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Auflösungsgerüchte waren aus der Luft gegriffen: Nachdem man den Abstieg aus der Bayernliga vermeiden konnte, machten die Basketballer des TV Fürth 1860 doch weiter. Der Trainer sowie einige Spieler verließen jedoch den Verein. Ein neues Stichwort geisterte durch Fürther Familien und sorgte dort für Unruhe: An den Grundschulen sollte ab Herbst im Fach Mathematik die „Mengenlehre“ eingeführt werden. Viele Eltern schulpflichtiger Kinder konnten nichts damit anfangen. Mittwoch, 24. Juni 1970 Der TÜV erklärte sich zähneknirschend bereit, die Weiterbespielung des Fürther Stadttheaters bis zum März 1971 zu genehmigen. Ursprünglich hatte man die Bespielung nur bis Ende Dezember 1970 erlaubt. Ausschlaggebend war, dass die Stadt Fürth danach den Umbau ernsthaft beschlossen hatte. Kaum häuften sich Tage mit sommerlicher Hitze, klagte die Fürther Polizei über rapide steigende Einsätze. Sie hatte sich in verstärktem Maße mit Bürgern zu befassen, die sich ausgiebig dem Löschen des jetzt übergroßen Durstes hingegeben hatten (auf neudeutsch: Sie waren „auf Krawall gebürstet“). Vor allem nachts wurden die Polizeistreifen auf Trab gehalten. Erstmals in seiner langen Geschichte verabschiedete das Hardenberg-Gymnasium seine 76 Abiturienten ohne „großen Bahnhof“. Im engsten Kreis kamen Abiturienten, Lehrer und Eltern im Vestibül der Schule zusammen. OStD Dr. Jäger hatte vielleicht auch „Muffensausen“ vor einer unbequemen Abiturrede. In der Tendenz lag er richtig, denn fast zeitgleich wurde z.B. am Luitpold-Gymnasium in Wasserburg am Inn die angesetzte Abschlussfeier abgesetzt, weil eine Protestrede eines Schülers gehalten und eine Beat-Band spielen sollte. Dass es damals auch anders ging, zeigte das Beispiel eines Münchner Gymnasiums, wo die Maturafeier sogar ins Hofbräuhaus verlegt wurde. Donnerstag, 25. Juni 1970 Die Jugend zeigte ein Herz für alte Leute. Anlässlich eines musischen Abends im Fürther Stadttheater sammelten die Schüler der Städtischen Real- und Handelsschule für das Altersheim. Schulleiter Winter konnte einen Scheck über 508,91 DM an die Oberschwester des Altersheimes überreichen. Der Scheck heiligt die Mittel! Die Johannisfeier auf dem Fürther Friedhof gestaltete sich gewitterfeucht. Pfarrer Röhring musste in die Aussegnungshalle ausweichen. Er hielt den anwesenden Christen entgegen, dass sie wochenlange Vorbereitungen für ihre Urlaubsreise träfen, nichts jedoch für ihre „letzte Reise“ tun wollten. So waren sie halt, die Fürther. Gingen zur Johannisfeier und ließen sich dann zusammenstauchen. Freitag, 26. Juni 1970 Der Nürnberger Raumfahrtkongress der Hermann-Oberth-Gesellschaft begann etwas fachfremd mit einer Besichtigung der Humbser-Brauerei in Fürth. Dort erklärte man den Wissenschaftlern den raketenhaften Aufstieg der Brauerei. Danach ließen es sich die Gäste nicht nehmen, durch kräftiges Probieren die Quantentheorie sowie das Gefühl der Schwerelosigkeit in der Praxis zu testen. Der eigentliche Kongress war nicht mehr ganz so wichtig. Die Unterschriften waren trocken: Zum 1. August 1970 wurde das Helene-Lange-Gymnasium verstaatlicht. Aber der Preis war hoch: Die Stadt Fürth sparte zwar jährlich 450.000 DM an Personalkosten, musste jedoch eine einmalige Pauschale von 7,5 Mio DM an den bayerischen Staat zahlen. Der Lehrermangel an den Volksschulen schlug durch: Das bayerische Kultusministerium teilte der Stadt Fürth mit, dass man im Schuljahr 1971/72 mit 20 Lehrern weniger auskommen müsse. Erst ab einer Klassenstärke von 39 Schüler durfte eine Klasse geteilt werden. In der Planung lief es darauf hinaus, dass durch Unterrichtskürzungen und Schichtunterricht ein Lehrer in der Unterstufe mit 30 Wochenstunden dann zwei Klassen mit je 18 Stunden unterrichten musste. Die Qualität des Unterrichts interessierte weniger.

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