Kirche St. Matthäus

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Kirche St. Matthäus und Pfarrhaus in Vach im Jahr 2019
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Die Kirche St. Matthäus ist die evangelische Kirche im Fürther Stadtteil Vach. Es handelt sich um eine Wehrkirche, die durch ihren Standort am Dorfrand über der Regnitz einen guten Blick auf alles, was über die Regnitzbrücke kommt, erlaubt.

Geschichte

Die erste Erwähnung von St. Matthäus findet sich nicht in einer genau datierten Urkunde, sondern im so genannten Pontificale Gundekarianum als Uáche (u als v zu lesen!). In dieser Handschrift wurden die kirchlichen Weihehandlungen notiert, die Gundekar II., Bischof von Eichstätt, in und außerhalb seines Bistums vorgenommen hatte. Nur wenige davon lassen sich zeitlich genauer eingrenzen, für alle anderen kommt die gesamte Amtszeit, also der Zeitraum zwischen 1057 und 1075 in Betracht. Das gilt auch für Vach. Die Kirchweihen von Vach, Lehrberg, Markt Bergel und Egenhausen wurden mit einer Reise nach Speyer in Verbindung gebracht, wo sich der Bischof am 15. Oktober 1059 aufhielt, um an einem Hoftag teilzunehmen. Für Lehrberg ist die Weihe am 16. Juni 1059 bezeugt. [1] Man kann also annehmen, dass St. Matthäus am 21. September 1059, dem Matthäustag, durch Bischof Gundekar von Eichstätt als Filialkirche der Pfarrei Fürth oder schon der Pfarrei Zirndorf geweiht wurde. Es ist nicht bekannt, ob diese Kirche, vermutlich nur eine kleine Kapelle, möglicherweise aus Holz, damals schon zum Sprengel von Zirndorf gehörte, was dann zumindest später der Fall war. Denn während Fürth und Burgfarrnbach zum Bistum Bamberg gekommen waren, blieben Zirndorf und auch Vach bis mindestens 1375 eichstättisches Lehen.[2]

Ab etwa 1057 also Filialkirche von St. Rochus Zirndorf, wurde sie am 13. Mai 1422 eigene Pfarrei und mit Ritzmannshof und Flexdorf selbstständige Kirche durch Bischof Johann II. von Würzburg. Erst ab diesem Zeitpunkt ist das Patrozinium St. Matthäus auch nachweisbar. Das Domkapitel zu Eichstätt begründete dies in einer Eingabe an Bischof Johann von Würzburg damit, dass die wachsende Gemeinde zu Vach die Gottesdienste in ihrer Pfarrkirche Zirndorf wegen der großen Entfernung bei Regengüssen und Wasserfluten öfters hat versäumen müssen.[3] Dieser Bitte schlossen sich auch Wilhelm Rummel, damals Besitzer des Burgstalls im Lohe, die Gemeinden Vach, Flexdorf und Ritzmannshof sowie der Pfarrer von Zirndorf, Ulrich Grottenauer, an. Am 13. Mai 1422 genehmigte der Würzburger Bischof als Diözesanherr, dass Vach von Zirndorf abgetrennt und zu einer eigenen Pfarrei erhoben wurde. Ritzmannshof und Flexdorf gehörten mit eigenen Sprengeln auch dazu.

In der Urkunde heißt es: "... zur selbstständigen Pfarrei mit allen Rechten u. a. auch mit dem Recht, einen eigenen Friedhof für die Verstorbenen zu haben. Auf Bitten des Wilhelm Rummel und der neuen Pfarrgemeinde Fach, verleiht der Bischof dem ehrwürdigen Herrn Grottenauer, Rector der Hauptkirche in Zirndorf, das Präsentationsrecht für den neuen Pfarrer und nimmt die neue Kirche in Fach gegen alle Beschwerung durch die weltliche Gewalt in seinem besonderen Schutz, was er mit seinen Bischofsiegel bekräftigt. Gegeben zu Würzburg am 13. Mai 1422".[4] Der Friedhof an der Kirche bestand bis 1813, bis aus Platzgründen der neue Friedhof Zedernstraße 5 gegründet wurde.

