- Der Verein Jugendhort stellt in seiner Mitgliederversammlung fest, mit der Betreuung von 288 Zöglingen im Rahmen der Jugendfürsorge sei seine Leistungsfähigkeit überschritten. Im aktiven Teil des Vereins finden sich Beamte, Lehrer, Fabrikbesitzer, Großhändler, Apotheker und auch der Oberbürgermeister. 14. Oberbürgermeister Kutzer unterliegt in Schöneberg in der Wahl zum dortigen OB einem Regierungsrat aus Straßburg. - Am selben Tag wird die „Krisis“ im Gemeindekollegium beigelegt, indem Hofrat Dr. Mayer als Vorsitzender wiedergewählt wurde. Gem. Bev. Julius Eisenbeiß gab zum Eklat vom 31. Januar 1911 eine Erklärung ab, derzufolge sich das Verhalten der Fortschrittspartei nicht gegen den ersten Vorsitzenden des Kollegiums gerichtet habe, sie wollte lediglich verhindern, daß in schwebende Verhandlungen eingegriffen werde. Das Recht des Kollegiums-Vorsitzenden zur Verhandlung mit allen Parteien (also auch mit den Sozialdemokraten) werde nicht bestritten.14 15. Streik in der Kaffeesurrogatfabrik von Jos. Scheuer. - Wohltätigkeitsstiftungen durch Fabrikanten Hans Schachtel (23.000 Mark) und Frau Friederike Schneider (10.000 Mark). - Die Versicherungsanstalt Mittelfranken bezuschußt die städtischen Wohlfahrtseinrichtungen (Tuberkulose-Fürsorge, Mütterberatungs- u. Säuglingsfürsorge, Walderholungsstätte, Wöchnerinnenheim). - Paul Rieß wird offiziell mit der Fortführung der Stadtchronik beauftragt.15 19. Hochwasser und Unwetter, ein Toter.16 23. Untersuchungsergebnisse von Lebensmitteln zeigen erhebliche Mängel (vor allem künstliche Färbungen, z.B. von Wursthaut mit Teerfarbe oder von Pfeffer mit kalkhaltigem Ton) 17 24. Der deutsche Reichstag stimmt der schrittweisen Erhöhung der Friedenspräsenzstärke des Heeres auf 515.000 Soldaten bis 1915 zu. 27. Wiederum Hochwasser. 28. Eine ca. 300 Knaben starke Abteilung von Schülern der Mittelschulen begibt sich zum Exerzierplatz Hainberg, wo „feldmäßig abgekocht wird“; eine Radfahrertruppe übersetzt auf dem Weg dorthin das Hochwasser bei Dambach. - Eine Kommission aus Potsdam besichtigt die Müllverbrennung und ist voll des Lobes über die Zweckmäßigkeit und geringe Staubemission. - Stiftung der Familie Humbser (Erholungsheim in Puschendorf für Frauen und Mädchen aus dem Arbeiterstand).18 Gewerbliche Statistik: Im Februar zeigt sich eine Aufwärtsbewegung in der Beschäftigung (plus 365), vor allem das Baugewerbe konnte zulegen, aber auch die Holz- und Metallindustrie. Flau dagegen die Konjunktur in der Papierund Lederindustrie. Im Handelsgewerbe ist eine Verschiebung von männlichen zu weiblichen Beschäftigten zu beobachten („Die Handlungsgehilfin wird anscheinend auch am hiesigen Platz für die männlichen Kollegen eine ganz gefährliche und glückliche Rivalin“).19
März 1911 1. Rentierlicher Besitz der Stadt: 10.372.000 Mark. Unrentierlich: 7.153.000 Mark (laut „Voranschlag“). - Private Stiftung von 20.000 Mark zur Förderung von „Studierende, tüchtige Arbeiter, die ihren Beruf verbessern wollen oder 20 an Besuchern von Fachschulen“. 21 2. Private Schenkung von 70.000 Mark zur Errichtung eines Hauses für die Sanitätskolonie. 4. „Ueber das Frauenstimmrecht sprach Fräulein Herzmann aus München... Der Besuch ließ sehr zu wünschen übrig.“ - Oberbürgermeister Kutzer und Hofrat Dr. Mayer werden zur Prinzregentenfeier am 8./9. März nach München eingeladen. - Erhöhung der Fleischpreise (ein Pfund Schweinefleisch 90 Pfg., Rindfleisch 75 Pfg). Fabrikbesitzer Heinrich Morgenstern stellt Mittel zur Veteranen- und Armenspeisung anläßlich des 90. Geburtstages 22 des Prinzregenten zur Verfügung. 6. Die Baugenossenschaft Eigenes Heim erwirbt 5 Tagwerk für 23.000 Mark. Es sollen Einfamilienhäuser gebaut werden.23 8. Der britische Außenminister Edward Grey teilt dem Unterhaus mit, daß Großbritannien keinerlei Verpflichtungen übernommen habe, die zur eventuellen militärischen Unterstützung Frankreichs führen müßten. Im übrigen betont Grey, daß die internationalen Spannungen, die im ersten Jahrzehnt des Jahrhunderts aufgekommen sind, spürbar zurückgegangen sind. Auch die anderen europäischen Regierungen signalisierten Verständigungsbereitschaft. 9. Tarifvertrag in der Spiegelindustrie (Reduktion der Arbeitszeit, Lohnerhöhung). - Maul- und Klauenseuche bei einem Schweinetransport aus Leipzig festgestellt, Sperrung des Schlachthofes (bis 11.3.). - Ausweisung eines 10jährigen Waisenkindes, da der Vater in Hamburg wohnt und nicht zahlt: „Wenn nicht der Vater sich um das Kind annimmt, so hat die Stadt Hamburg es zu versorgen.“ 24 11. Die Musterung im Stadtbezirk Fürth zeitigt ein sehr schlechtes Ergebnis, nur 19% der Gestellungspflichtigen werden für wehrtauglich befunden. In den Vorjahren waren es 37 bis 38 %. - Die Feierlichkeiten zum 90. Geburtstages des Prinzregenten beginnen: Schulfeiern (u.a. Kinderfest und -gesang am Königsplatz mit 2.200 Teilnehmern), Festversammlung im Rathaus-Sitzungssaal, abendliche militärische Serenade (Erweiterung durch die 51