ist ein Zuschlag von 25 Prozent, für Nachtarbeit von 50 Prozent zu zahlen [ Die Arbeiter in der Pulverfabrik gehören damit zu den gut bezahlten Arbeitern (vgl. 20.5., 14.6. u. 2.8. 1911); Anm A.M.].- Rege Bautätigkeit und lebhafter Grundstückserwerb wird von der Villenkolonie Fürth-Dambach gemeldet. - Newcastle UnitedSpVgg 2:1, die englische Berufsmannschaft bekommt 1.000 Mark Gage.69 15. Beim Besuch Kaisers Wilhelms II. in London tauschen König Georg V. und der deutsche Kaiser Freundschaftserklärungen aus. 17. Die Freiwillige Feuerwehr erhält erstmalig eine mechanische Drehleiter, auf der bis zur Höhe von 19,8 Meter gelöscht werden kann.70 18. Jahresbericht des deutsch-österreichischen Alpenvereins. Mitgliederzahl: 373. - Nahrungsmitteluntersuchungen geben wiederum zu erheblichen Mängeln Anlaß (vgl. 20.4.). - Der Magistrat beschließt in geheimer Sitzung mit 10:5 Stimmen, daß für die erste Gebäudegruppe der Baugenossenschaft „Eigenes Heim“ die Bürgschaft für eine zweite Hypothek von 41.000 Mark (Vergabe durch Versicherungsanstalt von Mittelfranken) übernommen wird. Befürworter und Gegner werden in der Presse namentlich genannt, was zu großer Verärgerung führt.71 20. Die Metallschläger erhalten für die geschlagene Form 10 Pfg. mehr, wovon je 5 Pfg. auf den Gehilfen und auf die Einlegerin entfallen. Damit verbessert sich der Wochenverdienst der Gehilfen und deren Einlegerinnen bei 21 Formen, die „satzgemäß“ geschlagen werden, um 1 Mark 5 Pfg. Die Abnehmer (Kaufleute) haben sich bereit erklärt, für die Mehrbezahlung aufzukommen. Der Geschäftsgang ist „ein ausgezeichnet flotter“, an ausreichenden Arbeitskräften fehlt es (vgl. 14.6. u. 2.8).72 21. Installation des kgl. Pfarrers Karl Heckel in Poppenreuth. 73 24. Der Hausbesitzerverein wendet sich gegen eine Bürgschaft der Stadt für die Genossenschaft „Eigenes Heim“ (s.o., 18.5.1911). Gründe: zu hohes Risiko, die Genossenschaft erfüllt ihre Aufgabe auf Erstellungen billiger Wohnungen für Minderbemittelte nicht, Überproduktion von Wohnungen (Qualitätsverslust bei der Bauausführung, Hausbesitzer können wegen Mindereinnahmen ihre Häuser nicht instandhalten, Überangebot). - Das Gemeindekollegium lehnt das Gesuch der Baugenossenschaft „Eigenes Heim“ mit 17 zu 16 Stimmen ab (Ablehnung durch 13 „Fortschrittler“ u. 5 Nationaliberale; Zustimmung durch 13 Sozialdemokraten, 2 Demokraten, 2 Nationalliberale). Zwei Sozialdemokraten, weil Mitglieder der Genossenschaft, „waren vor Beginn der Beratung abgetreten“, 5 Bürgerliche fehlten. 74 26. Die Öffnungszeiten von Geschäften zur Befriedigung der täglichen Bedürfnisse der Bevölkerung werden von der Regierung für gewöhnliche Sonntage und an den 2. Feiertagen der hohen Feste festgelegt (zumeist 6 - 9 Uhr und 10 1/2 - 2 Uhr). Das Handelsgremium Fürth sprach sich für eine Verlängerung aus, da ansonsten ein Kaufabfluß nach Nürnberg entstehe.75 27. Bericht von der ersten „Automobildroschkenunternehmung“ in Fürth.76 31. Vierzig Jahre nach der Annexion von Elsaß-Lothringen erhält das bisherige „Reichsland“ (direkt dem Kaiser und der Reichsregierung unterstellt) eine eigene Verfassung mit begrenzter Autonomie und einen eigenen Landtag mit zwei Kammern. Gewerbliche Statistik für den Monat Mai: Rückgang im Baugewerbe (wird als Zeichen der Übersättigung gedeutet, v.a. kein Kleinwohnungsbau), Entlassungen der Stadt aufgrund Abschluß der Arbeiten zur Umänderung des alten Friedhofes in einen Stadtpark, auch die Glasindustrie stößt vorwiegend weibliche Beschäftigte ab. Besseren Geschäftsgang zeigen Papier- und Lederindustrie, Metallindustrie und insbesondere das Handelsgewerbe.77
Juni 1911 7. Das Verhalten der Fahrgäste im Nürnberg-Fürther Nahverkehr wird seitens der Eisenbahnverwaltung gegenüber der Presse beklagt, so das häufige Benutzen der Frauenabteile durch Männer, tägliche Beleidigungen des Zugpersonals, unflätiges Reden und Absingen unflätiger Lieder in Gegenwart von Frauen und „unerwachsenen Mädchen“, grobe Belästigungen von Geistlichen etc. Zudem würden sich Reisende mit „Arbeiterfahrkarten“ vielfach weigern, „die für sie gekennzeichneten Abteile und Wagen zu benutzen“.78 - Fünfjähriges Jubiläum der Bibliothek des Berolzheimeraniums: 560.000 ausgeliehene Bücher an insges. 330.000 Leser.79 9. Die Generalversammlung der „Gemeinnützigen Baugesellschaft Fürth GmbH“ muß einen recht ungünstigen Geschäftsbericht entgegen nehmen: In den letzten drei Jahren hat sich die Wohnungsknappheit in Fürth besonders im südwestlichen Stadtteil in ein Überangebot verwandelt, was sich 1910 in entsprechenden Leerständen bei den 69 Wohnungen der Gesellschaft niederschlug. Zudem müsse die Gesellschaft aufgrund des neuen Steuergesetzes nicht weniger als 14,2 Prozent der Mieteinnahmen (2.200 von 15.500 Mark) als Steuern entrichten. Der Verein habe durch rechtzeitiges Handeln die 1907-1908 zu Tage getretenen Wohnungsmißstände mildern und eine fortschreitende Verteuerung besonders der kleinen Wohnungen verhindern können.80 14. Prinz Ludwig von Bayern trifft in Fürth ein. Besuch des Sanitätszuges im Traindepot, des Nathanstiftes und der König-Ludwig-Quellen.81 - Das Metallschlägergewerbe kann mangels Nachwuchses die laufenden Aufträge nicht 55