BERMAS Kofferfabrik

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Historisches Logo der BERMAS Kofferfabrik mit den Anfangsbuchstaben der drei Eigentümer Berlin, Maler & Schneider.

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Die BERMAS Kofferfabrik (Akronym: Berlin, Maler & Schneider)[1], ursprünglich BERMAS A. G. Lederwaren- und Koffer-Fabrik Fürth war ein Industriebetrieb in der Fürther Oststadt.

BERMAS erfand den Koffer mit Rollen, und damit das heute weltweit gebräuchliche Reisegepäck.

Geschichte

Lange Straße 81, Detailansicht Kofferfabrik

Die Fabrik wurde 1919 in Fürth von Wilhelm Schneider, Prokurist des Exporthaus Berlin mit Unterstützung seines Arbeitgebers gegründet und befand sich zunächst an dessen Sitz in der Nürnberger Straße 129, mit Büro in der Kurgartenstraße 1.

1931 übernahm die BERMAS AG mietweise das Fabrikgebäude der Spiegelfabrik Winkler & Kütt in der Lange Straße 79 - 81, das nach der Liquidation der Spiegelfabrik leer stand. Allerdings musste das Gebäude erst wieder errichtet werden, da es durch einen Brandschaden zunächst nicht nutzbar war. Neben Firmengründer Wilhelm Schneider war zunächst sein Sohn Max Schneider im Unternehmen aktiv. Nach der Meisterprüfung als Sattler im Jahr 1927 trat auch dessen jüngerer Bruder Willy Josef Schneider 1928 in die Firma ein. Die Gesellschaft wurde zum 1. Januar 1937 in eine Offene Handelsgesellschaft umgewandelt, deren persönlich haftende Gesellschafter die beiden Brüder fortan waren.

Während des Zweiten Weltkriegs gelang es BERMAS die als kriegswichtig eingestufte Lederwaren-Produktion mit ca. 260 Beschäftigen weiterhin aufrecht zu erhalten. Durch den Luftangriff der Alliierten in der Nacht vom 20. auf den 21. Februar 1945 wurde der Haupt-Standort Fürth massiv beschädigt, das Vordergebäude an der Lange Straße nahezu vollständig zerstört. Aufgrund sich intensivierender Bombardierung von Industriestandorten in Fürth und Nürnberg war bereits Anfang der 1940er Jahre sicherheitshalber eine Verlegung nach Erbendorf in der Oberpfalz erfolgt, das fortan verstärkt zum Hauptort der Produktion ausgebaut wurde.

In Fürth verblieben die Verwaltung, das Lager und lediglich ein Teil der Koffer-Fertigung, da das Hauptgebäude durch die Immobilien-Eigentümer nie mehr vollständig aufgebaut wurde. Nach dem Krieg wurde zunächst die Produktion von Papierkörben aufgenommen, dann auch wieder von Koffern. Nach dem Teil-Wiederaufbau der Firma am alten Standort in der Langen Straße wurde 1947 ein Durchbruch von der Dr.-Mack-Straße zu dem Innenhof vorgenommen. Dieser Durchbruch existiert heute noch - und dient als Haupteingang zum Kulturzentrum Kofferfabrik. Im ersten Stock des Rückgebäudes befanden sich die Büros, im zweiten Stock die Fertigung. Über eine Rutsche wurden die fertigen Koffer ins Erdgeschoss befördert. Später wurde ein kleiner Fabrik-Verkauf eingerichtet.

Durch den Eintritt von Willy Schneiders Sohn Günter entwickelte sich die BERMAS zu einem der innovativsten Unternehmen der Branche: BERMAS erfand mit dem 2- und später 4 Rollen-Koffer das moderne Reisegepäck. Dieses Gepäckstück war in den 1960er Jahren unkonventionell und stilistisch hoch-umstritten. Erst als Schneider das entsprechende Patent nach mehreren Jahren freigab und auch die Konkurrenz profitieren konnte, wurde der allgemeine Widerstand der Industrie aufgegeben. Weitere Patente beschäftigten sich mit Rundecken-Design, Koffer-Bremsen und Rollsystemen die Quer-Bewegungen zulassen. In den 1980er und 90er Jahren erlaubte ein umfangreiches Lizenz-Engagement Schulrucksäcke mit Abbildungen von Garfield über Barbie bis Michael Jackson und Madonna. Auch ökologische Aspekte wie die Kreislaufwirtschaft wurden früh aufgegriffen: So entwickelte BERMAS einen vollständig zerlegbarer und recycling-fähigen Schulranzen.

Insgesamt kam die Firma BERMAS auf über 53 Patentanmeldungen, 97 Designs und 16 Marken. In der Hochzeit des Unternehmens verfügte es über bis zu 500 Mitarbeiter, Abnehmer waren neben dem Einzelhandel auch sämtliche Großhändler von Quelle über Neckermann und Otto bis hin zu Klingel und Bar.

Max Schneider schied 1966 aus dem Unternehmen aus, Willy Josef Schneider 1976. Damit war Günter Schneider Alleininhaber, ehe 1995 sein Sohn Bernd Schneider eintrat und erneut eine OHG begründet wurde.

1977 übernahm BERMAS die Treff Kofferfabrik von Felix Melchior in Tribuswinkel, Österreich.

1992 schloss die BERMAS Kofferfabrik endgültig ihren Standort in Fürth, und verlagerte nun den Betrieb vollständig nach Erbendorf, die Hauptverwaltung zog zunächst an den Bahnhofsplatz, ehe zum 3. Juli 1996 die offizielle Verlegung des Firmensitzes nach Erbendorf eingetragen wurde. Der Betrieb besteht heute weiter als BERMAS Lederwaren KG, allerdings wird seit 1995 nicht mehr selbst produziert.

Namensgebung der Nachfolgenutzung

Am 4. August 1997 wurde der letzte Fürther Standort Lange Straße unter dem Namen Kofferfabrik zur Heimat für eine Kleinkunstbühne, Gastronomie, kleinere Handwerksbetriebe (Schreinereien) sowie zeitweise für die Fürther Bagaasch.

Literatur

Lokalberichterstattung

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Kofferfabrik - Ein Stück Fürther Industriegeschichte. Fernsehreportage der Redaktion point, Otto-Seeling-Promenade 2-4, 90762 Fürth, September 2001

Bilder