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den Poculator gelang es ihm, diesen Fürther Treffpunkt so populär zu machen, dass selbst die Nürnberger in hellen Scharen nach Fürth eilten. Michael Most war mit seinem Bierzelt auch auf auswärtigen Festivitäten vertreten. Seit 1938 hatte sein Sohn Emil die Geschäfte übernommen, um im wahrsten Sinne des Wortes ein Stück „Lokalgeschichte“ weiterzuführen. In der Freiheitsanlage hatte die Fürther SPD zu einer „Aufbaukundgebung“ geladen. Stadtrat Fehn führte aus, dass in Fürth über 4000 Wohnungen durch Bomben beschädigt wurden, weitere 3000 seien durch die amerikanische Besatzungsmacht beschlagnahmt worden. Fürth musste aber rund 24.000 Flüchtlinge aufnehmen. Derzeit lebten mehr als 10.000 Familien in Untermiete, darunter 600 Familien mit mehr als 4 Personen beiderlei Geschlechts in nur einem Zimmer. Über 1000 Fürther hausten noch in Lagern und Bunkern. Wegen der Rückkehr von Kriegsgefangenen sei ein weiterer monatlicher Zuzug von etwa 700 Personen unvermeidlich. Man forderte deshalb in einer Resolution massive Hilfe vom Staat, da weder Stadt noch Wohnungsbaugenossenschaften in der Lage waren, die Fürther Wohnverhältnisse nachhaltig zu verbessern. Der ASV Fürth ehrte sein Mitglied Oswald Truckenbrod. Dieser war in Frankfurt neuer Deutscher Meister im Ringen der Mittelgewichtsklasse geworden. Er erhielt außer dem Ehrenpreis des Frankfurter Oberbürgermeisters nun anlässlich eines Vereinsabends auch eine Ehrengabe des ASV in Form eines wertvollen Bildes eines Fürther Kunstmalers. Die SpVgg gewann ihr Heimspiel im Ronhof gegen Wacker München mit 8:0. Tore für Fürth durch Hofmann (2), Schade (4) und Brenzke (2). Damit verbesserte sich Fürth auf Rang vier der Tabelle. Kristall-Palast: „Finale“, ein deutscher Musikfilm der Nachkriegszeit mit Peter Schütte, Edith Schneider und Willi Fritsch in den Hauptrollen. Central-Lichtspiele: „Zwielicht“, eine verfilmte Kriminalgeschichte mit John Mills in der Hauptrolle. Samstag, 2. Oktober 1948 Ende der Sommerzeit: In der Nacht von Samstag, 2. Oktober auf Sonntag, 3. Oktober wurden auch in Fürth die Uhren um eine Stunde zurückgestellt und damit die Mitteleuropäische Normalzeit wieder eingeführt. Seit etwa vier Wochen passierten täglich Transporte mit Afrika-Heimkehrern die Stadt. Stets wurde am Fürther Hauptbahnhof Station gemacht und Verpflegung gefasst. Dann ging es für die ehemaligen Kriegsgefangenen mit dem Zug weiter nach Munsterlager zu einer zentralen Auffangstation. Der Fürther Stadtrat besichtigte die „Fränkische Pelzindustrie GmbH“. Wo einst für die Rüstung produziert wurde, widmeten sich jetzt circa 150 Mitarbeiter (darunter circa 50% Flüchtlinge) der Pelzveredelung. Verarbeitet wurden Felle von Kaninchen, Fuchs und Bisam. Das meiste Material wurde importiert, fast alle Pelzmäntel jedoch exportiert. Caritas, Innere Mission, das BRK und die Arbeiterwohlfahrt hatten sich entschlossen, die Gesamtbevölkerung Fürths zu einem Hilfswerk während der kommenden Fürther Kirchweih aufzurufen. Allein die Fürsorgeleistungen des Fürther Wohlfahrtsamtes waren von 67.000 DM im Juni auf 124.000 DM im August angestiegen. Jeder, der finanziell dazu in der Lage war, sollte deshalb zur Kirchweih „ein Kleeblatt“ tragen, das die Geldsammler verkauften. Mittwoch, 6. Oktober 1948 Die Fürther Kirchweih nahm erstmals nach dem Kriege wieder etwas Niveau auf. Zwar blieb man noch auf dem Gelände des Lindenhains zwangsevakuiert, aber statt Dünnbier und hartem Schwarzbrot gab es jetzt schon Karpfen, Gans und Vollbier. An beiden Kirchweihsonntagen präsentierten die Fürther Bäcker ihre „Kärwa-Küchli“. Alle bekannten Fahrgeschäfte waren wieder da, nur der „billige Jakob“ blieb noch verschollen. Erstmalig war auch wieder der altvertraute Geschirrmarkt Bestandteil der Kirchweih. An der Fürther Freiheit zeigten Möbel-Otto bzw. Möbel-Scherer und Möbel-Böhm in der Angerstraße in ihren Geschäftsräumen Sonderschauen edler Möbel. Es hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass die Fürther Kirchweih im nächsten Jahr ihren Standort wieder in der Innenstadt haben werde. In geheimer Sitzung beschloss der Fürther Stadtrat, die Arbeiten an der Flutbrücke fortzuführen. Zur Kriegsschadenbehebung an den Siedlungshäusern und für den Wiederaufbau eines Gemeinschaftswaschhauses auf der Hard wurde der dafür notwendige Kredit genehmigt. Langgehegte Wünsche der Fürther gingen in Erfüllung: Der wegen des außergewöhnlichen Triebwagenmangels im Februar 1947 ausgedünnte Takt der Straßenbahnen auf 15 Minuten wurde jetzt wieder auf den 10-Minuten-Takt umgestellt. Schon in den letzten Wochen hatten einige Sonderwagen

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