Adam Schmerler: Unterschied zwischen den Versionen

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'''[[Vorname::Johann]] [[Vorname::Adam]] [[Nachname::Schmerler]]''' (geb. [[Geburtstag::29. Januar]] [[Geburtsjahr::1765]] in [[Geburtsort::Fürth]]; gest. [[Todestag::13. November]] [[Todesjahr::1794]] in [[Todesort::Fürth]]) war [[Beruf::Rektor]] der [[Armen- und Waisenschule]]. Gleichzeitig betätigte sich Schmerler als "Fürther Volksbildner" und "Kalenderschreiber".
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'''Johann Adam Schmerler''' (geb. 29. Januar 1765 in Fürth; gest. 13. November [[1794]] in Fürth) war Rektor der [[Armen- und Waisenschule]]. Gleichzeitig betätigte sich Schmerler als "Fürther Volksbildner" und "Kalenderschreiber".
  
 
== Leben und Wirken ==
 
== Leben und Wirken ==
 
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Schmerler wurde als Sohn des Bäckermeisters Johann Schmerler in Fürth am [[29. Januar]] [[1765]] geboren. Die Mutter Maria Katharina Schmerler kam aus Brand bei Gunzenhausen, geb. Picklin. Bereits im Kindesalter fiel er durch seine hohe Begabung auf. So wird ihm nachgesagt, dass er im Alter von vier Jahren "fehlerfrei las"<ref>Johann Heinrich Martin Ernesti: Historisch litterarisches Handbuch berühmter und denkwürdiger Personen welche in dem achtzehnten Jahrhundert gelebt haben. Leipzig, 1808, S. 216 ff.</ref> und als siebenjähriger "''Knabe nicht nur ganze Predigten wörtlich nachgeschrieben, sondern auch fehlerfrei auswendig hergesagt, und selbst Versuche gemacht, verschiedene biblische Ferse auszuarbeiten, welche über alles Erwarten gut gerathen sind''".<ref>Johann Christian Siebenkess: Materialien zur Nürnberger Geschichte. Vierter Band, Nürnberg. 1795, S. 390 ff.</ref> Die Eltern ermöglichten ihm nach der Schulausbildung ein Studium in Altdorf ([[1784]]-[[1787]]), nachdem sich der Fürhter Pfarrer Burger für den jungen Schmerler eingesetzt hatte, da die Eltern zunächst die Bäckerlehrer für den Sohn vorgesehen hatten. [[1781]] kam Schmerler im Alter von 16 Jahren zur Ausbildung der Wissenschaften zum Diakon Schöner nach Nürnberg. Offensichtlich hochbegabt, konnte Schmerler im Selbststudium "''nach 16 - 18 Wochen in lateinischen Übungen das vorderste Prämium in der Klasse (erreichen). Innerhalb 8 Wochen fing er das Griechische neue Testament den Hrn. Diakon Schöner an zu lesen, innerhalb von 4 Wochen übersetzte er Französisch, und hatte Meniers Tabellen innne, innerhalb 3 Wochen analysierte er hebräisch und innerhalb 12 - 14 Monaten er sich eine solche Fertigkeit im teutschen Stnl (?) erworben, dass er schon eine gute Abhandlung schreiben konnte."''<ref>Johann Christian Siebenkess: Materialien zur Nürnberger Geschichte. Vierter Band, Nürnberg. 1795, S. 391 ff.</ref>  
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Schmerler wurde als Sohn des Bäckermeisters Johann Schmerler in Fürth am [[29. Januar]] [[1765]] geboren. Die Mutter Maria Katharina Schmerler kam aus Brand bei Gunzenhausen, geb. Picklin. Bereits im Kindesalter fiel er durch seine hohe Begabung auf. So wird ihm nachgesagt, dass er im Alter von vier Jahren "fehlerfrei las"<ref>Johann Heinrich Martin Ernesti: Historisch litterarisches Handbuch berühmter und denkwürdiger Personen welche in dem achtzehnten Jahrhundert gelebt haben. Leipzig, 1808, S. 216 ff.</ref> und als siebenjähriger "''Knabe nicht nur ganze Predigten wörtlich nachgeschrieben, sondern auch fehlerfrei auswendig hergesagt, und selbst Versuche gemacht, verschiedene biblische Ferse auszuarbeiten, welche über alles Erwarten gut gerathen sind''".<ref>Johann Christian Siebenkess: Materialien zur Nürnberger Geschichte. Vierter Band, Nürnberg. 1795, S. 390 ff.</ref> Die Eltern ermöglichten ihm nach der Schulausbildung ein Studium in Altdorf ([[1784]]-[[1787]]), nachdem sich der Fürther Pfarrer Burger für den jungen Schmerler eingesetzt hatte, da die Eltern zunächst die Bäckerlehrer für den Sohn vorgesehen hatten. [[1781]] kam Schmerler im Alter von 16 Jahren zur Ausbildung der Wissenschaften zum Diakon Schöner nach Nürnberg. Offensichtlich hochbegabt, konnte Schmerler im Selbststudium "''nach 16 - 18 Wochen in lateinischen Übungen das vorderste Prämium in der Klasse (erreichen). Innerhalb 8 Wochen fing er das Griechische neue Testament den Hrn. Diakon Schöner an zu lesen, innerhalb von 4 Wochen übersetzte er Französisch, und hatte Meniers Tabellen innne, innerhalb 3 Wochen analysierte er hebräisch und innerhalb 12 - 14 Monaten er sich eine solche Fertigkeit im teutschen Stnl (?) erworben, dass er schon eine gute Abhandlung schreiben konnte."''<ref>Johann Christian Siebenkess: Materialien zur Nürnberger Geschichte. Vierter Band, Nürnberg. 1795, S. 391 ff.</ref>  
  