Der Bau der eigentlichen Kirche St. Matthäus wurde früher mit der Erhebung zur Pfarrei in Verbindung gebracht, was aber nicht stimmen kann. Denn eine dendrochronologische Untersuchung brachte ans Licht, dass die Balken des Chordachstuhls schon auf 1404 zu datieren sind. Für den Kirchturm und das Langhaus fehlen leider entsprechende Anhaltspunkte, denn deren Dachstühle wurden 1591 (und 1755) bzw. 1707 erneuert. Nachdem das Langhaus mit dem Chor im Mauerverband steht, dürfte es zur selben Zeit errichtet worden sein. Das Kreuzigungsrelief am Turm wird in das 14. oder 15. Jahrhundert datiert, der alte Konsolstein für die 1904 angebrachte Figur des Schmerzensmanns in das 15. Jahrhundert. Die großen Südfenster des Langhauses sind nicht ursprünglich, sondern ersetzten wahrscheinlich kleinere Fenster an derselben Stelle, wie es 1856 für das Fenster über dem Portal nachgewiesen ist, da keine älteren Spuren mehr zu erkennen sind. Im südlichen Winkel zwischen Turm und Langhaus befand sich noch 1832 ein offener Anbau mit Steildach, bei dem es sich nur um das Gehäuse für eine, damals wohl bereits verlorene, plastische Darstellung Christi am Ölberg handeln kann. Wie die meisten seiner Art wird er gegen Ende des 15. oder im frühen 16. Jahrhundert entstanden sein.

1528, und damit etwas später als im benachbarten Nürnberger Landgebiet, wurde Vach evangelisch. Die Übernahme der Regierung durch Markgraf Georg den Frommen 1527 hat der Reformation auch im Fürstentum Ansbach den Weg geebnet. Schon 1528 einigte er sich mit der Reichsstadt Nürnberg auf eine gemeinsame Visitation aller Pfarreien. Friedrich Scheffer, der damalige Pfarrer in Vach, und seine Gemeinde wurden dabei nicht durchwegs gut beurteilt. Zwar sei er ein junger verständiger Mann, habe auch Frau und Kinder und lese die Messe auf Deutsch. Doch sei er häufig im Wirtshaus anzutreffen, wie überhaupt die Vacher ihre Feiertage mit Tanzen, Kegeln, Spielen, Prassen und Fluchen verbrächten, wozu auch viele aus den umliegenden Dörfern kämen. Außerdem habe er am Karfreitag wie früher in das (Oster-)Grab die Hostie und ein Kruzifix gelegt, das vom gemeinen Volk u.a. mit Küssen und Knien verehrt werde. Mit dem Sakrament habe er eine Prozession und auf Wunsch der Bauern auch weiterhin Jahrtage gehalten.[5] Nach längeren Verhandlungen wurde Ende 1532 eine gemeinsame brandenburgisch-nürnbergische Kirchenordnung verabschiedet, die im Fürstentum Ansbach am 1. März 1533 in Kraft trat. Im selben Jahr wurden die ersten Kirchenbücher in Vach begonnen (Taufbuch 1533-1608 und Hochzeitsbuch 1533-1608, Totenbuch später von 1589-1606) die bis heute im Pfarrarchiv erhalten sind. Historische Kirchenbücher Zeitraum 1533 - 1808 Tauf-, Hochzeits- und Totenbücher. Das Eichstätter Patronatsrecht und die Diözesangewalt des Würzburger Bischofs wurden faktisch kassiert.

Im Zweiten Markgrafenkrieg, den 1552/54 Markgraf Albrecht Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach gegen die Bistümer Bamberg und Würzburg sowie die Reichsstadt Nürnberg führte, blieb das Fürstentum Ansbach neutral. Jedoch brach 1552 ein gewisser Veit Hager in die Kirche ein und entwendete 50 Gulden an Geld sowie drei Kelche, etliche gute Messgewänder und anderes mehr.[6] Da der Zehnt weiterhin Eichstätter Lehen war, versuchte die durch den Krieg verarmte Vacher Gemeinde 1554 von dort finanzielle Hilfe zu erhalten. Das Einkommen des Pfarrers sei so gering, dass sich kaum Bewerber fänden, und das Geld reiche für eine Reparatur des Pfarrhauses nicht aus. Die Eichstätter Domherren lehnten aber jede Zahlung ab, da sich die Gemeinde 1422 zum Bau und Unterhalt des Pfarrhauses verpflichtet habe. Nachdem auch die markgräflichen Behörden nicht halfen, war das Gebäude ab 1565 unbewohnbar; erst 1596 wurde ein neues Pfarrhaus errichtet.[7]

Bereits 1576 hatte ein Unwetter das Dach des Kirchturms abgedeckt. Aus Geldmangel war die nötige Reparatur unterblieben, so dass der Turmhelm schließlich im Jahr 1590 bei einem heftigen Sturm einstürzte und noch einen Teil des Kirchendachs zerstörte. Die Wiederherstellung im Jahr darauf kostete über 412 Gulden.[8] Der gedrungene, dreigeschossige Turm erhielt, da er als Wehrturm erbaut wurde, etliche Schießscharten. Die ersten Emporen im Innenraum wurden 1623 errichtet.

