Ein fröhliches vorweihnachtliches Treiben kannte man schon lange nicht mehr. Da es kaum mehr etwas gab, fehlten auch die Geschenke-Heimlichkeiten vor dem Fest. Viele Christbäume standen ohne Lichter da, da der letzte Stummel endgültig aufgebraucht war und der Preis für Kerzen am Schwarzmarkt mit jeder Stunde vor dem Heiligen Abend in die Höhe stieg. Der Fürther Normalverbraucher hatte drei Wochen lang Blutpresssack gegessen, um sich am Festtag ein Stück „Braten“ zu leisten und der Zucker wurde seit einem Vierteljahr gespart, damit es wenigstens für die Plätzchen ohne Fett reichte. Das Einzige was blieb war die Fähigkeit, aus nichts etwas zu machen, verbunden mit der Hoffnung, dass diese Not auch einmal ein Ende haben würde. 31. Dezember 1947 In der letzten geheimen Sitzung bewilligte der Fürther Stadtrat Sonderbeihilfen für Fürsorgeempfänger zu Weihnachten sowie einen größeren Kredit zur Durchführung einer Vitamin C-Aktion. Nachdem der Leiter der Fürther Kriminalpolizei unter dem Verdacht der Unterschlagung im Amt verhaftet wurde, wurde bis auf Weiteres Polizeiamtmann Engel mit der Leitung beauftragt. Die Polizeistunde in der Silvesternacht vom 31. Dezember 1947 auf 1. Januar 1948 wurde auf 2 Uhr festgesetzt. Die Kundenbindung für Fett musste in der 110. Zuteilungsperiode wieder eingeführt werden. Jeder Normalverbraucher hatte sich bis 3. Januar bei einem Kleinverteiler auf die Sonderabschnitte der Lebensmittelgrundkarten der 109. Zuteilungsperiode L 11 bis L 16 einschreiben zu lassen. Alhambra-Kino: „Carnet du bal“, ein französischer Unterhaltungsfilm mit Maria Bell in der Hauptrolle. Bekannte Fürther, die 1947 starben: Dr. Hans Ultsch (67) Religionslehrer am Humanistischen Gymnasium; Joseph Fuchs (60), Lehrer am Mädchenlyzeum; Adam Pausch (76), ehemaliger Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Fürth; Hans Brandstätter (45), Leiter der städtischen Gesundheitspolizei; Oskar Reindel (88), langjähriger Vorsitzender des TV Fürth 1860 und Erbauer der 60er-Turnhalle; Peter Koch (78), Pionier der freien Arbeiterbewegung und ehemaliger Stadtrat; Heinrich Wachter (75), ehemaliger Religionslehrer an der Oberrealschule; Heinrich Kuchenreuther (59), Angestellter im Städtischen Tiefbauamt. Ein bescheidenes, meist freudloses Jahr ging zu Ende. Hauptaufgabe der Behörden war die Verwaltung des Mangels. Damit war auch für 1948 nervtötende Bürokratie und tägliches Schlangestehen vorprogrammiert.
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