Weltspiegel: „Goldrausch“, ein Stummfilm mit Charlie Chaplin. 5. Oktober 1946 Die ärmliche Fürther Kirchweih fand auf dem Schießanger statt. Wehmütig erinnerte man sich an die früheren Standorte in der Innenstadt. Auf dem Königsplatz stand früher „Onkel Reu`s Karussell“, auf dem Hallplatz das Hippodrom von Eder, „wo reiten konnte jeder“, vor der katholischen Kirche die „PotackenNudel-Bäckerei“ und das Kasperle-Theater. Der „Glückshafen“ stand am Rathaus, daneben „der Mann mit dem Kitt“ (türkischer Honig). Am meisten entbehrte man die „Harfenzupfer“ in den Gaststätten. Diphterie und Scharlach waren immer noch im Ansteigen. Kinder bis zum 12. Lebensjahr wurden nun dagegen geimpft. Die Impfungen begannen am 12. Oktober und waren für die Eltern kostenlos. Das erste Kursverzeichnis des Fürther Volksbildungswerkes (später VHS) erschien. Ab sofort konnte man sich im Fürther Rathaus, 1. Stock, Zimmer 50 von 7 bis 19 Uhr einschreiben. Im Programm überwogen beruflich orientierte Fortbildungskurse wie kaufmännische Buchführung, Betriebskalkulation oder Maschinenschreiben. Über das Rote Kreuz bot sich die einmalige Gelegenheit, den Kriegsgefangenen in Jugoslawien Pakete zu schicken. Das Höchstgewicht durfte 5 kg betragen. Verboten waren Artikel wie Messer, Scheren, Medikamente oder Spirituosen. Für Männer, Frauen und Kinder wurden vorläufig keine Bezugsscheine für Straßenschuhe mehr ausgestellt, da der gesamte Bestand ausgegeben war. 12. Oktober 1946 Mittlerweile kamen weitere Transportzüge mit Flüchtlingen in Fürth an. Jetzt lebten weit mehr als 20.000 Flüchtlinge in der Stadt, davon 10.603 Ostflüchtlinge, 6765 Evakuierte, 2229 Ausländer, der traurige Rest waren Fliegergeschädigte und Personen aus den anderen Besatzungszonen. Der Bunker in Unterfarrnbach wurde als Durchgangslager in Betrieb genommen. Für die Betreuung wurde alles Erdenkliche getan, aber die logistischen Maßnahmen der Stadt erlahmten immer mehr. Sämtliche Lager und Quartiere waren überfüllt. Wohin nur mit den nächsten Neuankömmlingen? Die Verteilung von Puddingpulver erfolgte nach einer Vorbestellung vom 14. bis 19. Oktober auf die Sonderabschnitte 94 5. Wie in anderen Städten wurde auch in Fürth gegen die überall in Stadt und Land überhandnehmende Rattenplage eine planmäßige Ratten-Bekämpfungsaktion in der Zeit vom 21. Oktober bis 2. November durchgeführt. Schwerpunkt des Giftauslegens waren die Gebiete in der Nähe von Pegnitz und Rednitz, beim alten Kanal sowie die Schuttablagerungsplätze am Scherbsgraben und in der Ulmenstraße. Wenn schon mal Fisch zur Verteilung kam, dann drängte sich alles vor der „Nordsee“ in der unteren Schwabacher Straße. Jetzt wurde deshalb in Burgfarrnbach eine zweite Verteilungsstelle eingerichtet. Wer seine neue Kennkarte noch nicht abgeholt hatte, wurde über die Presse aufgefordert, diese auch ohne Vorladungskarte bei der Polizeidirektion in der Nürnberger Straße 18, 2. Stock, Zimmer 168, abzuholen. Die Verbraucher wurden dringend ersucht, die Winterkartoffeln einzukellern. Am 13. Oktober lief die Frist zur Vorbestellung der Kartoffeln beim Händler ab. Bis 8. Dezember mussten alle Einkellerungen abgeschlossen sein. 17. Oktober 1946 Die „Nürnberger Nachrichten“ feierten ihren ersten Geburtstag. Die Mitarbeiter mussten viele Reden über sich ergehen lassen. Zahlreiche Ehrengäste, darunter auch der Chef der amerikanischen Nachrichtenkontrolle, gratulierten dem Verleger Dr. Joseph Drexel. Fürths OB Dr. Bornkessel sandte ein Glückwunschtelegramm und äußerte sich dabei sehr wohlwollend über den Teil der „Fürther Ausgabe“. Als 15.000-ster Besucher des Films „Lache Bajazzo“ erhielt ein in der Hardstraße wohnender Fürther von der Direktion der Zentral-Lichtspiele eine Prämie von 20 Zigaretten. Ein neues Telefonbuch mit den Fernsprechnummern für ganz Mittelfranken kam heraus. In NürnbergFürth gab es jetzt 8412 Fernsprecher, in ganz Mittelfranken 17.927 Teilnehmer. „Zauber der Operette“ betitelte sich ein frohes Konzert am Sonntagvormittag im Alhambra-Kino. Unter der Leitung von Kapellmeister Carl H. Langfritz stellten sich den Besuchern mit Erich Stützlein, Paula Voit, Huldreich List und Paula Teichmann vier Nachwuchskünstler vor. Zu hören waren – wie fast immer – bekannte Operettenmelodien. Alhambra-Kino: „Frauen sind keine Engel“, ein neuer deutscher Lustspielfilm mit Marte Harell, Axel von 23
Seite:Kuntermann 1946-47.pdf/23
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