Wie viele andere Orte im Umkreis hatte auch Vach im Dreißigjährigen Krieg schwer zu leiden. Über 200 Menschen hatten ihr Leben verloren, allerdings hatten u. a. auch die Kirche und das Pfarrhaus den Krieg überdauert. 1665 kam Pfarrer Isaak Kästner nach Vach. Schon in seinem ersten Jahr kaufte er eine Orgel für die Kirche. Sie wurde schon 1669 vergrößert und 1670 wurde die ganze Kirche renoviert, wozu viele aus der Gemeinde beisteuerten. Es war eine barocke Umgestaltung mit Gemählden und Figuren schön ausgezieret.[9] Bei der Kirchenweihe am Matthäustag 1696 wurden auch zwei neue Glocken eingebracht, die Vorgängerglocke wurde dagegen eingeschmolzen. Als sein Sohn Johann Michael Kästner die Nachfolge angetreten hatte, erfolgte von 1706 bis 1708 ein größerer Umbau im Barockstil. Da die Orgel schon wieder zu klein geworden war, wurde 1706 eine neue Orgel samt Empore errichtet, ein Jahr später erhielt das Kirchenschiff einen neuen Dachstuhl mit einem hölzernen Tonnengewölbe und an der Nordseite eine dritte Empore. Vermutlich entstand damals im Winkel zwischen Turm und Langhaus auch bereits ein erster Treppenturm. Zur besseren Belichtung wurden zwei kleinere Emporen an der Südwand weggenommen und dafür die drei Fenster vergrößert. Im selben Jahr wurde die neue Kanzel aufgestellt, finanziert ausschließlich von der Familie Kästner, und 1708 wurde der 400 Jahre alte Altar, der noch mit Heiligenbildern geziert war, abgerissen und es folgte ein neuer barocker Altar von Johann Philipp Göbel.[10] Im September wurde zudem ein neuer, bewegbarer Taufstein eingeweiht. Er ersetzte den alten, großen und "unbequemen" Taufstein. Abschluss war erst einmal zum 8. Dezember 1710 der Häng-Leuchter aus Messing, den Tabakhändler Conrad Rost, Sohn eines Weinhändlers aus Nürnberg, und seine Frau Dorothea Rostin stifteten, wie im Ring des Leuchters eingraviert ist.

Nach einem Blitzschlag, der 1755 den Turm und das Langhaus beschädigte, wurde anlässlich der Instandsetzung auch das Innere der Kirche gründlich renoviert.[11] 1791 kam eine neue Glocke hinzu. Sie war die größte und ist älteste bis heute erhaltene. 1811/12 wurde das baufällige Pfarrhaus durch einen Neubau ersetzt.

Die Vacher Kirche erlebte seit dem 19. Jahrhundert manche bauliche Veränderung. 1822 wurde der Kirchturm für 180 Gulden repariert[12], nach 1832 brach man das Gehäuse des Ölbergs und die Torhalle vor dem Eingang zur Kirche ab, die wohl noch aus dem 17. Jahrhundert stammte. Seit 1834 gehörten auch die Katholischen aus Mannhof zur Kirchengemeinde Vach. Für den Neubau des Kantorats im Jahr 1852 an der Stelle des alten Schulhauses muss auch das Kirchhoftor abgerissen werden.[13] Um bessere Lichtverhältnisse in der Kirche zu schaffen, wurde 1856 das kleine Fenster über dem Portal vergrößert und die Nordseite erhielt erst jetzt die beiden Rechteckfenster.[14] 7 Jahre später schuf man einen neuen Außenzugang zur nördlichen Empore, ansonsten wurde vor allem das Innere der Kirche verschönert. Der baufällige Treppenaufgang zwischen Turm und Langhaus musste 1895 durch einen Neubau ersetzt werden.

