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==Auszüge aus einer Ortsbeschreibung==
 
==Auszüge aus einer Ortsbeschreibung==
 
:''Fürth, eine alte ehemalige kaiserl. freye Hofmark, an der Vereinigung der Rednitz und Pegnitz, in Franken; jetzt aber eine beträchtliche offene Stadt, welche druch neue Anlagen von schönen steinernen Häusern auf ihrer Südostseite mit jedem Jahre zunimmt. Sie hatte im J. 1802 203 massive Häuser, 342 von Fachwerk, und 271 Nebengebäude. In den 545 eigentlichen Häusern lebten 12,412 Einwohner [...]. Die Ursache des starken Zuwachses von Menschen, welche die Häuser kaum zu fassen vermögen, lag ursprünglich in den äusserst geringen Abgaben, welche die Häuser- und Gutsbesitzer, und die Künstler und Handwerker, auch andere Bewohner hier an die Obrigkeit zu bezahlten haben; und in der Gewerbefreyheit, welche die meisten Professionisten hier genießen. [...]. In allem hat die Stadt 973 Meister; überdies noch viele andere Arbeiter, welche zu keiner Innung gehören. Zur ersten Klasse gehören [...] 17 Beutler, 130 Drechser, [...], 211 Goldarbeiter und Uhrgehäusemacher, 39 Uhrmacher, 45 Gürtler, [...], 6 Nagelschmiede, 37 Bleystiftmacher, 142 Tischler, [...], 118 Schuster, [...], 75 Strupfwirker, und 51 Weber. Ausser diesen zünftigen Meistern giebt es aber noch eine Menge von Bildhauern, welche meist Spiegelrahemn verfertigen, Vergolder, Spiegelschleifer und Ausfertiger, Schnallenmacher, Plättleinschlager, Dosenmacher, Papiermaler und Presser etc. und viele Brandtweinbrenner. Auch ist eine ansehnliche Spiegelfabrik vorhanden, welche meist sehr kleine und äusserst wohlfeile Spiegel liefert; wie sich denn überhaupt die Fürtherwaaren durch Wohlfeilheit auszeichnet; es werden aber auch solide Artikel für theuerers Geld ausgefertigt. Durch alle diese und mehrere andere Gegenstände erwächst ein ziemlich lebhafter Handel, welchen die die hier angelegte Leihbank befördert. [...]. Fürth war ehemals ein Eigenthum der Domprobstey zu Bamberg, [...]; Brandenburg aber besaß das Geleitrecht, und machte die Landeshoheit über damaligen Flecken ansprüchig. Die lanwührigen Processe und Streitigkeiten sind 1803 druch den Vergleich völlig beygelegt worden, in welchem Pfalz-Bayern unter mehreren Aemtern und Orten auch Fürth an den den König in Preussen vertauschte. [...].<ref>Wolfgang Jäger: "Geographisch-Historisch-Statistisches Zeitungs-Lexicon", Nürnberg 1805, S. 739 - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10429471-4 online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref>
 
