus laut. Bezirksarzt Dr. Spaeth und Stadtarzt Dr. Stark haben wieder holt auf die Mängel aufmerksam gemacht, die dem Krankenhaus anhaften und darauf hingewiesen, dass es notwendig ist, an den Neubau eines Krankenhauses heranzutreten. Neuerdings hat ein größerer Ausschuss aus Mitgliedern der beiden städtischen Kollegien die Angelegenheit wieder aufgegriffen und ist zu dem Beschluss gekommen, in Nürnberg anzufragen, ob man nicht bereit sei, die Fürther Kranken im Nürnberger Krankenhaus aufzunehmen, um für Fürth den Neubau eines Krankenhauses zu ersparen. Der Magistrat hat in geheimer Sitzung es abgelehnt, mit Nürnberg in Unterhandlung zu treten... Oktober 1909 (1.) Zwei Schutzleuten wird unter der Bedingung Polizeihunde zu führen gestattet, wenn diese an der Leine geführt werden und nur bei Nacht und in den Außenbezirken in Verwendung kommen. – Trainkasernement bezogen. (3.) 1. Kirchweihsonntag – Seit Bestehen der Ludwigseisenbahn war dies heute mit 40.689 Personen die größte Frequenz. (6.) Heute früh wurde im Ludwigskanal zwischen der Ronhofer und Braunsbacher Brücke die 27jährige Mechanikersfrau K. aus Nürnberg, ihr 3jähriger Knabe und ein 4jähriger Neffe, letzterer bei ihr in Pflege, tot aufgefunden. Die Kinder, die in Sonntagskleidern waren und die ihre Trompetchen krampfhaft noch in den Händen hielten, hatte sich die Frau um den Leib gebunden. Der Grund der Tat bestand darin, dass der Frau von ihrem Mann Untreue vorgeworfen – was sie entschieden bestritt – und die Scheidung angedroht wurde. Am Abend vorher soll die Frau in einem Wirtshaus an der Ronhof-Erlanger Straße noch mit den Kindern ein Glas Bier getrunken haben. Die Leichen wurden in die hiesige Leichenhalle verbracht. Nachmittags kam Mechaniker K. um seine Frau und die Kinder zu sehen, erging sich in Selbstanklagen, dass er seine Frau durch die nicht bewiesene Anschuldigung in den Tod getrieben und erschoß sich am Sarge seiner Frau. (8.) Unter ungeheuerem Andrang hat heute die Beerdigung der Familie K. stattgefunden; die Grabrede hielt der freireligiöse Prediger Wolffsdorf aus Nürnberg. (12.) Luftschiff Parsival III von Frankfurt a. M. kommend, hat heute nachmittag kurz vor 5 Uhr Fürth überflogen und ist um 5.20 Uhr in Nürnberg gelandet. (14.) Die Ludwigbrücke, welche durch das heurige Hochwasser stark beschädigt wurde, wird gegenwärtig einer gründlichen Reparatur unterzogen. (17.) Ein 18jähriger Commis, der in selbstmörderischer Absicht in die Rednitz ging, wurde heute als Leiche geländet. (21.) Die Regierung hat mit Entschließung vom 10. des Monats den Magistrat angewiesen, nicht bloß bei Ladengeschäften, sondern auch bei Wirtschaftskonzessionen das Bedürfnis für den Ausschank von Branntwein strengstens zu prüfen. Es wird jetzt dahier in 26 Gast- und 401 Schankwirtschaften Branntwein an Biergäste verabreicht, und in 16 Ladengeschäften an sog. Stehgäste Schnaps abgegeben. November 1909 74