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Tageseintragungen 1911 Januar 1911 25. Dr. Christian Degen, Oberarzt [entspricht heute wohl der Stellung eines Chefarztes und Medizinischen Direktors; Anm. A.M.] des Fürther Krankenhauses, verstirbt 70jährig. - Der Verein zur Unterstützung Geisteskranker hält in den Theater-Gaststätten seine fünfzigste Jahresversammlung ab (gegründet am 11. Juli 1861). Die Vorstandschaft rekrutiert sich aus dem gutgestellten Bürgertum (Fabrikbesitzer, Lehrer, Kantor). Mitgliederzahl : 4122 (!).1 26. Oberbürgermeister Kutzer widmet Dr. Degen in der Magistratssitzung einen Nachruf, ebenfalls die in Fürth erscheinenden Zeitungen Centralanzeiger, Fürther Tagblatt, Fürther Bürgerzeitung und Nordbayerische Zeitung. Dr. Degen gehörte dem städt. Magistrat von 1872 bis 1908 an und war seit 1887 Oberarzt im städtischen Krankenhaus.2 27. Anläßlich Kaisers Geburtstag sind die öffentlichen Gebäude beflaggt, das Militär hat dienstfrei. - Magistratsrat Paul Käppner, „Historiker der Stadt Fürth“ (Käppner-Chronik) und Schwiegersohn des Chronisten Dr. Georg Fronmüller, stirbt 69jährig. Die Werkstätten von Käppner (Drechslerei) [Schirmstr. 1] produzierten zu Lebzeiten Tabakspfeifen, Käppner lernte als junger Mann in Wien wegen der dort besonders gepflegten Kunst des Meerschaumschneidens. Später war Käppner vor allem im Verschönerungsverein und im national-liberalen Bürgerverein aktiv. Die Fürther Zeitungen bringen jeweils ausführliche Nachrufe auf den Verstorbenen.3 28. Die Kunstmühlbesitzer Konrad und Michael Wolfsgruber beabsichtigen die Stau- und Triebwerksanlage im Anwesen Mühlstraße 27 umzubauen: Anstelle der vorhandenen 5 Wasserräder werden 2 „Francisturbinen“ eingebaut.4 30. Oberbürgermeister Kutzer bewirbt sich auf die vakant gewordene Oberbürgermeisterstelle „zu Schöneberge bei Berlin“. - Anstelle des verstorbenen Magistralrates Käppner tritt der Kaufmann Hermann Scheffauer in den Magistrat ein.5 31. Die „Oberbürgermeisterfrage“ führt zur Niederlegung des Vorsitzes im Gemeindekollegium durch den Hofrat Dr. Mayer: Er bemühte sich im Sinne der Mehrheit der Blockparteien für einen Verbleib von Oberbürgermeister Kutzer. Dabei glaubte er es seiner Unparteilichkeit schuldig zu sein, auch mit den Sozialdemokraten zu verhandeln. Das stieß jedoch auf Ablehnung in der fortschrittlichen Volkspartei. Die fortschrittliche Volkspartei drohte den Sitzungssaal zu verlassen, wenn der Punkt zur Beratung komme. Hofrat Dr. Mayer sah von einer weiteren Behandlung der Frage ab (OB Kutzer befand sich in Schöneberg) und erklärte, daß er im Verhalten der Mehrzahl ein Mißtrauen gegen seine Geschäftsführung erblicke und deshalb seinen Vorsitz niederlege.6 31. Der deutsche Reichstag beschließt mit 166 gegen 138 Stimmen die Wiedereinführung der Steuerfreiheit für Landesfürsten. Den statistischen Mitteilungen über die im Januar eingereichten An- und Abmeldungen bei der Ortskrankenkasse läßt sich die Wirtschaftslage entnehmen: Der strenge Wintermonat setzte dem Baugewerbe zu, einen Aufschwung weisen die Holzindustrie (Spiegelrahmen, Schatullen, Puppenmöbel7) und das Handelsgewerbe auf. Allmähliche Aufwärtsbewegungen zeigen Papier- und Lederindustrie, Textilindustrie und polygraphisches Gewerbe auf, Rückgänge dagegen die Glasindustrie.8

Februar 1911 1. Stadtbaurat Holzer erhält einen Ruf nach Augsburg. - Das Chevauxlegers-Regiment von Nürnberg hält eine „interessante“ Übung in Fürth ab: Es wurde angenommen, eine Revolution sei ausgebrochen, Teile der Reiterei besetzen die Umgebung und Patrouillen durchritten die Straßen. - Der Verschönerungsverein beschließt in seiner Generalversammlung, einen Stadtführer herauszugeben. Das Ausschußmitglied H. Lotter jun. soll den Text verfassen und die Fotos stellen.9 3. Mitgliederversammlung des Gartenbauvereins im Lokal „Restauration Ludwigsbahnhof“. Mitgliederzahl: 1280, anwesend 74. Vermögen: 24.000 Mark. Im Vorstand finden sich Beamte, Kaufleute, Fabrikanten, Lehrer und Handwerker.10 5. Erstaufführung von Carl Schönherrs „Glaube und Heimat“. Begeisterter Applaus, da er „das rechte Wort zur rechten Zeit“ gefunden habe.11 6. Die Ablieferung von Mülleimern an sämtliche Haushalte ist abgeschlossen, was sich sehr positiv auf das städtische Erscheinungsbild auswirkt. 12 8. Das Revisionsamt meldet aus verschiedenen Gründen ein ziemlich ungünstiges Ergebnis für 1910, so seien vor allem auch Ein- und Ausfuhr an Bier erheblich zurückgegangen 13. 9. Die Restaurierung des Gasthauses zum Grünen Baum in der Gustavstraße ist abgeschlossen, unter anderem wurde auch das Aushängeschild (grüner Baum im goldenen Kranze) von einem Kunstschlosser angefertigt und angebracht. 50