sowie ein neues Wirtschaftsgebäude. Alles Makulatur angesichts der desolaten Wirtschaftslage. Erstmals ersuchten Schüler in Fürth um Urlaub innerhalb der Schulzeit. Dies waren Einzelfälle in begründeten Situationen, z.B. zum unumgänglichen Helfen in der Landwirtschaft. Um den Unterricht nicht zu gefährden, wurde derartigen Gesuchen nur im äußersten Notfall und nur auf kurze Dauer stattgegeben. Die „Schulzahnklinik“ öffnete wieder. Sie war in der Säuglingsfürsorgestelle, Sigmund-Nathan-Straße 5, untergebracht. Niederbronner Schwestern stellten sich unentgeltlich als Sprechstundenhilfe zur Verfügung. Der direkte Ankauf von Kartoffeln durch Verbraucher beim Erzeuger wurde für die Städte Augsburg, München, Fürth und Nürnberg untersagt. Ausnahmen (z.B. für Kantinen, Großküchen, Krankenhäuser) bedurften einer Genehmigung des Ernährungsamtes. Kartoffeltransporte ohne Transportbegleitschein und Genehmigung wurden durch die Polizei beschlagnahmt. 23. April 1947 Im Monat März hatten 1505 Personen um Zuzug nach Fürth nachgesucht. Davon wurden nur 390 zugelassen, hiervon wiederum 308 durch den Flüchtlingskommissar. Leider konnte man nur noch 153 Zimmer neu beschlagnahmen. In Fürth ging es jetzt immer enger zu. Die letzten bettlägerig Kranken wurden mit einem Lazarettzug nach Garmisch gebracht, alle anderen gehfähigen Internierten in das Lager Nürnberg-Langwasser überführt – das Gebäude der Oberrealschule war wieder frei. Der Räumungstermin wurde nur um etwa zwei Wochen überschritten. Ziel war es nun, die Klassenräume bis zum Beginn des neuen Schuljahres im September 1947 „unterrichtsreif“ zu machen. In einem Leserbrief an die NN beschwerte man sich, dass „Essenträger“ (Henkelmänner) vom Wirtschaftsamt nur an Schwerarbeiter ausgegeben wurden, die aufgrund ihrer zusätzlichen Lebensmittel nicht so sehr auf die Mitnahme von Mittagessen angewiesen waren als „gewöhnliche“ Arbeiter. Weltspiegel: „Meine Schwester Ellen“, ein seichter amerikanischer Unterhaltungsfilm mit Rosalind Russell und Janet Blair in den Hauptrollen. 26. April 1947 Die Fürther Rathauszentrale war über die Telefonnummer 71211 zu erreichen. Meist wählte man sich die Finger wund, denn ständig waren alle Leitungen belegt. Zwei Telefonistinnen vermittelten im Schichtdienst ununterbrochen über zwölf Hauptleitungen zu 260 Nebenstellen der Rathauszentrale. Im Dauerbetrieb waren nur zehn der zwölf Hauptleitungen, denn die elfte Leitung war für die Militärregierung, die zwölfte für Ferngespräche reserviert. Obwohl ein Teil der Fürther Bevölkerung noch nicht auf die alten Raucherkarten beliefert wurde, erfolgte mit der letzten Ausgabe der Lebensmittelkarten auch die Verteilung der neuen Raucherkarten. Sie galt jetzt für alle Erwachsenen über 18 Jahre. Somit gab es pro Punkt zehn Zigaretten oder drei Zigarren – auch für die Oma. Seit 25. April hatte das Brausebad an der Frauenstraße in der Südstadt wieder für die Zivilbevölkerung geöffnet. In der Zeit von 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 19 Uhr konnten am Freitag Frauen und am Samstag Männer baden. Aufschrei der Betroffenen: Mit einem Federstrich hob das Bayerische Staatsministerium der Finanzen die deutliche Steuerermäßigung für Totalfliegergeschädigte auf. Die Wiederbeschaffung notwendiger Haushaltsgeräte wurde für diese Kreise somit deutlich teurer. 30. April 1947 Wie alljährlich wurden auch 1947 in Fürth die Kinder gegen Pocken schutzgeimpft. Die Impfung der Kleinstkinder und die Wiederimpfung der Schulkinder erfolgten vom 5. bis 10. Mai, die Nachschau vom 12. bis 17. Mai. Das Städtische Elektrizitätswerk wies zum wiederholten Mal darauf hin, dass täglich Anschlüsse vom Stromnetz abgetrennt werden mussten, weil diese durch Überlastung beschädigt und unbrauchbar geworden waren. Aufgrund des Materialmangels konnten sie nicht mehr ersetzt werden. Der bayerische Ministerpräsident Dr. Hans Ehard kam zu seinem ersten offiziellen Besuch nach Nürnberg. Er hörte sich Sorgen und Wünsche von Stadt und Region an. Auf einer öffentlichen Kundgebung sprach Ehard auch zur Nürnberg/Fürther Bevölkerung. Alhambra-Kino: „Lebenskünstler“, eine amerikanische Filmkomödie mit Lionel Barrymore, Edward 43
Seite:Kuntermann 1946-47.pdf/43
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