Altes Krankenhaus
Das alte Krankenhaus wurde von 1828 bis 1830 errichtet und lag an der Schwabacher Straße 51, direkt gegenüber dem Berolzheimerianum. 1931 wurde es durch den Neubau eines Klinikums auf der Schwand abgelöst. Bis 1978 wurden Teile des Gebäudes durch die Stadt Fürth für verschiedene Zwecke genutzt bevor es gänzlich für das Briefverteilzentrum der neuen Hauptpost abgerissen wurde.
Entstehung
Die erste Einrichtung für kranke Menschen in Fürth war vermutlich eine Einrichtung Namens "Siechkobel", dessen erste Erwähnung im 13. Jahrhundert erfolgte [1]. Das Gebäude war im Eigentum der St. Michael Gemeinde, und wurde von der Gemeinde verpachtet. 1626 wurde das Gebäude an Joachim Mehn für jährlich 16 Gulden mit der Auflage verpachtet, dass er sofort das Haus verläßt "wenn gebrechliche Personen in demselben untergebracht werden müssten" [2]. Das Gebäude stand in der Nähe von der heutigen Maxbrücke, vermutlich am Farrnbacher Weg, der heutigen Wilhelmstraße [3]. Gleich in der Nähe (am alten jüdischen Friedhof) wurde 1653 ein jüdisches Hospital errichtet, in dem jüdische Kranke und arme Wöchnerinnen von jüdischen Ärzten und christlichen Chirurgen behandelt wurden [4]. Im Gegensatz dazu gab es von Seiten der Gemeinde lediglich ein Armen- und Hirtenhaus in der nähe des heutigen Obstmarktes, dass erstmals 1675 an dieser Stelle erwähnt wird. Vermutlich stand das Gebäude an der heutigen Königstraße 76, dieses musste jedoch 1765/1766 der neuen Armen- und Waisenschule weichen [5]. 1816 kaufte der Marktfleck Fürth für 7.700 Gulden ein Wohnhaus in der heutigen Pegnitzstraße 13/15 (ehemals Panzersgarten Straße), und baute es zu einem Hospital um [6]. Die Umbaukosten des 2 1/2 stöckigen Gebäudes mit Nebengebäuden, Stadel und Hofraum mit 2 Morgen Wiese und Garten beliefen sich auf 1.300 Gulden, so dass hier bis zur Inbetriebnahme des neuen Krankenhauses in der Schwabacher Straße die hilfsbedürftigen Patienten versorgt werden konnten[7]. Die Räume boten anfänglich Platz für ca. 50 Menschen, die jedoch bald ebenfalls nicht mehr ausreichten. Zusätzlich stellte sich kurz nach der Inbetriebnahme heraus, dass das Gebäude für die Nutzung ungeeignet war, da "die Räume zu niedrig, ungesund und feucht und daher für Kranke und alte Leute wenig geeignet, die Gebäude selbst laufend reparaturbedürftig, (und) die Belegungsfähigkeit der Anstalt nicht ausreichend" [8].
Bürgermeister Franz Joseph von Bäumen brachte am 24. März 1819 den Antrag im Stadtmagistrat auf Errichtung eines neuen Krankenhauses ein, da sich das Hospital an der Pegnitzstraße als völlig unzureichend erwiesen hatte, das den jahrhundertealten Siechkobel abgelöst hatte. In seinem Antrag schrieb er als Begründung:
- "Umbezweifelt gehört die Fürsorge für die Verpflegung der Amren und Heilung der Kranken unter die ersten Pflichten des Stadtmagistrats, dessen Würksamkeit in dieser Beziehung sich vorzüglich in einem Zeitpunkt äußern soll, wo durch den Stillstand des Handelns und das Stocken aller Gewerbe die Quelle der Verarmung sich auf eine unerhörte Weise vermehrt hat ... Es fehlt an einem Lokal, um den verarmten Gebrechlichen Unterkunft, den Dürftigen mitllerer Klasse die nöthige Nahrung und den Arbeitsfähigen Beschäftigten zu verschaffen. ... Das gegenwärtig bestehende Hospital entspricht nicht (diesem) seinenm Bestimmungszweck. ... Ich bin demnach der Meinung, daß die Erbauung eines neuen Krankenhauses ein wahres Bedürfnis für die hiesige Stadt seie."[9]
Erbauung
Mit dem Antrag legt von Bäumen gleichzeitig einen Bebauungsplan und ein Finanzierungskonzept für den laufenden Betrieb vor. Der Stadtmagistrat stimmt dem Neubau einstimmig zu, allerdings kann man sich nicht auf den Bauplatz einigen. Von Bäumen schlug wiederholt einen Bauplatz an der damaligen Nürnberger Chaussée [10]vor, der jedoch von seinen Stadtmagistratskollegen vehement abgelehnt wurde mit der Begründung: das "ein Hospital an dem frequentesten Eingang in die Stadt und an der so lebhaften Hauptstraße als die von hier nach Nürnberg gehende ist, würklich nicht den angenehmsten Eindruck macht" [11]
Aus Furcht vor den Kosten wurde das Vorhaben zunächst verschleppt, weitere jahrelange Verzögerungen brachte eine Standortdiskussion[12].
