Interniertenlager sowie Krankenhäuser. Nun waren 93,4% aller Fürther entnazifiziert. In den beiden Spruchkammern waren bis zum 1. Mai von insgesamt 74.844 fragebogenpflichtigen Fürthern 69.936 erledigt. Davon waren 61.536 Nichtbetroffene, 6285 Verfahren fielen unter die Weihnachtsamnestie oder wurden aus sonstigen Gründen eingestellt. 2115 Fälle wurden durch Kammerentscheide erledigt. Die verhältnismäßig kleine Zahl von Verurteilungen (weniger als 3%!) lässt zwei Schlüsse zu: Entweder hatten sich die Betroffenen vor Gericht gut verkauft (eventuell mit „Persilscheinen“) und waren auf milde gestimmte Richter getroffen oder hatte der Nationalsozialismus in Fürth wirklich nur einen sehr, sehr kleinen Kreis von Menschen und nie die breite Masse erfasst. Alhambra-Kino: „Hab mich lieb“ ein älterer deutscher Unterhaltungsfilm mit Marika Rökk, Hans Brausewetter und Viktor Staal in den Hauptrollen. 17. Mai 1947 Es hielten sich hartnäckig Gerüchte, dass die Angestellten der Spruchkammer für ihre Arbeiten Sonderzuteilungen an Rauchwaren und Lebensmitteln erhielten. Der Betriebsrat der Fürther Spruchkammern bat nun um Richtigstellung: Jeder dort Angestellte hatte zu Beginn seiner Tätigkeit einmalig eine Packung Zigaretten (20 Stück) erhalten - darüber hinaus nichts. In der 101. Zuteilungsperiode wurden für erwachsene Normalverbraucher noch zusätzlich 1000 g Roggenbrot auf die Abschnitte 11, 21 und 31 mit der Wochenzahl III aufgerufen. In Fürth wurde wieder versucht, „lose“ Fettabschnitte der Lebensmittelkarte 101 für Erwachsene mit den Zahlen 1 und 2 abzusetzen. Diese Bezugsabschnitte waren sehr gut gefälscht. Die Lebensmittelgeschäfte wurden deshalb nochmals auf das Verbot der Annahme loser Bezugsabschnitte hingewiesen. Die Verkäufer waren gehalten, die benötigten Marken von der Lebensmittelkarte selbst abzureißen. Lehrer mussten wieder hungern: Ab sofort waren nicht nur 83% aller Schüler Fürths an der Schulspeisung beteiligt, sondern alle Schüler, auch die der höheren Schulen. Sogar die Lehrer hatten sich am täglichen Essen beteiligt. Dies wurde aber durch einen Erlass des Kultusministeriums wieder rückgängig gemacht. Der Lehrkörper musste nun zusehen, wie nicht aufgegessenes Essen in den Abfall wanderte. 21. Mai 1947 Schon seit geraumer Zeit waren Kriegsgefangene aus den USA wieder nach Deutschland heimgekehrt. Dies geschah ohne Gepäck. Jetzt kamen 200.000 Gepäckstücke in 219 Waggons hier an. Auch in Fürth trafen etwa 600 Pakete zur Verteilung ein. Über 300 ehemaligen Kriegsgefangenen konnten jetzt in Fürth ihre Gepäckstücke übergeben werden. Der Rest musste über Adressenkarteien mühselig ermittelt werden. Die Fürther Lokalredaktion der „Nürnberger Nachrichten“ befand sich ab sofort in der Königswarterstraße 26. Durch die Tatsache der Zuzugssperre war der Flüchtlingsstrom nach Fürth im Abklingen. Bisher hatte Fürth 23.803 Ausgewiesene, Totalfliegergeschädigte und Evakuierte aufgenommen. Flüchtlinge, die ihre Nichtbetroffenen-Karte noch nicht abgeholt hatten, wurden über die Presse gebeten, diese in der Hornschuchpromenade 6, II. Stock, abzuholen. Eine Zustellung per Post war nicht möglich, weil die meisten Flüchtlinge infolge Wohnungswechsels (vom Auffanglager in ein beschlagnahmtes Zimmer) nicht aufzufinden waren. Zentral-Lichtspiele: „Die Frau gehört mir“, ein amerikanischer Wild-West-Film mit Barbara Stanwyk und Joel McCrea in den Hauptrollen. 24. Mai 1947 Im festlich geschmückten Sitzungssaal des Fürther Rathauses wurde die „Heinrich-Brüne-GedächtnisAusstellung“ feierlich eröffnet. OB Dr. Bornkessel übernahm die Eröffnungsansprache. Prominenz der bayerischen Staatsregierung als auch Vertreter der amerikanischen Militärregierung wohnten der Eröffnung bei. Es waren 150 Werke des wenig bekannten Künstlers ausgestellt, dessen Malerei als still und privat bezeichnet werden konnte. (So still, dass ihn eigentlich keiner kannte.) Im Schuhmacherhandwerk musste die Lage als trostlos bezeichnet werden. Die Schuhmacher hatten seit Dezember 1946 kein Futterleder mehr erhalten. Die Minimengen an Leder und Stiften waren nicht einmal ausreichend, dass ein Einwohner im Jahr ein Paar Leder- oder Gummisohlen bekommen konnte. 45
Seite:Kuntermann 1946-47.pdf/45
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