[[1788]] wurde Schmerler in Bamberg bei der Archivarsfamilie Schindler als Hauslehrer eingestellt. Ab [[1790]] übernahm er die Leitung der Armen- und Waisenschule in Fürth als Rektor, die nach eigenen Aussagen leider schlecht bezahlt war. Er selbst bezeichntete sich jedoch als "Philanthrop", also einen Menschen dem die allgemeine Menschenfreundschaft oder Menschenliebe oberstes Gebot ist - und weniger der finanzielle Vorteil. Schmerler zitiert Adolph Knigge in Bezug auf den Stellenantritt in Fürth mit folgenden Worten: ''"Es ist wahrscheinlich ein höchst schwere Arbeit Menschen zu bilden - eine Arbeit, die sich nie mit Gelde bezahlen läßt. Der geringste Dorfschulmeister, wenn er seine Pflichten treulich erfüllt, ist eine wichtigere und nützlichere Person im Staate, als der Finanzminster, und da sein Gehalt gewöhnlich sparsam gemessen ist, was kann da billger senn, als dass man diesem Manne wenigstens durch einige Ehrbezeugungen das Leben süß und das Joch erträglich machen suche? Schämen sollten sich die Menschen, die den Erzieher ihrer Kinder als eine Art von Dienstboten behandeln"''.<ref>Adolph Freiherr Knigge: Über den Umgang mit Menschen, Hannover 1853</ref> So erklärt sich vielleicht nachträglich die Übernahme der Stelle an der Armen- und Waisenschule am [[23. Februar]] [[1790]].  
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[[1788]] wurde Schmerler in Bamberg bei der Archivarsfamilie Schindler als Hauslehrer eingestellt. Ab [[1790]] übernahm er die Leitung der [[Armen- und Waisenschule]] in Fürth als Rektor, die nach eigenen Aussagen leider schlecht bezahlt war. Er selbst bezeichntete sich jedoch als "Philanthrop", also einen Menschen dem die allgemeine Menschenfreundschaft oder Menschenliebe oberstes Gebot ist - und weniger der finanzielle Vorteil. Schmerler zitiert Adolph Knigge in Bezug auf den Stellenantritt in Fürth mit folgenden Worten: ''"Es ist wahrscheinlich ein höchst schwere Arbeit Menschen zu bilden - eine Arbeit, die sich nie mit Gelde bezahlen läßt. Der geringste Dorfschulmeister, wenn er seine Pflichten treulich erfüllt, ist eine wichtigere und nützlichere Person im Staate, als der Finanzminster, und da sein Gehalt gewöhnlich sparsam gemessen ist, was kann da billger senn, als dass man diesem Manne wenigstens durch einige Ehrbezeugungen das Leben süß und das Joch erträglich machen suche? Schämen sollten sich die Menschen, die den Erzieher ihrer Kinder als eine Art von Dienstboten behandeln"''.<ref>Adolph Freiherr Knigge: Über den Umgang mit Menschen, Hannover 1853</ref> So erklärt sich vielleicht nachträglich die Übernahme der Stelle an der [[Armen- und Waisenschule]] am [[23. Februar]] [[1790]].  
  