Mit den Planungen war Kriesbaurat Keim beauftragt[13], die Grundsteinlegung fand am 29. Mai 1828 statt, auf den Tag genau 100 Jahre später wurde auch der des neuen Klinikums gelegt. Die feierliche Einweihung fand am 1. November 1830 statt.
Betrieb
Das Krankenhaus an der Schwabacher Straße wurde anfänglich mit 30 Betten für Kranke eröffnet. Zusätzlich bot es Platz für 100 Pfründner und diente als Beschäftigungsanstalt in einer Zeit, als die Stadt Fürth etwa 14.000 EinwohnerInnen hatte. Der erste Arzt wurde am 1. November 1830 eingestellt. Es handelte sich dabei um Dr. Pickel.
Der Kreis der Kranken beschränkte sich meist auf den männlichen ledigen Teil der Arbeiter und Gehilfen in der Bevölkerung mit vorwiegend inneren Erkrankungen wie Malaria, Lungenkrankheiten (Tuberkulose), Darmstörungen und Ungezieferbefall (z.B. Krätze). Bereits 1837 musste die Beschäftigungsanstalt aus Platzgründen geschlossen werden, da die Zahl der behandelnden Patienten stetig stieg (mehr als 500 Patieten im Jahr). Ab 1848 bis 1885 wurde Georg Tobias Christoph II. Fronmüller als zweiter Arzt eingestellt. Er setzte sich dafür ein, dass die ersten weltlichen Schwerstern (= nicht konfessionelles Pflegepersonal) tätig werden konnten (ab Nov. 1856) – während die bisherigen Krankenschwestern der Anstalten Neuendettelsau zuletzt nur noch in der hauseigenen Küche tätig waren (ab 1858). Ab 1864 wurde eine Oberschwester beschäftigt, die folgendes zu berichten wusste: „in den siebziger Jahren wurde mit Kerzen und Petroleumlampen die Krankenräume beleuchtet und dabei operiert, dass aus zwei Pumpbrunnen das Wasser für die Küche und den Krankendienst herbeigetragen werden musste“. Ab 1848 übernahm Dr. Fronmüller die Leitung des Krankenhauses bis 1884. 1889 wurde ein zweiter Assistenzarzt eingestellt durch den Nachfolger von Dr. Fronmüller. Somit waren neben Dr. Degen (1885 – 1911) inzwischen drei Ärzte am Krankenhaus beschäftigt.
Ab 1899 wurde die „Frage des Neubaues ernstlich bearbeitet, weil durch die unzureichenden Einrichtungen, den Lärm der umgebenden Fabriken, der Eisenbahn und der Straßenbahn die Pflege und Behandlung der Kranken sich immer schwieriger gestaltete“. Als man 1830 das Krankenhaus baute, war die Stadt Fürth noch eine kleine Stadt mit geringer Industriealisierung. Auch die Eisenbahn fuhr zu diesem Zeitpunkt noch nicht von Fürth nach Nürnberg. Knapp 70 Jahre später hat sich das Stadtbild gänzlich geändert. Die Bevölkerungszahl hat durch die zunehmende Industriealisierung stark zugenommen, und auch der täglich mehrfach abfahrende Zug direkt am Krankenhaus vorbei bereitete zunehmend Probleme. Während andere Gesundheitseinrichtungen in Fürth bereits fließend Wasser hatten, eine stabile Gasversorung und gelegentlich auch schon über elektrischen Strom verfügten, hatte das alte Krankenhaus an der Schwabacherstraße nichts von alledem. Zusätzlich erschwerten die vorbeifahrenden Dampflokomotiven den Tagesbetrieb am Krankenhaus, so dass z.B. während des Vorbeifahrens eines Zuges der Operateur die Operation unterbrechen musste wegen den starken Erschütterungen. Ebenfalls ein Problem durch die Eisenbahn, die Rußentwicklung durch die Dampflokomotiven.
Somit beschäftigte sich der Stadtrat damit ebenfalls ernsthaft im Jahr 1899, der die Dringlichkeit eines Neubaus des Krankenhauses in einer eigens dazu berufenen Untersuchungskommission feststellte.