Bereits 1890 hatte der Nürnberger Architekt Theodor Eyrich (1838-1907) eine grundlegende Erneuerung des Kirchenraums vorgeschlagen. Altar und Kanzel aus der Barockzeit hätten einen sehr negativen Kunstwert und sollten passend zum Außenbau in (neu-)gotischem Stil erneuert, die Fassade dagegen nicht wieder gestrichen, sondern abscharriert werden. Entsprechende Pläne, die außerdem einen neuen, wuchtigen Taufstein und die Freilegung des Fachwerks an den Chortürmchen vorsahen, wurden im August 1901 vorgelegt. Noch im selben Jahr richtete man eine Kirchenheizung ein und stellte im Chor einen großen Koks-Ofen auf. Das Renovierungsprogramm wurde im Jahr 1902 umgesetzt, der Barockaltar wurde durch den neugotischen ersetzt, doch blieb immerhin die Kanzel erhalten. Die alte Herrschaftsempore über dem Eingang zur Sakristei wurde beseitigt, die Wände bekamen einen Anstrich mit Fugenmalerei und es wurde auch eine neue Orgel angeschafft. Im Rahmen der Renovierungsarbeiten wurde auch die Gruft geöffnet. Unter dem Chor wurden zwei, in der Mitte des Schiffes sechs Särge ehemaliger adeliger Familienmitglieder gefunden. 1904 schuf der Nürnberger Bildhauer Jakob Rotermundt die Statue des Ecce homo (Schmerzensmann) am Turm, die er 1909 durch die Figur des Kirchenpatrons St. Matthäus und ein Relief (Christus als Weltenrichter) ergänzte.[15] Mit dem Stromanschluss 1911/12 kam noch ein großer elektrischer, schmiedeeiserner Kronleuchter hinzu, der barocke Messing-Kerzenleuchter wurde auf den Dachboden verbannt.[16]

Die Begeisterung über die neugotische Einrichtung hielt nicht sehr lange an. Pfarrer und Gemeinde wollten 1938 den Barockaltar, der zerlegt auf dem Kirchenboden lag, zusammensetzen und mit der Kanzel und dem alten Taufstein (d.h. dem Taufengel) die frühere Einheit wieder herstellen. Das Landesamt für Denkmalpflege schloss sich dem an, verlangte aber außerdem einen neuen Innenanstrich sowie die Beseitigung des modernen Kronleuchters und des hässlichen Bodenbelags von 1902. Im Frühjahr 1939 wurden der alte Altar und der Taufengel wieder aufgestellt, der alte Messingleuchter wieder angebracht und der Chor hergerichtet. Dann unterbrach der Beginn des Zweiten Weltkriegs die Arbeiten.[17] Die beiden älteren Glocken von 1696 wurden 1942 abgehängt und wohl als „Metallspende“ zu Rüstungszwecken eingeschmolzen. 1945/46 erlitt die Kirche mehrmals erhebliche Schäden: am 16. April 1945 und am 21. Januar 1946, als erst die Regnitzbrücke vor dem Einmarsch der US-Truppen, dann zunächst im Fluss versenkte Munition durch die Amerikaner gesprengt wurden, was die neuen Fenster wieder zerstörte. Am 20. September 1946 griff auch noch ein Großbrand auf die Kirchturmspitze über, deren Absturz einen Teil des Langhausdachs zerschlug. Erst im Herbst 1947 konnte die vor Jahren begonnene Kirchenrenovierung beendet werden. Decken, Wände und Emporen wurden hell gestrichen, letztere mit biblischen Sprüchen und Szenen in Sepiaton bemalt.[18]

Während die größere der beiden abgenommenen Glocken nicht mehr aus dem Krieg zurückkam, fand man die kleinere Heroldtsglocke auf der Sammelstelle Hamburger Glockenfriedhof wieder. Am 18. Juni 1947 kehrte sie nach Vach zurück und wurde am 22. Juni bei einem Festgottesdienst feierlich geweiht. 1951 wurde die verloren gegangene mittlere Glocke ersetzt. 1958/59 erfolgten die gründliche Reparatur der Dächer und die Erneuerung der Schwarwachttürmchen am Chor. Am 19. August 1959 zerbarst die alte, kleine Glocke beim Montieren des neuen eisernen Glockenstuhls. Der damals bereits geplante Ersatz des inzwischen maroden Treppenturms von 1895 durch einen sich besser einfügenden Neubau ließ sich erst 1966 verwirklichen.[19] Eine Außenrenovierung folgte 1970/71. Bei dieser Gelegenheit wurde die Fassade gereinigt, anschließend aber mit roter Farbe angestrichen und - angeblich nach Befund - mit einem weißen Fugennetz versehen.[20] Das fand in der Gemeinde keinen großen Anklang. Problematischer war aber, dass die Kirchenmauern durch eine fehlerhafte Ableitung der Dachrinnen stark durchfeuchtet wurden.[21] Zunächst war 1989 wieder einmal eine Innenrenovierung an der Reihe. Sie gelang so gut, dass die Gemeinde dafür vom Bezirk Mittelfranken eine Auszeichnung erhielt.[22] Eine gründliche Außeninstandsetzung folgte dann 1991/92. Vor allem wurde das Dach neu gedeckt und die Wasserableitung verbessert. Umstritten war die Fassadengestaltung: Die Kirchengemeinde hätte den Sandstein gerne wieder freigelegt, das Landesamt für Denkmalpflege beharrte auf einem Anstrich, verzichtete aber auf die Quaderung, da eine erneute Befunduntersuchung 1988 zu keinem klaren Ergebnis kam. Kritik ernteten jedoch der rosa Farbton, zumal damit auch die Figuren und Reliefs am Turm überstrichen wurden, und das Auftreten unschöner brauner Flecken, die vermutlich auf einer Reaktion mit Eisenoxydeinschlüssen im Stein beruhten und deren Beseitigung einige Mehrkosten verursachte. Bemerkenswert war die Opferbereitschaft der Gemeinde; mehr als drei Viertel der Gesamtkosten in Höhe von rund 200.000 DM konnte sie durch Eigenmittel aufbringen.[23]