 
Schmerler verstand sich selbst auch als "Fürther Volksbildner". So hielt er ab Mitte 1790 mehrere Vorträge bzw. erstellte literarische Arbeiten mit den klangvollen Titeln:
 
Schmerler verstand sich selbst auch als "Fürther Volksbildner". So hielt er ab Mitte 1790 mehrere Vorträge bzw. erstellte literarische Arbeiten mit den klangvollen Titeln:
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== Tod Johann Adam Schmerlers ==
 
== Tod Johann Adam Schmerlers ==
  
Johann Adam Schmerler starb vor der Vollendung des 30. Lebensjahres. Als Todesursache wird das sog. "''Nervenfieber''" angegeben, dass häufig als Synonym verwendet wird für "Typhus oder Ruhr".<ref>Wikipedia, Liste historischer Krankheitsbezeichnungen. Abgerufen am 16. November 2014 | 00:38 Uhr [http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_historischer_Krankheitsbezeichnungen online abrufbar]</ref>. Seinem Wunsch eine Pfarrstelle zu bekommen erlebte er zu Lebzeiten nicht mehr. Die Ernennung bzw. das Schreiben mit der Ernennung kam erst nach seinem Tod bei ihm an.
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Johann Adam Schmerler starb vor der Vollendung des 30. Lebensjahres. Als Todesursache wird das sog. "''Nervenfieber''" angegeben, dass häufig als Synonym verwendet wird für "Typhus oder Ruhr".<ref>Wikipedia, Liste historischer Krankheitsbezeichnungen. Abgerufen am 16. November 2014 | 00:38 Uhr [http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_historischer_Krankheitsbezeichnungen online abrufbar]</ref> Seinem Wunsch eine Pfarrstelle zu bekommen erlebte er zu Lebzeiten nicht mehr. Die Ernennung bzw. das Schreiben mit der Ernennung kam erst nach seinem Tod bei ihm an.
  
Die Einwohner Fürths gedachten Schmerlers Tod in einer öffentlichen Zeremonie. Auf Vorschlag des Gemeindevorstehers Mennesdörfer wurde die Beerdigung auf Kosten der "öffentlichen Kasse" übernommen. Sein Freund J. S. Schiez beschreibt die Beerdigung wie folgt: "''Zum ersten Mahle mußte der im vorigen Sommer erst angeschaffte Leichenwagen Dienst thun. In aller Eile wurden die schwarzen Bedeckungen der Pferde herbeigeschafft, und am 18. November gieng die Beerdigung vor sich. Der Leichenzug gieng von dem gemeinschaftlichen Schulhause nach der Kirche. Dem Leichenwagen folgten in 8 Abtheilungen die 16 Gemeindevorsteher als erbetene Träger, dann die Bürgermeister, nach diesen die Schuladministratoren, daruf die Scholaren Schmerlerßs mit Flöhren. Ihnen folgten die Lehrer der Rivialschule mit ihren Schülern, an welche sich der zahlreiche Leichenconduct anschloß.''"<ref>Johann Heinrich Martin Ernesti: Historisch litterarisches Handbuch berühmter und denkwürdiger Personen welche in dem achtzehnten Jahrhundert gelebt haben. Leipzig, 1808, S. 234</ref>
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Die Einwohner Fürths gedachten Schmerlers Tod in einer öffentlichen Zeremonie. Auf Vorschlag des Gemeindevorstehers [[Johann Adam Simon Mennesdörfer|Mennesdörfer]] wurde die Beerdigung auf Kosten der "öffentlichen Kasse" übernommen. Sein Freund J. S. Schiez beschreibt die Beerdigung wie folgt: "''Zum ersten Mahle mußte der im vorigen Sommer erst angeschaffte Leichenwagen Dienst thun. In aller Eile wurden die schwarzen Bedeckungen der Pferde herbeigeschafft, und am 18. November gieng die Beerdigung vor sich. Der Leichenzug gieng von dem gemeinschaftlichen Schulhause nach der Kirche. Dem Leichenwagen folgten in 8 Abtheilungen die 16 Gemeindevorsteher als erbetene Träger, dann die Bürgermeister, nach diesen die Schuladministratoren, daruf die Scholaren Schmerlerßs mit Flöhren. Ihnen folgten die Lehrer der Rivialschule mit ihren Schülern, an welche sich der zahlreiche Leichenconduct anschloß.''"<ref>Johann Heinrich Martin Ernesti: Historisch litterarisches Handbuch berühmter und denkwürdiger Personen welche in dem achtzehnten Jahrhundert gelebt haben. Leipzig, 1808, S. 234</ref>
  
