18. Mai 1946 Das Flussbad an der Badstraße öffnete am 18. Mai seine Pforten. Der Zutritt war von 7 bis 20 Uhr gestattet. Es wurde als Freibad geführt. Das „Zahlbad“ war durch Kriegseinwirkungen und Plünderungen noch nicht instandgesetzt. Lediglich die Auskleidehallen des Zahlbades standen den Badegästen des Freibades zur Verfügung. Nichtschwimmer mussten sich auf die flachen Ausbuchtungen des Flusses an der Stadtseite („Bobberlesbad“) beschränken. Am Muttertag wurde die „WAV“ (Wirtschaftliche Aufbau Vereinigung) als fünfte Partei zu den kommenden Stadtratswahlen zugelassen. Im Fürther „Platzl“ in der Pfisterstraße fand die erste Versammlung dieser Partei statt. Alfred Loritz erläuterte das Programm dieser politischen Sparte. Damals noch Fürths größter Sportverein: Die SpVgg hielt ihre Jahresversammlung ab. Willy Kett hatte seit Kriegsende die Geschäfte provisorisch geführt. Ergebnis der Neuwahlen: 1. Vorstand Polizeidirektor Siebert, 2. Vorstand Kett, Schriftführer Wienroeder, Hauptkassier Schwarz, Mitglieds- und Platzkassier Hochleitner, Rechtsbeistand Dr. Fuchs, Presse Fiederer, Spielausschuss Jäckel, Kleinlein und Schuster, Jugendreferent Ilgenfritz, Beisitzer Dr. Seeling, Loebenberger, Seewald und Wittmann, Kassenprüfer Drescher und Weidinger. 22. Mai 1946 Allein in Bayern wurde die Zahl der Amputierten auf über 26.000 geschätzt, wovon 12.000 auf Oberschenkel-, 8000 auf Unterschenkel- und 6000 auf Armamputierte entfielen. In der Nähe von Stuttgart konnte eine Spezialfirma gewonnen werden, die trotz der schwierigen Rohstoffversorgung im Juni 1946 mit der ersten Teillieferung von neuartigen Leichtmetall-Prothesen beginnen sollte. In Fürth erfolgte die Auslieferung der Prothesen später über den ortsansässigen Orthopädie-Handel. Telefonapparate waren Mangelware: Zahlreiche Fernsprechapparate befanden sich nicht mehr in Betrieb, wohl aber immer noch im unrechtmäßigen Besitz früherer Fernsprechteilnehmer. Da die Apparate jedoch Eigentum der Deutschen Reichspost waren, erging die dringende Aufforderung an die Fürther Einwohner, die Apparate beim nächsten Postamt abzugeben oder neu anzumelden. In einem Leserbrief beschwerte man sich über das frevelhafte Verhalten Jugendlicher im Fürther Stadtpark. So wurden Äste an Fliederbäumen gebrochen, Blumensträuße gepflückt und Vögel mit Gummizwillen („Gambeln“) abgeschossen. Mit Holzprügeln wurden angeschossene Vögel totgeschlagen. Gastwirte, die ihre Fremdenzimmer längere Zeit schon vermietet hatten, wurden von der Stadtverwaltung aufgefordert, die Mietverhältnisse zu kündigen, um diese ihrem ursprünglichen Zweck wieder zuzuführen. Wer Fremdenzimmer Dauermietern überließ, verlor seine Gaststättenkonzession. Zentral-Lichtspiele: „Meine Freundin Josephine“, ein leichter Unterhaltungsfilm mit Hilde Krahl, Paul Hubschmid und Fita Benkhoff. 25. Mai 1946 Der erste Wahlkampf nach Kriegsende erreichte seinen Höhepunkt. In Fürth sprachen Ministerpräsident Dr. Högner in der Freiheitsanlage und Landwirtschaftsminister Baumgartner im Fürther Stadttheater. Mit den lokalen Politikern der verschiedenen Parteien kam Fürth innerhalb der letzten acht Tage vor der Wahl auf 20 politische Versammlungen. Die Presse stellte die programmatischen Unterschiede der fünf zugelassenen Parteien heraus. Nach dreizehn Jahren Diktatur war das politische Interesse der Bevölkerung sehr groß. In Leserbriefen hegte man die Befürchtung, dass die Einräumung des Stimmrechts an ehemalige Nazis, die der Partei erst nach 1937 beigetreten waren, zu einer Verschiebung des Wählerwillens führen würde. Ehemalige Nazis würden die Partei wählen, die ihnen die schonendste Behandlung bei der Entnazifizierung zusicherte, außerdem bestehe die Gefahr neuer Seilschaften bis hinein in den Stadtrat. Früher hieß er nicht Kartoffel- sondern „Coloradokäfer“, weil er im Westen der USA erstmals 1824 entdeckt wurde. Mit Schiffsladungen kam er nach Europa, 1936 erreichte der Schädling auch Deutschland. Ein Weibchen allein sorgte in einem Sommer für unvorstellbare 32.000 000 Kartoffelkäfer, welche die Kartoffelpflanzen kahl fraßen. Über die Presse suchte man nach freiwilligen Helfern, die von Mai bis September die Äcker gründlich nach den etwa ein Zentimeter großen gelben Käfern mit den schwarzen Längsstreifen absuchten, um die Ernte zu retten. Das städtische Flussbad in Gebersdorf am Neumühlweg öffnete für den allgemeinen Badebetrieb. Dieses kleine Familienbad stand Badenden täglich von 8 bis 20 Uhr zur Verfügung. 11
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