:''Fürth, eine alte ehemalige kaiserl. freye Hofmark, an der Vereinigung der Rednitz und Pegnitz, in Franken; jetzt aber eine beträchtliche offene Stadt, welche druch neue Anlagen von schönen steinernen Häusern auf ihrer Südostseite mit jedem Jahre zunimmt. Sie hatte im J. 1802 203 massive Häuser, 342 von Fachwerk, und 271 Nebengebäude. In den 545 eigentlichen Häusern lebten 12,412 Einwohner [...]. Die Ursache des starken Zuwachses von Menschen, welche die Häuser kaum zu fassen vermögen, lag ursprünglich in den äusserst geringen Abgaben, welche die Häuser- und Gutsbesitzer, und die Künstler und Handwerker, auch andere Bewohner hier an die Obrigkeit zu bezahlten haben; und in der Gewerbefreyheit, welche die meisten Professionisten hier genießen. [...]. In allem hat die Stadt 973 Meister; überdies noch viele andere Arbeiter, welche zu keiner Innung gehören. Zur ersten Klasse gehören [...] 17 Beutler, 130 Drechser, [...], 211 Goldarbeiter und Uhrgehäusemacher, 39 Uhrmacher, 45 Gürtler, [...], 6 Nagelschmiede, 37 Bleystiftmacher, 142 Tischler, [...], 118 Schuster, [...], 75 Strupfwirker, und 51 Weber. Ausser diesen zünftigen Meistern giebt es aber noch eine Menge von Bildhauern, welche meist Spiegelrahemn verfertigen, Vergolder, Spiegelschleifer und Ausfertiger, Schnallenmacher, Plättleinschlager, Dosenmacher, Papiermaler und Presser etc. und viele Brandtweinbrenner. Auch ist eine ansehnliche Spiegelfabrik vorhanden, welche meist sehr kleine und äusserst wohlfeile Spiegel liefert; wie sich denn überhaupt die Fürtherwaaren durch Wohlfeilheit auszeichnet; es werden aber auch solide Artikel für theuerers Geld ausgefertigt. Durch alle diese und mehrere andere Gegenstände erwächst ein ziemlich lebhafter Handel, welchen die die hier angelegte Leihbank befördert. [...]. Fürth war ehemals ein Eigenthum der Domprobstey zu Bamberg, [...]; Brandenburg aber besaß das Geleitrecht, und machte die Landeshoheit über damaligen Flecken ansprüchig. Die lanwührigen Processe und Streitigkeiten sind 1803 druch den Vergleich völlig beygelegt worden, in welchem Pfalz-Bayern unter mehreren Aemtern und Orten auch Fürth an den den König in Preussen vertauschte. [...].<ref>Wolfgang Jäger: "Geographisch-Historisch-Statistisches Zeitungs-Lexicon", Nürnberg 1805, S. 739 - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10429471-4 online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref>
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==Sonstiges==
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:''Zu den häufigsten Krankheiten der hiesigen Fabrikstadt Fürth, gehört die Lungensucht, ein in ihrem Fortgange durchaus unheilbares Uebel, an welchem hier die meisten Menschen sterben. [...]. Ein anderes, in seinen Folgen nicht minder tödtliches Uebel ist die Lustseuche, eine in ihren zerstörenden Folgen bekannte Krankheit, die bis zum Erstaunen äusserst gemein unter Eheleuten, wie unter Unverheuratheten hier angetroffen wird. [...]. Andere tödtliche oder gefährliche Krankheiten werden durch die hiesigen Gewerbsarten erzeugt. [...]. Die grosse Anzahl der Spiegelglasbeleger stehen hier oben an. Sie werden unter dieser gefährlichen Arbeit früher oder später bleich, mager, abgezehrt, und bekommen alle Zufälle eines ausser Ordnung gerathenen Nervensystems, als Schwindel, Bewusstlosigkeit, Lähmung der Muskeln, Zittern aller Glieder, welches späterhin in die fürchterlichsten Convulsionen ausartet, und in welchen traurigen Zuständen sie ihr Leben beschliessen. [...]. Ich habe die Wichtigkeit dieses Gegenstandes schon längst einmal in Betrachtung gezogen, im hiesigen Wochenblatt es auseinandergesetzt, auf welche Art das Quecksilber beim Belegen der Gläser so gefährlich für Leben und Gesundheit wird, und die aus der Natur der Sache fliessenden und nothwendigen Rathschläge gegeben, [...]. Nachtheilig sind auch die Arbeiten der Zinngiesser, Goldschläger, und überhaupt der Metallarbeiter. Die ersteren giessen die unglaubliche Menge ihrer Figuren aus Blei, und schlucken den ganzen Tag über unter der Arbeit diese Dämpfe. Beim Ausmahlen derselben pflegen sie jedesmal die Farben des Pinsels [...] abzulecken, und vergiften so ihre Körper doppelt und auf eine langsame Art. Endlich gehört das Schleifen der Brillengläser mit zu denen verderblichen Arbeiten, aus welchem Grunde auch unser Staat diese Beschäftigung in den öffentlichen Zuchthäusern mit Recht abgeschafft hat. [...].''<ref>Andreas Christoph Solbrig: ''Bemerkungen über die häufigsten Krankheiten zu Fürth'', in: "Archiv für medizinische Erfahrung", Band 7, S. 229 ff, 1805.</ref>
    
==Veröffentlichungen==
 
==Veröffentlichungen==