 
== Ausgabe der ersten Tageszeitung ==
 
== Ausgabe der ersten Tageszeitung ==
Johann Schmerler gab die erste Zeitung in Fürth heraus. Die erste Ausgabe erschien am [[7. Februar]] [[1792]] unter dem Namen "''Fürther Intelligenzblatt''". Allerdings musste die Zeitung nach kurzer Zeit wieder eingestellt werden. Grund der Einstellung: Lesermangel.  
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Johann Schmerler gab die erste Zeitung in Fürth heraus. Die erste Ausgabe erschien am [[7. Februar]] [[1792]] unter dem Namen "''Fürther Intelligenzblatt''". Allerdings musste die Zeitung nach kurzer Zeit wieder eingestellt werden. Grund der Einstellung: Lesermangel.<ref>J. F. Schlez: ''Johann Adam Schmerler's Lebensgeschichte'', Nürnberg, Pech und Schulz, 1795, S. 46. - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10066762-7 online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref>
  
 
== Ehrungen ==
 
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==Namensvetter==
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Im 19. Jahrhundert gab es einen Bäckermeister namens Johann Adam Schmerler. Dessen Sohn, Johann Schmerler, bewarb sich 1846 um die "durch Verzicht seines Vaters Joh. Adam Schmerler erledigte Bäcker-Concession"<ref>"Fürther Tagblatt", 23.10.1846</ref> und wurde dann selbst Bäckermeister.
  
 
== Siehe auch ==
 
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==Weblinks==
 
==Weblinks==
Kiefhaber; Schmerler: ''"Versuch einer Lebensgeschichte Herrn Johann Adam Schmerlers, Rectors an der gemeindlichen Schule zu Fürth. Ein Beytrag zu einer künftigen Biographie."'' Nürnberg, 1795. [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10066760-6 Zum Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]
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* Kiefhaber; Schmerler: ''"Versuch einer Lebensgeschichte Herrn Johann Adam Schmerlers, Rectors an der gemeindlichen Schule zu Fürth. Ein Beytrag zu einer künftigen Biographie."'' Nürnberg, 1795. [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10066760-6 online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]
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* J. F. Schlez, Lebensgeschichte Johann Adam Schmerler, Nürnberg, Pech und Schulz 1795 [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10066762-7 online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]
  
 
== Einzelnachweise ==
 
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Version vom 26. Mai 2019, 11:07 Uhr

Johann Adam Schmerler (geb. 29. Januar 1765 in Fürth; gest. 13. November 1794 in Fürth) war Rektor der Armen- und Waisenschule. Gleichzeitig betätigte sich Schmerler als "Fürther Volksbildner" und "Kalenderschreiber".

Leben und Wirken

Veröffentlichung "Die Bestimmung des Menschen", 1790

Schmerler wurde als Sohn des Bäckermeisters Johann Schmerler in Fürth am 29. Januar 1765 geboren. Die Mutter Maria Katharina Schmerler kam aus Brand bei Gunzenhausen, geb. Picklin. Bereits im Kindesalter fiel er durch seine hohe Begabung auf. So wird ihm nachgesagt, dass er im Alter von vier Jahren "fehlerfrei las"[1] und als siebenjähriger "Knabe nicht nur ganze Predigten wörtlich nachgeschrieben, sondern auch fehlerfrei auswendig hergesagt, und selbst Versuche gemacht, verschiedene biblische Ferse auszuarbeiten, welche über alles Erwarten gut gerathen sind".[2] Die Eltern ermöglichten ihm nach der Schulausbildung ein Studium in Altdorf (1784-1787), nachdem sich der Fürther Pfarrer Burger für den jungen Schmerler eingesetzt hatte, da die Eltern zunächst die Bäckerlehrer für den Sohn vorgesehen hatten. 1781 kam Schmerler im Alter von 16 Jahren zur Ausbildung der Wissenschaften zum Diakon Schöner nach Nürnberg. Offensichtlich hochbegabt, konnte Schmerler im Selbststudium "nach 16 - 18 Wochen in lateinischen Übungen das vorderste Prämium in der Klasse (erreichen). Innerhalb 8 Wochen fing er das Griechische neue Testament den Hrn. Diakon Schöner an zu lesen, innerhalb von 4 Wochen übersetzte er Französisch, und hatte Meniers Tabellen innne, innerhalb 3 Wochen analysierte er hebräisch und innerhalb 12 - 14 Monaten er sich eine solche Fertigkeit im teutschen Stnl (?) erworben, dass er schon eine gute Abhandlung schreiben konnte."[3]