Seit dem Jahr 2008 und viele Jahre danach wird zu Christi Himmelfahrt auf dem Atzenhofer Solarberg ein Gottesdienst (Ideengeberin Katrin Grimmer) – ausgerichtet von der Vacher evangelischen Gemeinde Kirche St. Matthäus gefeiert. So auch am 21. Mai 2009 mit rund 150 Christen, die durch einen extra eingerichteten Fahrdienst auch Mitglieder auf den Gipfel brachte, die nicht mehr gut zu Fuß waren. Mittels einer Hochleistungs-Funkfernbedienung steuerte Pfarrer Markus Pöllinger die rund zwei Kilometer entfernten Glocken vom Vacher Gotteshaus. .[24]

Logo der Evang..-Luth. Kirchengemeinde St. Matthäus Vach 2006

2009 die 950 Jahrfeier der Kirche wurde am 11. Juli mit einem Festgottesdienst und einem Straßenfest "Jubiläumsmeile" der Vacher Vereine und Geschäftsleute zwischen 11 und 19 Uhr gefeiert. Die Einnahmen der Veranstaltung waren für die geplante Sanierung des Kindergartens bestimmt. Außerdem wurde eine Ausstellung am 19. Juli zur Jubiläumsfeier von Georg Mehl zusammen gestellt. Weiterhin fand eine musikalische "St. Matthäus Nacht" am 29. August und ein weiterer Festgottesdienst am 20. September statt.

Beschreibung des Baudenkmals

Evang.-luth. Pfarrkirche St. Matthäus, verputzter Sandsteinquaderbau mit Satteldach, rechteckigem Ostchor mit Walmdach und polygonalen Ecktürmchen und dreigeschossigem Westturm mit Spitzhelm, Saalbau mit zweiseitig umlaufenden Emporen und eingezogenem Rechteckchor mit Kreuzrippengewölbe, Anfang 15. Jh., Langhaus und Westturm Ende 16. Jh., Instandsetzungen Ende 17. Jh., 1735, 1755, nördlicher Treppenhausanbau 1895/96; mit Ausstattung; Kirchhofsmauer, Sandsteinquadermauer, teilweise mit Stützpfeilern, wohl 17./18. Jh.

Beschreibung der Innenausstattung

Der Barockaltar entstand 1708, wurde aber in seiner ursprünglichen Form nicht erhalten, sondern wurde 1902 zerlegt auf den Dachboden verbracht. 1939 wurde er wieder zusammengebaut und in der Vacher Kirche aufgestellt. Die Kreuzigungsszene mit blauem Hintergrund stammt vermutlich aus dem frühen 16. Jahrhundert. Teile des neugotischen Altars, der von 1902 bis 1939 in der Kirche stand, wurden im Turm aufgestellt und enthalten die Namen der Gefallenen und Vermissten des Zweiten Weltkriegs.

Die Kanzel wurde 1707 gleichzeitig mit der Langhaustonnendecke erbaut. Man nennt sie Moseskanzel, weil sie von einer Mosesfigur getragen wird. Der Kanzelkorb zeigt die wichtigsten Gestalten des Neuen Testaments, die vier Evangelisten und Paulus mit dem Schwert. Auf dem Schalldeckel steht der Weltheiland in der Linken die Weltkugel und mit der Rechten seine Gemeinde segnend. Der Kronleuchter von 1710 bildet den optischen Mittelpunkt der Kirche. Es handelt sich um einen sogenannten flämischen Leuchter, wobei sich hier acht Arme in jedem der zwei Kränze um die Mittelachse formieren. Die Basis der Mittelachse bildet eine Messingkugel, die die Weltkugel symbolisiert, den Leuchter stablisiert und das Licht der Kerzen effektvoll widerspiegelt. Das einfache Lesepult wurde 1962 von den Konfirmanden gestiftet. Von der ersten Orgel über dem Altar wird in einem Bericht von 1666 geschrieben, sie wurde 1669 vergrößert. Die Orgel auf der 1706 errichteten Empore wurde 1822 von Johannes Eichenmüller erbaut, nachdem man die alte nach Buchschwabach verkauft hatte. Das barocke Äußere wurde 1902 vom Orgelbauer Strebel aus Nürnberg zusammen mit einem pneumatischen Werk errichtet. 1980 kam in diesen alten Orgelprospekt ein neues Werk von Ismayr aus Bernried am Starnberger See.[25] Das farbige Osterfenster im Altarraum wurde in der Osternacht 1994 enthüllt. Es war von der Nürnberger Künstlerin Irmgard Hinkes entworfen und im Glasatelier Höller in Eschenbach in der Oberpfalz ausgeführt worden. Reichliche Spenden hatten das Projekt ermöglicht, das endlich das alte farbige Fenster, das bei der Brückensprengung 1945 zerstört worden war, wieder aufleben ließ.