Ab 1911 übernahm Sanitätsrat Dr. Frank die Führung des Krankenhauses, und stellte gleichzeitig einen dritten Assistenzarzt ein. Durch die zunehmenden Errungenschaften der Hygiene und Medizin (insbesondere durch die ersten Narkosemöglichkeiten bzw. örtlichen Betäubungen) ist die Angst vor Operationen deutlich gesunken – und somit die Bereitschaft sich einer Behandlung freiwillig zu unterziehen. Anhand der Statistik kann man gut sehen, wie im laufe der Zeit die Kapazitäten des Krankenhauses zunehmend knapper wurden.
Giebelspruch
An der Fassade zur Schwabacher Straße war ein Zitat des zeitgenössischen österreichischen Mystikers und Visionärs Jakob Lorber aus dessen Werk "Die geistige Sonne" angebracht:
- WAS IHR DEN ARMEN THUT
- DAS THUT IHR MIR
Neubau auf der Schwand
Die ersten Bestrebungen auf der Schwand wurden ab 1902 geplant. Allerdings wurden die Pläne erst wieder am 18. Dezember 1924 im Stadtrat aufgenommen und beschlossen, so dass ein Krankenhaus gebaut werden konnte. Zuvor war der Neubau durch den 1. Weltkrieg und den Bestrebungen, die Städte Fürth und Nürnberg einzugemeinden stets gescheitert. Allerdings musste dies nochmals am 13. Januar 1927 besprochen und erneut beschlossen werden. Es standen zwei alternative Bebauungsmöglichkeiten zur Auswahl:
- 1) eine Pavillonbauweise (ähnlich dem des Nordklinikums Nürnberg) und
- 2) die geschlossene Blockbauweise, wie wir sie heute sehen.
Der Stadtrat entschied sich aus Kostengründen für die zweite Version – da die Blockbauweise deutlich günstiger ausfällt. Gleichzeitig ist die Architektur dem Bauhaus angelehnt, was die Fürther mit einer gewissen „großstädtischen Modernisierung“ in Verbindung brachten.
Aus finanziellen Nöten hat man allerdings erst am 29. Mai 1928 das Bauen anfangen können - auf den Tag genau 100 Jahre nach der Grundsteinlegung des alten Krankenhauses an der Schwabacherstraße.
Bedeutende Ärzte
- Der Medizinalrat Dr. Georg Tobias Christoph Fronmüller war von 1848 an 36 Jahre lang Direktor des Krankenhauses.
- Letzter Direktor war der Sanitätsrat Dr. Jakob Frank, welcher sich besonders um den Neubau des Klinikums große Verdienste erwarb.
- Von 1862 bis 1865 war der späterer Ärzte-Lobbyist Friedrich Ernst Aub hier als Assistenz-Arzt tätig.
Literatur
- Rudolf Memmert: Das Alte Krankenhaus in Fürth. In: Fürther Heimatblätter, 1964/4-5, S.61 - 78
- Krankenhaus. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 228 - 229
- Friedrich Winter: Die Entstehung der geburtshilflich- gynäkologischen Abteilung am Stadtkrankenhaus Fürth. In: Fürther Heimatblätter, 2002/1, S.16 - 17
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Friedrich Marx, Fürth in Vergangenheit und Gegenwart - Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1887, S. 250
- ↑ Friedrich Marx, Fürth in Vergangenheit und Gegenwart - Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1887, S. 251
- ↑ Fürther Heimatblätter, Das alte Krankenhaus in Fürth, Rudolf Memmert, Jahrgang 14 / 1964, Nr. 4/5, S. 1
- ↑ Stadtarchiv Fürth, Bauakten Altes Krankenhaus, Bauakte Nr. 3, Prod. 2,4,6
- ↑ Heinrich Habel, Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth, Band V.61, Lipp Verlag 1994, S. 212 f.
- ↑ Heinrich Habel, Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth, Band V.61, Lipp Verlag 1994, S. 326 f.
- ↑ Fürther Heimatblätter, Das alte Krankenhaus in Fürth, Rudolf Memmert, Jahrgang 14 / 1964, Nr. 4/5, S. 2
- ↑ Fürther Heimatblätter, Das alte Krankenhaus in Fürth, Rudolf Memmert, Jahrgang 14 / 1964, Nr. 4/5, S. 62
- ↑ Stadtarchiv Fürth, Bauakten Altes Krankenhaus, Bauakte Nr. 3, Prod. 1
- ↑ Fürther Heimatblätter, Das alte Krankenhaus in Fürth, Rudolf Memmert, Jahrgang 14 / 1964, Nr. 4/5, S. 63
- ↑ Fürther Heimatblätter, Das alte Krankenhaus in Fürth, Rudolf Memmert, Jahrgang 14 / 1964, Nr. 4/5, S. 66
- ↑ Bernd Windsheimer: Geschichte der Stadt Fürth, S. 57 f.
- ↑ Thomas Schreiner: Zeitzeichen
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