1788 wurde Schmerler in Bamberg bei der Archivarsfamilie Schindler als Hauslehrer eingestellt. Ab 1790 übernahm er die Leitung der Armen- und Waisenschule in Fürth als Rektor, die nach eigenen Aussagen leider schlecht bezahlt war. Er selbst bezeichntete sich jedoch als "Philanthrop", also einen Menschen dem die allgemeine Menschenfreundschaft oder Menschenliebe oberstes Gebot ist - und weniger der finanzielle Vorteil. Schmerler zitiert Adolph Knigge in Bezug auf den Stellenantritt in Fürth mit folgenden Worten: "Es ist wahrscheinlich ein höchst schwere Arbeit Menschen zu bilden - eine Arbeit, die sich nie mit Gelde bezahlen läßt. Der geringste Dorfschulmeister, wenn er seine Pflichten treulich erfüllt, ist eine wichtigere und nützlichere Person im Staate, als der Finanzminster, und da sein Gehalt gewöhnlich sparsam gemessen ist, was kann da billger senn, als dass man diesem Manne wenigstens durch einige Ehrbezeugungen das Leben süß und das Joch erträglich machen suche? Schämen sollten sich die Menschen, die den Erzieher ihrer Kinder als eine Art von Dienstboten behandeln".[4] So erklärt sich vielleicht nachträglich die Übernahme der Stelle an der Armen- und Waisenschule am 23. Februar 1790.

Schmerler verstand sich selbst auch als "Fürther Volksbildner". So hielt er ab Mitte 1790 mehrere Vorträge bzw. erstellte literarische Arbeiten mit den klangvollen Titeln:

  • Über die Bestimmung des Menschen
  • Leichenreden, vorzüglich zum Gebrauch bei sogenannten Leseleichen auf dem Lande
  • Sophrons Lehren der Weisheit und Tugend für seine erwachsene Tochter oder Versuch einer Frauenzimmermoral, 1791
  • Freimütige Betrachtungen über die dogmatischen Lehren von Wundern & Offenbahrung in Briefen an einen Freund, 1792
  • Hochzeit-Predigten, 1792
  • Vorlesungen über Naturlehre, 1792
Rezension aus dem Magazin für das Neuste aus der Physik und Naturgeschichte: Diese Vorlesung erhalten in einer angenehmen und populären Schreibart die vornehmsten Gesezte der gesammten Naturlehre, ohne sonderlich mathematische Einmischung. Zuweilen kommt auch etwas von der Geschichte der Wissenschaft und Manches von ihrer Anwendung auf Dinge des gemeinen Lebens vor. Im Ganzen zeigt der Autor große Bekanntschaft mit den neueren physikalischen Entdeckungen. Nur scheint er mit der neuen Theorie vom Feuer und der Respiration noch nicht ganz vertraut zu sein. Die Wirkungen des Schießpulvers erklärt er noch von einer im Salpeter dicht zusammengepreßten Luft, welche den der Entzündung fern werde, und dann auf eben die Art die Kugel fortreisse, wie die durch Dehnung des Ventils losgelassene Luft in der Windbüchse.[5]
  • Sophrons Lehren der Weisheit und Tugend für seinen erwachsenen Sohn oder Moral für Jünglinge, 1793
  • Gesundheitslehre für Kinder, 1793
  • Lateinisch-deutsches und deutsch-lateinisches Wörterbuch, 1794
  • Allgemeiner Volkskalender für den Bürger und Landmann
  • Moralische Erzählungen und Schilderungen, 1796

Tod Johann Adam Schmerlers

Johann Adam Schmerler starb vor der Vollendung des 30. Lebensjahres. Als Todesursache wird das sog. "Nervenfieber" angegeben, dass häufig als Synonym verwendet wird für "Typhus oder Ruhr".[6] Seinem Wunsch eine Pfarrstelle zu bekommen erlebte er zu Lebzeiten nicht mehr. Die Ernennung bzw. das Schreiben mit der Ernennung kam erst nach seinem Tod bei ihm an.

