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Tageseintragungen 19121 Januar 1912 1. Stiftung des Ehepaars Krönlein für das Waisenhaus an der Poppenreuther Str. über 10.400 Mark.2 4. Wahlversammlung der Fortschrittlichen Volkspartei im Geismannssaal mit Reichstagsabgeordneten Manz.3 6. Kartoffelabgabe für die Armen, von 475 Personen mit Berechtigung auf eine Zuteilung erscheinen etwa 350. Das auf die Anweisung angegebene Quantum ist nur für 8 Tage berechnet, um keinem Mißbrauch Vorschub zu leisten. – Im früheren Rentamtsgebäude in der Gustavstraße wird ein Café mit Restauration eingerichtet.4 8. Wahlversammlung der Zentrumspartei im Gesellenhospiz, ca. 250 Anwesende. Als Kandidat wird Arbeitersekretär Troßmann ernannt.5 9. Erster Schnee in diesem Winter. – „Im Staatsbahnhof wurden moderne Plakattafeln mit den Zeiten der abfahrenden und ankommenden Züge angebracht“.6 10. Gut besuchte Wahlversammlung der Sozialdemokraten im Evorasaal, als Kandidat wird Martin Segitz „proklamiert“.7 12. Die Gemeinderechnung 1910 ergibt einen Überschuß von 70.777 Mark, die städtischen Werke erzielten einen Überschuß von 73.000 Mark gegenüber dem Voranschlag. – Reichstagswahlen in Deutschland. Wahlberechtigt sind alle Bürger, die das 25. Lebensjahr vollendet haben. Vom Wahlrecht ausgeschlossen sind Frauen, Soldaten sowie Personen, die unter Vormundschaft stehen. Reines Mehrheitswahlrecht. Von 39.453 Wahlberechtigten im Wahlkreis Fürth-Erlangen-Hersbruck-Lauf (Fürth: 14.200) wurden 33.901 gültige Stimmen abgegeben (Fürth: 13.078). Davon erhielten: Martin Segitz (Sozialdemokraten) 18.180, Manz (Fortschrittliche Volkspartei) 10.163, Frhr. von EbnerEschenbach (Konservative) 4.167 und Troßmann (Zentrum) 1.406 Stimmen. Martin Segitz, der 1907 in der Stichwahl noch knapp gegen Manz unterlag, ist somit gewählt.8 Das Ergebnis für das Deutsche Reich steht erst nach Stichwahlen am 20. u. 25. Januar fest (s. 25.1.). 13. Aus der Volksbibliothek des Berolzheimeraniums werden z.Z. täglich im Durchschnitt 471 Bände an 270 Leser ausgeliehen. Der Bestand liegt bei 15.300 Bänden.9 15. 1. Ordentliche Generalversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Fürth im Schwarzen Kreuz. 249 aktive Mitglieder, 203 passive Mitglieder.10 16. Tätigkeitsbericht des Wanderunterstützungverein Fürth 1911: Unterstützt wurden 4.821 Wanderer, 3.169 Handwerker, 980 Tagelöhner, 290 Fabrikarbeiter, 79 landwirtschaftliche Arbeiter, 183 Handlungsgehilfen und 150 sonstige Berufe. Darunter waren 1.559 Bayern, 2.368 andere deutsche Reichsangehörige u. 894 Ausländer. Altersverteilung: 16-20 Jahre 1.274, 21 bis 55 Jahren 3.366, 56-73 Jahre 181. Geldunterstützung erhielten 4.632, Geld und Mittagessen 164, nur Mittagessen 25 Wanderer.11 17. Geh. Kommerzienrat Heinrich Hornschuch verstirbt 74jährig.12 18. Die Bäckerinnung Fürth zählt 212 Mitglieder, in Fürth bestehen 195 Bäckereien. Erster Obermeister ist Jean Ebersberger. 13 20. Jahresbericht 1911 des Turnvereins 1860: 6 Ehrenmitglieder, 953 Mitglieder, 104 Zöglinge, 215 Turnerinnen, 45 Knaben. Reinvermögen 188.222 Mark. 14 24. Carl Reker stirbt 65jährig. Gründer der Fürther Volkszeitung, später Nordbayerische Zeitung.15 25. Politischer Erdrutschsieg der Sozialdemokraten bei den Reichstagswahlen, sie erhöhen die Zahl ihrer Sitze von 43 (Wahl 1907) auf 110 und sind damit stärkste Partei im Reichstag (4,3 Mio. Wähler). Konservative (insges. 70 Sitze, 1,9 Mio. Wähler) und Zentrum (91 Mandate, 2,0 Mio. Stimmen), Stützen von Reichskanzler Bethmann Hollweg (Programmaussagen: Wirtschaftsförderung u. Aufrüstung), verlieren fast 50 Sitze. Gründe für den Wahlsieg sind vermutlich die Lebensmittelknappheit und die damit verbundene Preissteigerung („Hungerwahlen“). Die Regierung muß sich jetzt um die Liberalen bemühen (insges. 87 Mandate, 3,1 Mio. Stimmen), die bürgerlichen Parteien rücken nach dem Wahlsieg der Sozialdemokraten zusammen. Konservative: Deutsch-Konservative 43 Mandate, Deutsche Reichspartei 14, Deutsche Reformpartei 3, Wirtschaftliche Vereinigung 10; Klerikale: Zentrum 91; Liberale: Nationalliberale 45, Fortschrittliche Volkspartei 42; Sozialisten: Sozialdemokraten 110; Agrarier: Bayer. Bauernbund 2, Bund der Landwirte 2; Landsmannschaften: Elsässer 9, Welfen 5, Polen 18, Dänen 1, Sonstige 2. 27. 54stündige Wochenarbeitszeit ab 1. Februar in den städtischen Werken mit knapper Mehrheit im Verwaltungsrat beschlossen.16 30. Verschiedene Silberschlägermeister (Zulieferer der Firma L. Spiegelberger) kündigen ihrem Personal wegen Überproduktion und legen die Betriebe für voraussichtlich 3 Wochen still.17 Gewerbliche Statistik: Verschlechterung in allen wichtigen Branchen, v.a. im Baugewerbe. In der Holzindustrie machen sich Differenzen zwischen Spiegelrahmenhersteller und Exporteuren bemerkbar, es kommt vermehrt zu Entlassungen.18 71