überführt. Auch überhöhte Eintrittspreise wurden beanstandet. Die Ursache lag jedoch bei den Musikern, die ihre Tarife um das Doppelte und sogar um das Dreifache erhöht hatten. Gegen sie wurde ein Strafverfahren eingeleitet. Die Sprechstunden bei den Dienststellen des Wohnungsamtes und des Quartiersamtes mussten unter allen Umständen eingehalten werden. Alle Besucher, die außerhalb der Sprechzeiten ihre Anliegen vorbringen wollten, wurden strikt abgewiesen. Selbst im System der Zwangsbewirtschaftung konnte der Verbraucher normalerweise seine Ware in dem Geschäft kaufen, wo er glaubte, am besten bedient zu werden. Ganz anders aber bei der Kohlebewirtschaftung: Hier hatte sich der arme Verbraucher schon vor Jahren bei einem bestimmten Händler in die Kundenliste eintragen müssen und war diesem Händler auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Erst wenn sich der bisherige Händler mit einer Umschreibung schriftlich einverstanden erklärte, war ein Wechsel zu einem anderen Kohlenhändler möglich. Der Wettbewerb blieb auf der Strecke. Alhambra-Kino: „Die letzte Chance“, ein neuer Schweizer Film über mehrere Flüchtlingsschicksale. 13. Juli 1946 Nicht wenige Fürther fuhren nach Cadolzburg ins Erdbeerparadies, um sich mit diesen Früchten einzudecken. Pflückten sie sich mühsam ein paar Pfunde, wurden ihnen diese von der Polizei abgenommen. Begründung: Sämtliche Erdbeeren mussten zunächst an einen Großverteiler abgeliefert werden, damit sie an die Stadtbevölkerung Fürths gerecht zur Verteilung gelangten. Selbst die Cadolzburger Bevölkerung lieferte die Erdbeeren zentnerweise ein. In Fürth erschienen aber Erdbeeren weder in den Obstgeschäften noch auf dem Wochenmarkt. Der Schwarzhandel ließ grüßen. Die Fundmeldungen über das Auftreten des Kartoffelkäfers nahmen einen erschreckenden Umfang an. Es wurde deshalb angeordnet, dass der Kartoffelkäfer-Suchdienst auch während der Schulferien von Schülern und Lehrkräften fortgesetzt wurde. Orte und Zeit wurden nach einem Plan festgelegt. Die Brotration für Kleinkinder wurde in der laufenden 90. Zuteilungsperiode von 2000 auf 3200 g erhöht. Ab sofort bis 21. Juli wurden daher auf die Abschnitte D je 1200 g Roggenbrot abgegeben. Mit wenig Mitteln in kürzester Zeit möglichst viele Wohnungen! Völlige Neubauten verschlangen viel zu viel (nicht vorhandenes) Material. Neubauten erforderten umgehend nur der Käppnersteg und die Maxbrücke. Dringend verbessert werden musste der Zustand der Flutbrücke, die sich insbesondere bei Nacht als lebensgefährlich erwies. Weltspiegel: „Echo der Jugend“, ein amerikanischer Unterhaltungsfilm mit Claudette Colbert und John Shepperd in den Hauptrollen. 17. Juli 1946 Da das „Schwarzfahren“ mit der Straßenbahn insbesondere auf den Fürther Kurzstrecken enorm zunahm, erhöhte man die „Nachholungsgebühr“ von bisher 2 RM auf 5 RM. Nicht immer waren es die Ärmsten, die ohne Fahrschein fuhren. In einem Leserbrief an die NN beschwerte man sich über die nationalsozialistischen Relikte im Stadtgebiet Fürth. Zwar grüßte man nicht mehr mit einem zackigen „Heil Hitler“, aber an so manchen Wohnungstüren prangte noch immer stolz ein Schildchen der Mitgliedschaft z.B. des Nationalsozialistischen Reichsluftschutzbundes. Ein Versehen? Die Ausgabe der Lebensmittelkarten für die 91. Zuteilungsperiode wurde für die Zeit vom 22. Juli bis 18. August angesetzt. Für Schwerbeschädigte mit einer Erwerbsbeschränkung von mehr als 70% führte man ab sofort den „Schwerbeschädigtenausweis“ ein, der zur freien Fahrt mit Straßenbahn und Omnibus sowie zur bevorzugten Abfertigung bei allen Ämtern und zu Preisermäßigungen bei kulturellen Veranstaltungen berechtigte. Einsprüche gegen Räumungsverfügungen waren ausschließlich beim Wohnungsamt Fürth innerhalb einer Frist von drei Tagen vom Tag der Zustellung an einzureichen. Eine aufschiebende Wirkung hatte die Beschwerde allerdings nicht. Eingegangene Beschwerden schob das Fürther Wohnungsamt zur Regierung von Ober- und Mittelfranken nach Ansbach weiter. Zentral-Lichtspiele: „Die ewige Eva“, ein amerikanisches Filmlustspiel mit Deanna Durbin, Robert Cummings und Charles Laughton in den Hauptrollen. 20. Juli 1946 15
Seite:Kuntermann 1946-47.pdf/15
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