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30 Waggons einträfen würde die Versorgung der Stadt mit dem Kartoffelbedarf für die Wintermonate rund 10 Wochen benötigen. Keine guten Aussichten für die Bevölkerung. Das Wirtschaftsamt rechtfertigte sich vor Fürther Betriebsräten: Schuhe und Arbeitskleidung waren absolute Mangelware. Das gesamte Bezugsscheinwesen wurde von München aus zentral gesteuert. Es gab keinen möglichen Einblick, was das Landeswirtschaftsamt München an Waren erfasste und zur Verteilung brachte. Es existierte keine Kontrollstelle für diese Vorgänge. Man ging von einer „dunklen Lücke“ aus. Dem Fürther Wirtschaftsamt waren die Hände gebunden. In der abgelaufenen 107. Versorgungsperiode wurden vom Fürther Ernährungsamt sieben Gastwirte wegen Verwirtschaftung von Kartoffeln mit zusammen 520 RM Ordnungsstrafe belegt. 31 Metzgermeister zahlten 9290 RM wegen Belieferung gefälschter Fleischmarken und eine Privatperson 200 RM wegen unrechtmäßigen Aufkaufs von 10 Zentnern Weißkraut. 18. November 1947 Frierende Schulen: Stadtschulrat Schorer musste eingestehen, dass den Fürther Schulen trotz aller Bemühungen offiziell kein Brennstoff zugeteilt wurde und das Regierungswirtschaftsamt kein Heizmaterial in Aussicht stellen konnte und somit die Schließung der Schulen empfahl. Bei den Schülern hatten Erkältungskrankheiten schon erheblich zugenommen, zumal die Fürther Schuljugend ziemlich armselig und der Jahreszeit nicht entsprechend gekleidet war. Auch der Materialbedarf der Schulen konnte nicht aufgebracht werden, da die Landesstelle Papier schon seit zwei Monaten nichts mehr geliefert hatte. In der Non-Stop-Schau trat die Harmonikaschule Kurt Buchner in einem volkstümlichen Akkordeonkonzert vor die Öffentlichkeit. Das junge Orchester musizierte noch etwas zaghaft, entwickelte sich aber über viele Jahre zu einem Markenzeichen in der Region. Nicht verwendete Turn-, Sport- und Spielgeräte aller Art sollten aufgrund des großen Mangels beim städtischen Sportamt, Hornschuchpromenade 6, abgeliefert werden. Das Ernährungsministerium erhöhte wieder einmal die Markensätze für Innereien, nachdem sie im September herabgesetzt wurden. Leber und Nieren gingen nunmehr nicht mehr auf halbe, sondern auf volle Marken. Am günstigsten: Abgewürztes Blut ging auf Zehntelmarken. 22. November 1947 Der Zeit weit voraus: OStD Dr. Cramer, Schulleiter der Oberrealschule gewährte den Schülern der damaligen Klassen 6 bis 8 erstmals einen größeren Spielraum hinsichtlich ihrer Begabungsrichtungen. Der 30-stündige Pflichtunterricht wurde in 22 Kernunterrichtsstunden (für alle verbindlich) und 8 Wahlpflichtstunden unterteilt. Für letztere konnten die Schüler aus einer Kursliste vier je 2-stündige Kurse wählen. Die meisten entschieden sich für Bau der Materie, darstellende Geometrie, chemische Technologie, Vermessungsaufgaben oder ethische Systeme der Philosophie. Interessant war, dass viele Schüler mehr als vier Kurse belegen wollten. Das System bewährte sich. Erst in den siebziger Jahren kopierte man die Idee in Form von Grund- und Leistungskursen an allen bayerischen Gymnasien. Zahlreiche Anforderungen – winzige Zuteilungen: Bei Fahrrädern war die Lage trostlos. Bei 7000 Anträgen wurden 37 Fahrräder zugeteilt. Ebenso katastrophal die Lage auf dem Möbelmarkt: Bei 4000 vorliegenden Anträgen gab es seit März keine einzige Zuteilung! Der Erzbischof von Bamberg genehmigte das „Resignationsgesuch“ des Geistlichen Rates Franz Schwarzmann, der seit über 25 Jahren an der St. Heinrichskirche als Stadtpfarrer wirkte. Er ging jetzt in den verdienten Ruhestand. Nachdem letzten Stiftungsfest im Herbst 1933 war es um die Schülerverbindung „Abituria“ des Humanistischen Gymnasiums still geworden. Trotz des Verbots bestand sie bis zur Einberufung des letzten Oberklässlers weiter. Nun wurde die Verbindung mit einer Mitgliederversammlung und einem Kommers wieder ins Leben gerufen. Zentral-Lichtspiele: „Dreivierteltakt am Broadway“, ein amerikanischer Revuefilm, in welchem die Musik im Mittelpunkt stand. 26. November 1947 Der Fürther Stadtrat verabschiedete in einer außerordentlichen Sitzung den Haushaltplan 1947 (1. April 1947 bis 31. März 1948) einstimmig nach eingehender Beratung. Der Haushalt war mit 15.500.880 RM in Einnahmen und Ausgaben ausgeglichen. Dabei wurden die Steuersätze für die Gemeindesteuern nochmals auf der bisherigen Höhe belassen. Wie im Vorjahr fand auch diesmal im Anschluss an die 62