wohnende Ehepaar vermietete mehrere Räume der Wohnung. Das „Schlafgeld“ betrug zwischen 5 und 50 RM pro Nacht und Bett. Wie schon 1946 führte man auch in diesem Jahr Maßnahmen zur Rattenbekämpfung durch. Dazu wurde das Stadtgebiet in gefährdete und weniger gefährdete Zonen aufgeteilt. Nur der Schlachthof war von diesen Giftaktionen ausgenommen. Die Stadt Fürth ergriff Maßnahmen zur beruflichen Unterbringung der Ausgewiesenen: In der Stadtverwaltung beschäftigte man insgesamt 62 Flüchtlinge, 46 waren als Flüchtlingslehrer eingesetzt, das Finanzamt beschäftigte 21, die Reichspost 23, die Vermögensverwaltung 8 und der Flüchtlingskommissar 27 Flüchtlinge. Die Lebensmittelkarten für die 108. Zuteilungsperiode vom 10. November bis 7. Dezember wurden in den bisherigen Verteilungslokalen ausgegeben. Zur Ausgabe gelangten auch wieder neue Raucherkarten sowie Schuhreparaturkarten. Suchanfragen nach Angehörigen in den Vereinigten Staaten von Amerika konnten ab 1. November beim BRK-Suchdienst, Königstraße 42, aufgegeben werden. Razzia am Schwarzhandelsmarkt Ecke Jahn- und Schwabacher Straße gegenüber dem LohnertSpielplatz. 69 Personen wurden festgenommen und per LKW in Polizeigewahrsam genommen. Mehreren der Festgenommenen gelang es jedoch, während der Fahrt die belastenden Waren vom Auto zu werfen. 8. November 1947 Irrsinn der Bewirtschaftung: In den Schuhgeschäften der Region lagen etwa 25 000 Paar Schuhe auf Halde, da die Landesstelle für Leder nicht genügend Schuhbezugsmarken für die Bevölkerung zur Verfügung stellte. Vom Stadtrat abgesegnet: Zur Verbesserung der Telefonverhältnisse der Fürther Polizeidirektion wurde die Anschaffung eines größeren Vermittlungsschrankes zum Preis von 5982 RM genehmigt. Da der Schrank aber nicht lieferbar war, wurde übergangsweise die Verwendung eines Glühlampenschrankes mit 100 Anschlüssen gegen eine monatliche Gebühr von 131 RM beschlossen. In der Lebensmittelzuteilung für Normalverbraucher trat in der 108. Periode leider eine Änderung ein: Es wurden vorläufig nur 50 g Fett aufgerufen. Auch wurde nur ein Liter entrahmte Frischmilch ausgegeben (bisher zwei Liter). Die Kalorienzahl der 108. Periode betrug daher 1376 pro Tag. Weltspiegel: „Gefährlicher Frühling“, ein deutscher Unterhaltungsfilm mit Siegfried Breuer, Winnie Markus und Olga Tschechowa in den Hauptrollen. 12. November 1947 Zum Abschied des bisherigen Krankenhausreferenten Heinrich Burghart veranstaltete man im Betsaal des Krankenhauses eine geistliche Feierstunde. Im Anschluss fand im Schwesternzimmer eine Abschiedsfeier im kleinen Kreis statt. Nachfolger im Amt wurde Rechtsrat Dr. Anton Kaltenhäuser. Betrat man abends den Geismannsaal, so glaubte man in Oberbayern zu sein. Die Dekoration vermittelte diese Illusion. Der Gebirgs- und Volkstrachtenverein „D`Werdenfelser“ zeigte stilecht zwei humorvolle Bauernpossen. Ein Rätsel, warum sich noch viele Jahre lang die Franken mit Jodeln, Schuhplatteln und oberbayerischer Kostümierung abmühten. „Internationales Preisfrisieren“ im Geismannsaal: Sogar aus der Schweiz und Österreich reisten Figaros an, um am ersten Preis-Frisier-Wettbewerb nach dem Krieg teilzunehmen. Vormittags stand historisch reizvolles „Biedermeier-Frisieren“, nachmittags „Wasserwellen-Frisuren A-Klasse“ auf dem Programm. Die Sieger erhielten Ehrenpreise. Die Veranstaltung endete mit Tanz am Abend. Zum Gedenken des 9. November zeigte das Stadttheater Fürth das Schauspiel „Professor Mamlock“ von Friedrich Wolf, die Tragödie eines konservativen deutschen Juden. Mitwirkende waren damals u.a. Wilhelm Chandon, Adolf Schleiffer, Adolf Stubenreich, Bodo Gotsch, Marianne Miersch und Ilse Spilling. 15. November 1947 Viele beschlagnahmte Ein- und Zweifamilienhäuser waren mit Zivilamerikanern belegt. Für deren Kinder gab es in Fürth an der Fronmüllerstraße die „Gradeschool“ (Volksschule) sowie die „Highschool“ (Mittelschule), die von 137 bzw. 81 amerikanischen Kindern besucht wurden. Die Stadtverwaltung bekam die Kartoffelversorgung der Einwohner nicht in den Griff: Erst ein Viertel der Fürther hatte eingekellert. Derzeit fehlten noch 47.306 Doppelzentner. Innerhalb der letzten drei Tage kamen mit 28 Waggons überdurchschnittlich viele Waggons mit Kartoffeln an. Selbst wenn wöchentlich 61
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