An der östlichen Wand des Kirchenschiffs sind auch drei Gemälde nach Lukas Cranach zu finden. Es handelt sich um Kopien, vermutlich aus dem 18. Jahrhundert, die Originale stammen aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Sie zeigen mit dem sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen, Martin Luther und Philipp Melanchthon drei bedeutende Männer der Reformation. Der barocke Taufstein steht im Chorraum, kann aber bei Konzerten auf die Seite gerollt werden. Er stammt aus dem Jahr 1708 und besteht aus einem schweren, rot marmorierten Dreifußsockel, auf dem ein puttenähnlicher Barockengel kniet, der wiederum das mit Akanthusblättern verzierte Muschelbecken trägt. Im Gegensatz zu vielen anderen Taufbecken mit nackten, als anstößig empfundenen Engeln fiel er nicht dem "Taufengelsterben" im 19. Jahrhundert zum Opfer. Das Wappenschild an der Stirnwand des Kirchenschiffs gehört zu den Herren von Burgstallohe, den Familien von Waldeck und Eselsburg, und zeigt als Datum den 24. Januar 1717. Sie sind in einer Gruft unter dem Kirchenschiff beerdigt, die bei der Renovierung mit Sand aufgefüllt wurde.

Bei der Renovierung im Jahr 1989 wurde die alte Farbgebung im inneren entdeckt und wiederhergestellt. Neben dem Weiß der Wände herrschen jetzt wieder blaugraue und altrosa Töne vor.

Die älteste der vier Glocken stammt aus dem Jahr 1791 und wurde bei der Glockengießerei von Ernst Lösch und seinen Söhnen in Ansbach gegossen. Sie wiegt 850 kg und ist auf Ton fis' gestimmt. Die zweite Glocke wurde 1951 vom Heidelberger Glockengießer Friedrich Wilhelm Schilling gegossen. Sie wiegt 400 kg und ist auf a' gestimmt. Nachdem die kleinere alte Heroldtsglocke 1959 bei Bauarbeiten kaputt gegangen war, kamen im Jahr 1966 die neue 3. Glocke und gleich eine 4. Glocke hinzu, beide aus der Glockengießerei Rincker im hessischen Sinn. Die größere Glocke 3, die sogenannte Trauglocke, wiegt 290 kg und ihr Ton ist h'. Die Glocke 4, die Taufglocke, wiegt 220 kg und ist auf cis gestimmt.[26]

Österreichische Exulanten

Erzherzog Ferdinand, seit 1619 deutscher Kaiser Ferdinand II. und sein Nachfolger Ferdinand III. führten eine harte Gegenreformation in ihren Erblanden durch. Wer nicht wieder katholisch werden wollte, musste Österreich verlassen. Für evangelische Glaubensflüchtlinge bürgerte sich der Terminus „Exul Christi“ – verbannt um Christi willen – ein. 1629 und 1630 richtete sich die habsburgische Gegenreformation auf den Adel und die Städte. Evangelische Adelsfamilien emigrierten Richtung Regensburg und Nürnberg. Nach 1636 kam es auch zur Vertreibung von evangelischen Bauern aus Ober- und Niederösterreich. [27]. In jedem Gottesdienst stehen Hostiendose und Abendmahlskelch in der Sakramentsnische im Chorraum. Die vasa sacra wurde der St. Matthäus Kirche gestiftet von der oberösterreichischen Exulantenfamilie von Storch, die 1632 wegen ihres evangelischen Glaubens ihre Heimat, das Schloß Klaus bei Steyr, verlassen mussten und in Vach Aufnahme fanden.[28] Herkunftsgebiete waren das Mühlviertel, das Hausruckviertel, das Waldviertel, das Land ob der Enns.

