Albert Rosenfelder (Kommerzienrat)

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KommerzienratDas Attribut „Titel“ hat einen eingeschränkten Anwendungsbereich und kann nicht als Attribut zum Annotieren von Daten verwendet werden. Albert Rosenfelder (geb. 9. September 1864 in Nürnberg; gest. 1. Juli 1919 auf dem Truppenübungsplatz Hainberg, Oberasbach) war Mitinhaber der Bilderbücherfabrik Löwensohn und lebte bis zum seinem Tod 1916 in der Königswarterstraße 52.

Leben

Albert Rosenfelder wurde am 9. September 1864 als Sohn von Emanuel Rosenfelder und Berta geb. Heim in Nürnberg geboren. Nach seiner aktiven Dienstzeit beim 14. bayerischen Infanterie Regiment von 1883 bis 1885 wurde er 1886 als einer der wenigen jüdischen Reserveoffiziere in Bayern zu einem Leutnant der Reserve, später sogar zu einem Oberleutnant d. R. befördert. Als junger Mann kam er nach Fürth um dort bei der jüdischen Spielefabrik L. Kleefeld & Co in der Fürther Oststadt, die 1884 von seinem Halbbruder Ludwig Kleefeld (1857-1908) gegründet wurde. 1890 stieg Albert Rosenfelder mit der für damalige Verhältnisse großen Summen von 100.000 Goldmark in der Firma seiner beiden Cousins Bernhard und Theodor Löwensohn, die 1844 in Fürth gegründete Lithographische Kunstanstalt G. Löwensohn, ein.

"Evora-Haus" in der Königswarterstraße 52, 1907

1893 heiratete er in Heidelberg die aus Würzburg stammende, jüdische Bankierstochter Dora Heim. Das Paar bekommt 3 Kinder, die zwei Töchter Johanna und Lisbeth Rosenfelder, sowie den Sohn Ernst Rosen-felder, der ab 1916 die Bilderbücherfabrik Löwensohn bis zu ihrem Verkauf 1937 zusammen mit den Brüdern Robert und Gustav Löwensohn leitete. Die Familie wohnte im 2. Stock der Königswarterstraße 52, dem sogenannten „Evora-Haus“, benannt nach dem Erbauer Wilhelm Evora, Mitinhaber der Fürther Brauerei Evora & Meyer. Als während des Ersten Weltkriegs immer mehr Soldaten, vor allem Offiziere, an der Front benötigt wurden, verpflichtete man auch ältere Offiziere für die Abteilungen in den Garnisonen. Albert Rosenfelder, der sich bereits bei Kriegsausbruch 1914 als Offizier zur Verfügung gestellt hatte, wurde er am 9. Januar 1915 mit seinem Dienstantritt zum Hauptmann befördert und kommandierte die Rekruten-Ausbildungskompanie im Ersatzbattaillon des 21. bayerischen Infanterieregiments und war so für die Schulung neuer Soldaten zuständig. Dabei wurde er am 1. Juli 1916 auf dem Übungsplatz 3 des Exerzierplatz Hainberg auf seinem Pferd sitzend durch einen Kopfschuss getötet.

Trauerfeier

Zwei Tage nach seinem Tod, am 3. Juli 1916, fand die Trauerfeier im Nürnberger Krematorium statt. Die Anteilnahme war außergewöhnlich groß:

  • Abordnungen aller Vereine und Organisationen in denen Rosenfelder tätig war legten Blumenkränze vor nieder.
  • Eine Ehrenkompanie war aufmarschiert.
  • Die wichtigsten Persönlichkeiten der Stadtverwaltung, insbesondere der

1. Bürgermeister Dr. Wild und alle Stadträte, waren gekommen.

  • Auch das Militär der Region Nürnberg-Fürth war durch General von Könitz

vertreten. Am Ende der Trauerfeier spielte die Regimentsmusik, als Zeichen königlicher Wertschätzung, den Bayrischen Präsentiermarsch und die Ehrenkompanie schoss drei Salven.

