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Lehrersorgen von damals: Die Mädchenschule an der Maistraße hatte zu einer Elternversammlung eingeladen. Man gestand zu, dass der Unterricht ohne die Schulspeisung überhaupt nicht durchführbar wäre. Hinzu kamen die geringen Kohlenzuteilungen mit 10 kg (!) pro Tag für die ganze Schule. Sorgen bereiteten nicht vorhandene Schulbücher und der Schreibpapiermangel. Das Schuhwerk der Kinder sei katastrophal und der Gesundheitszustand der Schulkinder lasse zu wünschen übrig. Im Januar kam es in Fürth zu 2000 Gesuchen beim Wohnungsamt. Von über 1200 Zuzugsgesuchen musste über die Hälfte abgelehnt werden. Rund 200 Zimmer konnten beschlagnahmt werden. Man wandte sich gegen Leute in der Fürther Bevölkerung, die gar nicht genug Platz schaffen konnten für „Amimädchen“, aber sofort die Türen zuhielten, wenn Flüchtlinge einquartiert werden sollten. Die Fürther Polizei nahm einen 32-jährigen Kaufmann fest, der seit September 1947 insgesamt 110.000 amerikanische Zigaretten im Schwarzhandel abgesetzt hatte. Mittwoch, 11. Februar 1948 Im Jahr 1947 kam es in Fürth zu 36 Schwangerschaften unter weiblichen Berufsschülerinnen. Auch die Zahl der Geschlechtskrankheiten unter diesen Schülerinnen stieg an. Aufbau contra Demontage: Im Bereich der ehemaligen König-Ludwig-Quelle an der Kurgartenstraße nahe der Stadtgrenze zu Nürnberg entstand mit der Firma „RVF Elekrotechnische Fabrik GmbH“ ein umfangreicher Fabrikkomplex. Für die Fürther Industrieneugründung war Max Grundig verantwortlich. Ursprünglich hatte man bescheiden in der Jakobinenstraße residiert und dort eine Spulen- und Transformatorenfertigung betrieben. Nach Kriegsende versorgte man den notleidenden deutschen Fachhandel mit Röhren. Im Laufe des Jahres 1947 kam dazu die Fertigung des Rundfunkbaukastens „Heinzelmann“. Damit konnten viele Familien sich ein Rundfunkgerät selbst zusammenbauen. Nur die Röhren musste man im Handel erwerben. Die Stückzahlen des „Heinzelmann“ stiegen derart an, dass Grundig zum Jahresende 1947 schon 300 Arbeitnehmer beschäftigte. Als nächsten Schritt fasste Grundig ein umfassendes Rundfunkgeräte-Fabrikationsprogramm ins Auge. Heute läuft der Trend umgekehrt: Der Personalstand der Stadt Fürth hatte sich vom 1. Januar 1947 bis zum 31. Dezember 1947 von 2057 auf 2244 erhöht. In der katholischen St.-Heinrichs-Kirche in der Fürther Südstadt hielt der päpstliche Vertreter bei der amerikanischen Militärregierung, Bischof Dr. Muench, eine Kerzenweihe mit Lichterprozession ab. Er versicherte, dass Papst Pius XII. alles aufbieten werde, um die Notlage des deutschen Volkes zu lindern. Der TV Fürth 1860, Fürths größter Sportverein, hielt seine Jahreshauptversammlung ab: Wie OStR Ostler erfreut mitteilen konnte, hatten die Amerikaner den Sportplatz an der Forsthausstraße jetzt freigegeben. Allerdings war es noch nicht gelungen, die Turnhalle an der Turnstraße freizubekommen. Bei den Wahlen wurde Josef Ostler zum 1. Vorsitzenden gewählt, Stellvertreter wurde Andreas Bühner, Kassier Fritz Haas. Samstag, 14. Februar 1948 In Fürth hatte man nach Ansicht der lokalen Presse den Eindruck, in der Atmosphäre eines überlangen Aschermittwochs zu leben. Den abgelaufenen Fasching bezeichnete man als „synthetisch hergestellten Faschingsersatz“, dem sogar die dafür unerlässlichen „Rohstoffe“ fehlten. Es war fast traurig anzuschauen, wie junge Menschen auf den wenigen lächerlich überfüllten Tanzflächen ein bisschen Lebensfreude zu erhaschen suchten. Die Notzeit forderte ein erhöhtes Maß an Zurückhaltung. Die Stadt Fürth wies darauf hin, dass in der Fastenzeit bis einschließlich 1. Osterfeiertag keinerlei „öffentliche Tanzlustbarkeiten“ genehmigt würden. Wie zu erwarten war, fiel der Bericht des Fürther Flüchtlingslagerarztes zum Jahresende 1947 nicht gerade gut aus. Der Gesundheitszustand der Lagerflüchtlinge war mäßig, im Vergleich zur einheimischen Bevölkerung war aber kein Unterschied festzustellen. Die Unterernährung hielt in unverminderter Stärke an und führte insbesondere bei alten Leuten zu Schwächezuständen. Das Fürther Stadtkrankenhaus sowie das Altersheim an der Würzburger Straße waren chronisch überbelegt. Bei den Krankheiten der Flüchtlinge stand Krätze an erster Stelle, gefolgt von Erkrankungen der Atmungsorgane und Infektionen. Die hygienischen Zustände in den Wohnlagern waren höchst unterschiedlich. In gutem Zustand befand sich z.B. das Lager Burgfarrnbach, dagegen ließen die Zustände im Lager Dynamit viele Wünsche offen. Im Vordergrund des Februar-Programms der Non-Stop-Schau standen artistische Nummern: „Gery und

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