Exulanten aus der Eisenwurzen und Oberösterreich

Etwa 100 Exulanten dieser Zeit kamen nach Vach. Etliche kamen aus dem Eisenwurzen, einer Landschaft am rechten Ufer der Enns zwischen Steyr und Enns.[29] Zu dieser Gruppe gehörte auch die Familie Storch von Claus[30], die der Vacher St. Matthäus-Kirche ihr mitgenommenes Abendmahlsgeschirr und Taufbecken vermachten.

Salzburger Exulanten 1731/32

Auf ihrem Weg nach Ostpreußen kamen Glaubensflüchtlinge (Salzburger Exulanten) aus dem Erzstift Salzburg auch durch Vach. Sie waren vom Fürsterzbischof Leopold Anton Graf von Firmian 1731/32 vertrieben worden.

Die Notiz auf Seite 17 der Pfarrbeschreibung 1845 vom Pfarrer Höllerer sei wegen der Zugehörigkeit zum Thema "Salzburger Exulanten" hier angebracht:
"Anno 1733 rückten ohngefähr 80 Salzburger Emigranten hier ein, wovon ein Theil zur Beichte und zum hl. Abendmahl gingen und am hl. Pfingstfeste dem Vor- und Nachmittagsgottesdienst beiwohnten." [31]

Pfarrer von St. Matthäus zu Vach

(Siehe Hauptartikel Reformation)

Vor der Reformation

  • ab 1422 Ulrich Grottenauer (Zuerst ständiger Vikar; ab 1422 erster Pfarrer der Pfarrei Vach)

Ab der Reformation

  • 1528 Friedrich Scheffer
  • 1531/1533 - 1547 Friedrich Winckelmann
  • 1548 - 1554 Otto Schmid
  • 1554 - 1565 Nicolaus Walter aus Haßfurt
  • 1565 - 1588 Ambrosius Mülberger aus Dinkelsbühl
  • 1588 - 1597 Georg Aigenbeck, danach Pfarrer in Roßtal
  • 1597 - 1608 Joseph Just. Braun aus Gunzenhausen
  • 1608 - 1617 Sebastian Schüler aus Ansbach
  • 1618 - 1621 Nikolaus Viktor Schopper
  • 1622 - 1642 Johann Georg Renner
  • 1642 - 1644 Job. Hämmerlein aus Nürnberg (1642 – 1643 Peter Jacob Hülner??)
  • 1645 - 1652 Johannes Molleolus, ordiniert aus Ansbach
  • 1652 - 1665 Georg Wilhelm Müller, früher zu Regelsbach
  • 1665 - 1705 Isaak Kästner aus Waltershausen, Thüringen
  • 1705 - 1748 Johann Michael Kästner (Sohn)
  • 1748 - 1799 Johann Adam Kästner (Sohn) (1788 - 1801 J. W. Kästner, Adj.)
  • 1801 - 1820 Johann Christ. Ritter aus Ansbach (geb.?, gest. 16. November 1820 in Vach)
  • 1821 - 1844 Johann Christoph Engelhart aus Tauberzell
  • 1844 - 1850 Johann Christian Höllerer aus Floß
  • 1851 - 1868 Johann Leonhard Tobias Roth aus Nürnberg
  • 1869 - 1870 Dr. August Albrecht Drechsel aus Taschendorf
  • 1871 - 1872 Friedrich Wilhelm Otto aus Regensburg
  • 1873 - 1878 Christian Felix Heinrich Illing aus Hersbruck
  • 1878 - 1886 Konrad Regner aus Nürnberg
  • 1887 - 1919 Georg Matthis Stahl aus Weiden
  • 1920 - 1932 Julius Reissinger
  • 1932 - 1937 Ernst Karrer aus Alersheim/Ries
  • 1937 - 1951 Kurt Klein aus Nürnberg
  • 1951 - 1966 Eduard Lindner aus Ullstadt
  • 1966 - 1968 Georg Herrmann aus Nürnberg
  • 1969 - 1975 Hans Sommer
  • 1976 - 2006 Peter Trojanski aus Ratibor
  • seit 2006 Markus Pöllinger

