einen ganzen schwarzgeschlachteten Ochsen und zwei Zentner verdorbenes Fleisch. Das Bierzelt wurde sofort geschlossen, der „tüchtige“ Festwirt der amerikanischen Gerichtsbarkeit übergeben und wenig später zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Kommen, Sehen, Staunen: Im ausverkauften Geismannsaal zeigte der Experiments-Psychologe Carl Sundra sein Können. Mit Hypnose und Suggestion gelang es ihm, gestandene Männer an Nuckelflaschen saugen zu lassen oder andere Probanden wähnten sich in Trance als Rennfahrer und legten sich mit ihren Stühlen als Fahrradersatz in die Kurven. Na ja, wer`s glaubt. 24. September 1947 Fürth, das im Jahr 1869 den ersten in das Gemeindekollegium gewählten sozialdemokratischen Gemeindevertreter in Bayern aufweisen konnte, veranstaltete im Geismannsaal die erste kommunalpolitische Nachkriegskonferenz der SPD. Drei Tage lang kam es zum Meinungsaustausch. Prominenteste Redner waren Dr. Ernst Reuter aus Berlin, Waldemar von Knoeringen, Max Reindl, Friederike Braun-Garmisch und Gottlieb Branz. Insgesamt beteiligten sich etwa 600 Gemeindedelegierte an der Tagung. Pakete für Kriegsgefangene in Jugoslawien im Höchstgewicht bis zu 5 kg waren bis spätestens 27.September, 12 Uhr, beim BRK-Kreisverband Fürth, Königswarterstraße 42, abzugeben. Wegen der Erneuerung der Auferstehungskirche fanden die Gottesdienste bis Ende Oktober in der St.Pauls-Kirche statt. Zentral-Lichtspiele: „Mit einem Fuß im Himmel“, ein amerikanischer Spielfilm über das idyllische Leben einer Pfarrfamilie. In den Hauptrollen spielten Frederic March und Martha Scott. 27. September 1947 Die fränkische Milchwirtschaft stand kurz vor dem Zusammenbruch: So musste die Magermilchrückgabe der Molkereien an die Landwirte zur Viehaufzucht bis zu 15% gedrosselt werden, um mehr für die Versorgung in den Städten zur Verfügung zu haben. Durch Abschlachtungen des halben Viehbestandes war die Anlieferung von Milch bei der Bayerischen Milchversorgung Nürnberg von 110.000 Liter auf 46.000 Liter gesunken. Ein weiterer Grund für die Misswirtschaft war die unerhörte Milchhamsterei. Bei Kontrollen in Lokalzügen wurden durchschnittlich 150 bis 200 Liter Vollmilch aufgedeckt. Auch nahmen die Milchfälschungen zu, bei denen nicht selten ein Wassergehalt bis zu 60% ermittelt wurde. Der Fürther Stadtrat beschloss deshalb gemeinsam mit der Nachbarstadt Nürnberg einen energischen Vorstoß beim Landtagsausschuss für Ernährung und Landwirtschaft in München. Infolge der dauernden Stromabschaltungen kam es zu Verhandlungen mit Radio München mit dem Ziel, die Sendezeit der Abendnachrichten zu verschieben, damit berufstätige Arbeitnehmer auch Nachrichten hören konnten. Ein letztes Mal appellierten die Städte Nürnberg und Fürth an die Vernunft ihrer Bürger: An den Trittbrettern der Straßenbahnen hingen nicht selten bis zu sechs Personen. Verschiedene Unfälle hatten sich schon wegen dieser Trittbrettfahrer ereignet. Man wollte notfalls „stark durchgreifen“ und wies die Polizei entsprechend an. Die aufgerufenen Fleisch-Sonderabschnitte 601 und 602 berechtigten nur zum Bezug von Frischfleisch. Konservenfleisch und Wurstwaren durften auf diese Abschnitte nicht ausgegeben werden. 1. Oktober 1947 Eine bedeutende Erleichterung im Straßenbahnverkehr ergab sich durch das Zusammenlegen der beiden Haltestellen „Fürther Freiheit“. Da jetzt alle Linien in beiden Richtungen an der gleichen Stelle hielten, war das bisherige Lauern in der Mitte der beiden getrennten Haltestellen auf die zuerst kommende Straßenbahn nicht mehr nötig und die Umsteigenden konnten sich den Gang quer über den Platz sparen. Vertiefte man sich in die Karteien und Statistiken des Fürther Arbeitsamtes, so konnte man feststellen, dass Fürth prozentual gerechnet die arbeitsamste Bevölkerung aller bayerischen Städte beherbergte. Insgesamt waren rund 93.000 Einwohner als arbeitsfähig registriert. Davon waren 43.700 männliche und 47.300 weibliche Arbeitskräfte erwerbstätig. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen betrug nur 2902. Von diesen waren 1795 beschränkt oder nur in kaufmännischen Berufen einsatzfähig. Die vielen Schwarzarbeiter, Schieber und die „Fräuleins“ in den Straßen Fürths zeigten aber ein anderes Bild. Im Fürther Stadttheater sang der „Dresdner Kreuzchor“ unter der Leitung von Professor Mauersberger. Sehr eindringlich geriet nach Ansicht der Presse die Komposition „Dresden“ mit der musikalisch zum 57
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