  • Der Rabbiner der jüdischen Gemeinde Fürth Dr. Freudenthal und der

1. Bürgermeister Dr. Wild, hielten eine Rede, in der sie die Güte und Hilfsbereitschaft Rosenfelders betonten. Dies alles, zeugt von der Bekanntheit und dem großen Ansehen Rosenfelders in der Fürther Bevölkerung. So versprach der 1. Bürgermeister Dr. Wild in seiner Rede “dass die Erinnerung an den Verstorben in der Stadt Fürth nie erlöschen werde.”[1]

Todesumstände

Am 1. Juli 2016 jährt sich der Tod Albert Rosenfelders zum 100-sten Mal. Doch heute, fast hundert Jahre später, erinnert abgesehen von seinem Grab, nichts mehr an Albert Rosenfelder in Fürth. Und das obwohl sein Schicksal noch heute viele Fragen aufwirft und die Todesumstände nie vollständig geklärt wurden. So existieren zwei Versionen über diesen Vorfall:

  • Die Fürther Zeitung berichtet, Rosenfelder habe sich bereits von seiner Kompanie verabschiedet und sei auf dem Heimritt gewesen,
  • die militärische Untersuchung, spricht stattdessen davon, Rosenfelder sei mit seiner Kompanie zwischen den ehemaligen Dörfern Neumühle und Gebersdorf in Stellung gegangen, als ihn der Schuss traf.

Auch das Untersuchungsergebnis des Militärs, das von einem Unfall spricht, lässt ungeklärte Fragen zurück:

  • An diesem Tag fanden keine Schießübungen mit scharfer Munition statt, was den Tod durch eine verirrte Kugel ausschließt.
  • Der Untersuchungsbericht nahm an, der Täter habe von der etwa 300 Meter entfernten Hangseite geschossen. Die Trefferquote und damit die Chance das Opfer tödlich zu treffen war bei dieser Entfernung jedoch sehr gering.
  • Weder ein Soldat noch ein Zivilist kommen als Täter infrage. Ein Soldat hätte sich nie so lange unauffällig von seiner Truppe trennen können. Ein Zivilist wäre auf dem Übungsplatz sofort aufgefallen.
  • Der Schuss muss aus einer geringen Entfernung, abgegeben worden sein, da der Kopf des Ermordeten laut der Obduktion völlig zertrümmert war.
  • Hätten dann andere Soldaten nicht auf den Täter aufmerksam werden müssen, da sich ein scharfer Schuss von Platzpatronenschüssen deutlich unterscheidet? Dieser Möglichkeit aber, dass der Schuss aus den eigenen Reihen gekommen sein könnte, wurde nicht weiter nachgegangen. Auch fanden keine Verhöre in der Kompanie statt. Trotzdem wurden die Gewehrläufe aller Soldaten kontrolliert. Diese Kontrolle der Gewehre, die jedoch erfolglos blieb, zeigt, dass ein Verdacht in diese Richtung bestanden hatte.

Auch einer weiteren Spur wurde nicht weiter nachgegangen. Einige Tage nach dem Mord an Albert Rosenfelder erhielt die 3. Garnisonskompanie eine anonyme Postkarte, aus der man schloss, der Absender stehe mit dem Täter in Verbindung. So wurde zwar in dieser Sache ermittelt, es konnten jedoch keine Ergebnisse erzielt werden. So blieb der Mord bis heute unaufgeklärt. Trotz des Waffenstillstands und der darauf folgenden Revolution wurden die Ermittlungen nicht eingestellt. Man hatte jedoch über die zwei Jahre hinweg keinerlei Ergebnisse erzielt. Während den Wirren der 2. Revolution und der Münchner Räterepublik verschwanden dann plötzlich die Akten über den Tod Albert Rosenfelders. Als diese später wieder auftauchen, fehlten wichtige Beweisstücke, wie die handgeschriebene Postkarte.



Einzelnachweise

  1. Aus: Stadtarchiv Fürth, Rieß-Chronik 1916, 3.7.1916, Bl. 119

Siehe auch

Weblinks