Die Einwohner Fürths gedachten Schmerlers Tod in einer öffentlichen Zeremonie. Auf Vorschlag des Gemeindevorstehers Mennesdörfer wurde die Beerdigung auf Kosten der "öffentlichen Kasse" übernommen. Sein Freund J. S. Schiez beschreibt die Beerdigung wie folgt: "Zum ersten Mahle mußte der im vorigen Sommer erst angeschaffte Leichenwagen Dienst thun. In aller Eile wurden die schwarzen Bedeckungen der Pferde herbeigeschafft, und am 18. November gieng die Beerdigung vor sich. Der Leichenzug gieng von dem gemeinschaftlichen Schulhause nach der Kirche. Dem Leichenwagen folgten in 8 Abtheilungen die 16 Gemeindevorsteher als erbetene Träger, dann die Bürgermeister, nach diesen die Schuladministratoren, daruf die Scholaren Schmerlerßs mit Flöhren. Ihnen folgten die Lehrer der Rivialschule mit ihren Schülern, an welche sich der zahlreiche Leichenconduct anschloß."[7]

Ausgabe der ersten Tageszeitung

Johann Schmerler gab die erste Zeitung in Fürth heraus. Die erste Ausgabe erschien am 7. Februar 1792 unter dem Namen "Fürther Intelligenzblatt". Allerdings musste die Zeitung nach kurzer Zeit wieder eingestellt werden. Grund der Einstellung: Lesermangel.[8]

Ehrungen

Straßenbennennung, 1954

Am 30. August 1954 wurde in Unterfürberg die Schmerlerstraße benannt.

Namensvetter

Im 19. Jahrhundert gab es einen Bäckermeister namens Johann Adam Schmerler. Dessen Sohn, Johann Schmerler, bewarb sich 1846 um die "durch Verzicht seines Vaters Joh. Adam Schmerler erledigte Bäcker-Concession"[9] und wurde dann selbst Bäckermeister.

Siehe auch

Literatur

  • J. F. Schlez, Lebensgeschichte Johann Adam Schmerler, Nürnberg, Pech und Schulz 1795
  • J. K. Hohenberger, Fränkische Heimat: Die Fürther Armen - und Waisenschule im 18. Jahrhundert, 1933 - 12, Jg. Heft 6
  • Christian Nicol: Johann Adam Schmerler (1765 - 1794). In: Fürther Heimatblätter, 1939/5-6, S.35 - 44
  • Adolf Schwammberger, Nordbayerische Zeitung: Johann Adam Schmerler, 13. August 1955
  • Schmerler, Johann Adam. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 325

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Johann Heinrich Martin Ernesti: Historisch litterarisches Handbuch berühmter und denkwürdiger Personen welche in dem achtzehnten Jahrhundert gelebt haben. Leipzig, 1808, S. 216 ff.
  2. Johann Christian Siebenkess: Materialien zur Nürnberger Geschichte. Vierter Band, Nürnberg. 1795, S. 390 ff.
  3. Johann Christian Siebenkess: Materialien zur Nürnberger Geschichte. Vierter Band, Nürnberg. 1795, S. 391 ff.
  4. Adolph Freiherr Knigge: Über den Umgang mit Menschen, Hannover 1853
  5. Johann Heinrich Voigt: Magazin für das Neuste aus der Physik und Naturgeschichte. Gotha 1792, S. 153 ff.
  6. Wikipedia, Liste historischer Krankheitsbezeichnungen. Abgerufen am 16. November 2014 | 00:38 Uhr online abrufbar
  7. Johann Heinrich Martin Ernesti: Historisch litterarisches Handbuch berühmter und denkwürdiger Personen welche in dem achtzehnten Jahrhundert gelebt haben. Leipzig, 1808, S. 234
  8. J. F. Schlez: Johann Adam Schmerler's Lebensgeschichte, Nürnberg, Pech und Schulz, 1795, S. 46. - online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  9. "Fürther Tagblatt", 23.10.1846