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Heidingsfelder, Franz: Die Regesten der Bischöfe von Eichstätt (Erlangen 1938), Nr. 222 und 223 sowie Sax, Julius: Geschichte des Hochstifts und der Stadt Eichstätt (2. Aufl. Eichstätt 1927), S. 61; Festschrift 950 Jahre Kirche Allerheiligen Egenhausen 1059-2009 (Egenhausen 2009), S. 10.
  2. Sprung, Werner: Zehnten und Zehntrechte um Nürnberg. In MVGN 55 (1967/68), S. 1-71, hier S. 24ff, 57ff
  3. Abschrift der Urkunde PfA (Pfarrarchiv) Vach, A 100, Bl. 1-2
  4. St.A. Nürnberg, O.A. Cadolzburg Urkunde 338 vom 13. Mai 1422
  5. Schornbaum, Karl: Aktenstücke zur ersten brandenburgischen Kirchenvisitation 1528 (München 1928), S. 32 und 80f
  6. PfA Vach A 101, Pfarrbeschreibung 1845, Bl. 19v
  7. PfA Vach A 101, Pfarrbeschreibung 1845, Bl. 15v und loses Faszikel von 1913 mit Auszügen aus Ansbacher Konsistorialakten 1547-1795. Der Pfarrhausbau 1596 wird auch in A 29 auf dem Titelblatt erwähnt
  8. PfA Vach, A 101 Pfarrbeschreibung 1845, Bl. 19v; vgl. A 29, Notiz auf dem Titelblatt
  9. PfA Vach, A 28 Kirchenstiftungsrechnungen 1659-1677
  10. PfA Vach A 31, Bl. 152 ff.); zu Göbel s. Erlanger Stadtlexikon (Nürnberg 2002), S. 317f
  11. Genaue Abrechnung im Landeskirchlichen Archiv Nürnberg, Rep. 18 Dekanat Langenzenn Nr. 695, Bl. 282-286 und 323-333; vgl. auch die Turmknopfinschrift von 1755, abgedruckt bei Großner, Rudolf: Vach im Spiegel von Jahrhunderten (Vach 1978), S. 33f
  12. Großner, Rudolf: Vach im Spiegel von Jahrhunderten (Vach 1978), S. 35ff
  13. Markus Pöllinger: 950 Jahre St. Matthäus in Vach, Geschichte * Kunst * Leben. 2009, S. 95.
  14. PfA Vach, A 207 (mit Plänen)
  15. PfA Vach, A 205 (umfangreicher Bauakt mit Gutachten von 1890, Plänen, Entwurfsskizzen und Fotos), dazu A 206 (Kirchenheizung). Zu J. Rotermundt, der auch die Konsole der Matthäusstatue und die beiden Baldachine herstellte, vgl. Grieb, Manfred H. (Hrsg.): Nürnberger Künstlerlexikon (München 2007), S. 1269
  16. PfA Vach, Akt ohne Nr. (Stromanschluss, mit Plänen und Fotos)
  17. PfA Vach, A 205. Den neugotischen Taufstein gab man 1949 nach Herbolzheim bei Uffenheim ab, dessen 1945 zerstörte Kirche damals gerade wiederhergestellt wurde
  18. PfA Vach, A 205 (mit Entwürfen von Architekt Willibald Bernert für die farbige Ausgestaltung des Chorraums)
  19. PfA Vach, Baupläne 1959 und 1965
  20. Vgl. die Abb. bei Heinrich Habel: Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth. Lipp Verlag, 1994, S. 484.. Eine hellrote Fassung mit weißem Fugennetz, die aber erst von 1681 stammen dürfte, wurde 1986 an der Gründlacher Kirche nachgewiesen. Vgl. Frhr. v. Haller, Bertold: St. Laurentius in Großgründlach. Geschichte eines Kulturdenkmals im Knoblauchsland (Nürnberg 1990), S. 80
  21. Zur Renovierung von 1970/71 vgl. diverse Notizen im Bauakt von 1987ff (PfA Vach)
  22. Schötz, Hartmut und Töpner, Kurt: Sanierte Kulturdenkmäler. Denkmalprämierung des Bezirks Mittelfranken (Ansbach 1990), S. 84
  23. PfA Vach, Bauakten zur Außenrenovierung 1987ff
  24. Gottesdienst auf dem Fürther Solarberg. In: Fürther Nachrichten vom 23. Mai 2009
  25. Markus Pöllinger: 950 Jahre St. Matthäus in Vach, Geschichte * Kunst * Leben. 2009, S. 65.
  26. Markus Pöllinger: 950 Jahre St. Matthäus in Vach, Geschichte * Kunst * Leben. 2009, S. 82-86.
  27. Georg Kuhr: „Österreichische Exulanten: Gründe der Auswanderung, Orte der Zuwanderung und Bedeutung für Franken nach dem Dreißigjährigen Krieg“ in: Frankenland, 1987, S. 163
  28. Gemeindebrief 2009 Nr. 2 Seite 5
  29. Eberhard Krauß: „Die Ansiedlung der Exulanten“ in: „950 Jahre St. Matthäus in Vach“, S. 124
  30. Sie besaßen das Schloss in Klaus
  31. Sammlung Georg Mehl, Mannhof

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