Als erste politische Partei nahm in Fürth die KPD im überfüllten Geismannsaal zur Währungsreform Stellung. Die KPD befürchtete eine verstärkte Arbeitslosigkeit, geringere Löhne und höhere Preise. Ferner frage man sich, wie Fürsorgeleistungen ausbezahlt werden sollen, wenn die Behörden über keine Kassenmittel in neuer Währung verfügten. Insgesamt lehnte die KPD deshalb die Währungsreform ab und forderte als ersten Schritt die Beseitigung der unfähigen Regierung und die Auflösung des bayerischen Landtages. Die orthopädische Fürsorgestelle unter der Leitung von Dr. Fritz Hahn hatte im letzten Jahr 660 Patienten untersucht. Die Krüppelhaftigkeit aufgrund von Kriegseinwirkungen war dabei ein großes Problem der Nachkriegszeit. Central-Lichtspiele: „Romantische Brautfahrt“, ein komödiantischer Spielfilm im Alt-Wiener Milieu, u.a. mit Wolf Albach-Rety, Paul Hörbiger und Richard Romanowski. Samstag, 3. Juli 1948 Endlich einmal gute Nachrichten für die Fürther Bevölkerung: Die tägliche Kalorienzahl stieg von 1336 im Juni auf 1683 im Juli für erwachsene Normalverbraucher an. Die größten Erhöhungen entstanden bei Brot (auf 10 000 g) und Fett (auf 700 g). Die erste Sitzung des neugewählten Fürther Stadtrats hatte die Wahl der Bürgermeister zur Tagesordnung. Die Prozedur zog sich über vier Stunden hin, da man lange über „ehrenamtlich“ oder „hauptamtlich“ diskutierte. Die Verwirrung wurde erst vollständig, als bei namentlicher Abstimmung über den Kandidaten Dr. Bornkessel (SPD) ein 21:21-Ergebnis herauskam. Bei der Zweitabstimmung erreichte Dr. Bornkessel 31 Stimmen und war somit wiederum Fürths erster Bürgermeister. Zum zweiten Bürgermeister wählte der Stadtrat Hans Segitz (SPD), zum dritten Dr. Hans Hacker (FDP). Anschließend wurden die hauptamtlichen Referenten Karl Graf für die Stadtwerke, Maximilian Heinisch für das Hochund Tiefbauwesen sowie Albert Schorer für das Stadtschulamt einstimmig bestellt. In Anbetracht des langen Hick-Hacks wurde die Wahl der übrigen Referenten auf die nächste Sitzung des Stadtrats verschoben. In einem Leserbrief beschwerte sich ein aus der Kriegsgefangenschaft entlassener Fürther Bürger über die scheinbar unausrottbare Bürokratie. Er hatte Bezugsscheine über ein Hemd und zwei Unterhosen erhalten. Bis zur Währungsreform konnte er diese Bezugsscheine jedoch nicht einlösen. Jetzt zeigten die Auslagen was vorhanden war. Zum Kauf musste er beim Wirtschaftsamt die Bezugsscheine gegen sogenannte Punkte umtauschen. Dort verlangte man jedoch wie früher stur einen Bezugsnachweis des Kleinhändlers und einen erneuten Antrag für Spinnstoffwaren! Kein Mensch wusste warum, die Geschäfte wollten die Waren ja verkaufen. Bürokratie zum Abwinken! Mittwoch, 7. Juli 1948 Für die in der Nähe des Fürther Hauptbahnhofes wohnenden Bürger wurde die Zugnähe zur Qual. In einem Leserbrief beschwerte man sich über das rücksichtslose Dampfablassen der Cadolzburger Lok zu allen Tages- und Nachtzeiten. Ein einziger Vorgang dauerte oft bis zu einer halben Stunde. Bei der Straßenbahn tauchte im Fürther Stadtgebiet ein alter Bekannter im neuen Gewand auf: Der Straßenbahnwagen Nr. 1200, der auf der Linie 11 eingesetzt wurde. In diesen Wagen musste man in der Mitte einsteigen. In den 30er Jahren diente dieser Wagen als Gepäckwagen zwischen Nürnberg und Fürth. Der gegenwärtige Wagenmangel machte die Wiederverwendung zur Personenbeförderung möglich. Weltspiegel-Kino: „Aufruhr der Herzen“, ein oberbayerisches Lustspiel mit Lotte Koch in der Hauptrolle. Stadttheater Fürth: „Der Vetter aus Dingsda“, eine Operette von Eduard Künneke, u.a. mit Joß Hallwegh, Gusti Rainhoff, Hannes Lampmann, Elisabeth Müllauer und Josef Wedorn. Samstag, 10. Juli 1948 Im Monat Juni verstarb der Fürther Bildhauer Karl Ulmer im Alter von 72 Jahren im Stadtkrankenhaus. Er war eigentlich mehr ein Holzschnitzer. Er schuf Wilhelm-Busch-Figuren, gestaltete Goethe oder formte die Resl von Konnersreuth. Vor allem aber hauchte er den Fürther Originalen „Pfeifen-Durla“ und dem Sänger „Schmalz“ ein Leben ein. Ein amerikanischer Major, der am Reichsbodenweg aus seinem Auto ausstieg, um das Gartentor zu öffnen, wurde von zwei maskierten Räubern angefallen. Die Täter schossen dem Amerikaner in die
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