Fränkische Pelzindustrie Märkle & Co.

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Firmenzentrale Karolinenstr. 104 - 108 bei Nacht

Die Firma Fränkische Pelzindustrie Märkle & Co. (später Marco Pelzveredelungs GmbH, umgangssprachlich Marco Pelze) war ein bedeutendes Fürther Unternehmen im Bereich der Pelzverarbeitung.


Geschichte

Der ursprünglich von Franz Rudolf Märkle in Leipzig gegründete Betrieb firmierte mehrfach um und kam erst über einige Umwege nach Fürth. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 siedelte sich die Firma unter neuem Namen (Bavarian Fur) und mit neuem Partner ([Dr. Heinz Levié]) zuerst im Schlossgut Chiemsee und danach in Langenzenn an (1947). Schließlich bezog man in Stadeln angemietete Fabrikräume der damaligen, unter amerikanischer Besatzung stehenden Dynamit Actien Gesellschaft und benannte sich erneut um in Fränkische Pelzindustrie Märkle & Co. (Kronacher Straße 67). In dieser Zeit wurde der Beruf des "Rauchwarenzurichters" von Dr. Märkle erfunden, 1948 war der erste Ausbildungsjahrgang.[1] Durch den raschen Aufschwung der Firma wurde bereits 1954 ein Umzug in größere Räumlichkeiten notwendig. Diese fand man unweit des Fürther Bahnhofs an der Karolinenstraße 104.[2] in den ehemaligen Fabrikationsräumen der Konservenfabrik E. Arnold & Co. (bis 1910 J. W. Engelhardt & Co.). 1959 Zukauf der benachbarten Gebäude Karolinenstr. 106 u. 108 (vormals Süddeutsche Lebensmittelwerke bzw. ebenfalls J. W. Engelhardt & Co.). Dort erreichte das Unternehmen seine größte Ausdehnung. In der Blütezeit der 1950er - 1970er Jahre beschäftigte das später unter dem Namen Marco-Pelze (der Name Marco war die Fortführung der Schutzmarke Marko (mit „k“) der Vorkriegsfirma Märkle & Co.) bekannte Unternehmen über 1000 Mitarbeiter. Schon 1949/50 wurden von der eigens gegründeten "Siedlungsgesellschaft Fränkische Pelzindustrie GmbH" erste Mitarbeiter-Wohnungen in der Flurstraße 12 - 20 errichtet, später folgten weitere Wohnungen in der Schulstraße 6 - 10.[3] Der jährliche Umsatz betrug in Spitzenzeiten 100 Millionen DM und man betrieb weltweit mehrere Niederlassungen. 1983 ging die Firma aufgrund von Marktveränderungen und der zu späten Reaktion darauf in Konkurs. Der Veredlungsteil der Firma wurde kurz nach dem Konkurs an eine Schweizer Finanzgruppe verkauft und in Marco Pelzveredlungs-GmbH umbenannt,[4][5] 1989 ging auch diese Nachfolgefirma aufgrund eines unbezahlten Großauftrags in Konkurs.[6] Die Gebäude werden heute u. a. zu Wohnzwecken genutzt, ein Nachfolgeunternehmen besteht mit der Fa. Raab & Metz in Nürnberg.

Ansichten vom Werk Kronacher Straße 67, Werbeanzeige von 1950


Produkte

Blick in die Zurichterei
Produkte und Produktionszahlen 1983

Der Betrieb gliederte sich in die Sparten Fellgroßhandel, Pelzveredelung und Modellwerkstätten, in denen auch für Privatkunden gearbeitet wurde.

Am 1. November 1954 wurde in München von der Fränkischen Pelzindustrie gefärbte Persianer der Öffentlichkeit als Weltneuheit präsentiert.[7] Hauptanteil dürfte hierbei die aufwändige, überwiegend von Hand erfolgte Veredelung (Zurichten, Färben) von Fellen und Pelzen verschiedenster Tierarten gewesen sein. Bekannte Felltypen waren z. B. Persianer, Indischlamm, Kanin, Chinchilla, usw. Alleinstellungsmerkmal und Erfolgsgeheimnis der Firma war nach eigenen Angaben Märkles die konsequente Weiterentwicklung von Farben und Methoden diese auf die Felle aufzubringen. So kreierte man z. B. zwei vom Markt sehr gut angenommene Farbschattierungen für Indisch-Lamm-Felle, die Farben sarok und sourire, und beförderte damit den Vorkriegsartikel Indischlamm in der Zeit der Persianermode erneut zu einem weiteren Hauptartikel der Pelzbranche. Die als "neues Schwarz", leicht ins bläuliche gehende, vorgestellte Persianerfarbe Royal Dark fand ebenfalls eine sehr große Beachtung.[5]

Literatur

Ausgabe der Marco Informationen von 1970


Siehe auch

Weblinks


Einzelnachweise

  1. Erinnerungen von ehemaligen Mitarbeiter der Marco Pelz GmbH bei einem Zeitzeugengespräch mit FürthWiki am 15. April 2016
  2. Franz Rudolf Märkle: Erinnerungen aus meiner 50-jährigen Tätigkeit im Rauchwarenhandel. Autobiografie, 1960, S. 58
  3. Recherche Peter Frank (Fürth), Fürth, 2016
  4. Marco Informationen, Ausgabe 23, Jahrgang 8, 1970, S. 65
  5. 5,0 5,1 Heinz Levié, Abschnitt Fränkische Pelzindustrie - Marco Pelz bei Wikipedia
  6. Erinnerungen von ehemaligen Mitarbeiter der Marco Pelz GmbH bei einem Zeitzeugengespräch mit FürthWiki am 15. April 2016
  7. Autorenkollektiv: Fürth 1954/55. Städtebilder Verlag, 2003, S. 49; Montag, 1. November 1954.

Bilder