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Walter, der in der SS-Siedlung des KZ Auschwitz mit seiner Familie in unmittelbarer Nachbarschaft der Familie seines berüchtigten Kollegen [[Wikipedia:Wilhelm Boger|Wilhelm Bogner]] lebte, wurde im Februar 1942 zum SS-Hauptscharführer befördert. Walter nahm an den Erschießungen von Häftlingen an der [[Wikipedia:Schwarze Wand (KZ Auschwitz)|Schwarzen Wand]] teil. Im September 1942 wurde ihm das [[Wikipedia:Kriegsverdienstkreuz (1939)|Kriegsverdienstkreuz]] II. Klasse mit Schwertern verliehen. Spätestens ab Sommer 1944 war Walter auch zusätzlich zu seiner Funktion als Leiter des Erkennungsdienstes [[Wikipedia:Kompaniefeldwebel|Spieß]] beim Kommandanturstab des KZ Auschwitz. Er organisierte für die Angehörigen der Lager-SS auch Filmvorführungen. Im Zuge der Räumung des KZ Auschwitz befahl er dem in seiner Abteilung eingesetzten Häftling [[Wikipedia:Wilhelm Brasse|Wilhelm Brasse]] vor dem Eintreffen der [[Wikipedia:Rote Armee|Roten Armee]] im Januar 1945 die Negative und Abzüge der erkennungsdienstlichen Häftlingsfotografien zu verbrennen. Brasse entsprach zum Schein dieser Anweisung, solange Walter anwesend war, und löschte anschließend das Feuer im Ofen, um die Dokumente für die Nachwelt zu sichern. Anschließend leistete Walter Kriegsdienst bei Einheiten der [[Wikipedia:Waffen-SS|Waffen-SS]]. Im Frühjahr 1945 war er noch im [[Wikipedia:KZ Mittelbau-Dora|KZ Mittelbau-Dora]] eingesetzt.
 
Walter, der in der SS-Siedlung des KZ Auschwitz mit seiner Familie in unmittelbarer Nachbarschaft der Familie seines berüchtigten Kollegen [[Wikipedia:Wilhelm Boger|Wilhelm Bogner]] lebte, wurde im Februar 1942 zum SS-Hauptscharführer befördert. Walter nahm an den Erschießungen von Häftlingen an der [[Wikipedia:Schwarze Wand (KZ Auschwitz)|Schwarzen Wand]] teil. Im September 1942 wurde ihm das [[Wikipedia:Kriegsverdienstkreuz (1939)|Kriegsverdienstkreuz]] II. Klasse mit Schwertern verliehen. Spätestens ab Sommer 1944 war Walter auch zusätzlich zu seiner Funktion als Leiter des Erkennungsdienstes [[Wikipedia:Kompaniefeldwebel|Spieß]] beim Kommandanturstab des KZ Auschwitz. Er organisierte für die Angehörigen der Lager-SS auch Filmvorführungen. Im Zuge der Räumung des KZ Auschwitz befahl er dem in seiner Abteilung eingesetzten Häftling [[Wikipedia:Wilhelm Brasse|Wilhelm Brasse]] vor dem Eintreffen der [[Wikipedia:Rote Armee|Roten Armee]] im Januar 1945 die Negative und Abzüge der erkennungsdienstlichen Häftlingsfotografien zu verbrennen. Brasse entsprach zum Schein dieser Anweisung, solange Walter anwesend war, und löschte anschließend das Feuer im Ofen, um die Dokumente für die Nachwelt zu sichern. Anschließend leistete Walter Kriegsdienst bei Einheiten der [[Wikipedia:Waffen-SS|Waffen-SS]]. Im Frühjahr 1945 war er noch im [[Wikipedia:KZ Mittelbau-Dora|KZ Mittelbau-Dora]] eingesetzt.
 
==Kriegsgefangenschaft und Rückkehr nach Fürth==
 
==Kriegsgefangenschaft und Rückkehr nach Fürth==
Nach Kriegsende befand er sich in englischer Kriegsgefangenschaft und wurde schließlich nach Polen überstellt. Am 8. April 1948 wurde er durch das Bezirksgericht in Krakau zu einer dreijährigen Haftstrafe und Aberkennung der [[Wikipedia:Bürgerliche Ehrenrechte|bürgerlichen Ehrenrechte]] auf eine Zeit von drei Jahren verurteilt. Zugunsten Walters sagte der ehemals beim Erkennungsdienst eingesetzte Häftling Brasse aus, der ihm korrektes Verhalten gegenüber den Häftlingen attestierte. Walter selbst gab über die Zeit nach seiner Gefangenschaft ab 3. Mai 1945 bei einer Vernehmung folgendes an: ''Zuerst in amerikanischer Gefangenschaft, dann bei den Engländern. Von diesen im Mai 1947 an die Polen ausgeliefert. Im April 1948 von diesen in Warschau zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt. Am 18. Juli 1950 aus der Gefangenschaft entlassen und nach Fürth zurückgekehrt.''<ref>Vernehmung von Walter bei der Polizeidirektion Fürth durch einen Gerichtsassessor der Oberstaatsanwaltschaft beim LG Frankfurt a. M. am 14.11.1959 anlässlich der Vorbereitung des 1. Auschwitz-Prozesses</ref> Nach der Haftentlassung im Juli 1950 zog er wieder nach Fürth.Das von Walter im Juli 1955 bezogene Siedler-Haus [[Schmerlerstraße]] liegt in der so genannten Heimkehrer-Siedlung in Fürth-[[Unterfürberg]]. Für die Kriegsspätheimkehrer entstand zwischen den Jahren 1953 und 1959 dort eine Siedlung mit 34 Einfamilienhäusern samt Gärten. Die Häuser stehen in der [[Unterfürberger Straße]], am [[Baumfeldweg]] und in der Schmerler-, [[Fenzelstraße|Fenzel]]- und [[Albigstraße]]. Über seine Arbeit in einem Kino konnten sich Nachbarn wie folgt erinnern: ''"Der „Kino-Walter“ war in den drei [[Kinos]] im [[Parkhotel]] das „Mädchen für alles“"''. Daraus lässt sich schließen, dass Walter nicht nur als Filmvorführer tätig war, sondern sich auch um den gesamten Filmbetrieb im „Park-Lichtspieltheater“, dem „Admiral-Theater“ und dem „Bambi“ Wochenschau-Filmtheater kümmerte. Diese drei Filmtheater im größten Hotelbau in der Stadtmitte wurden betrieben von „Voelter´s Filmbühnen“. Walter bediente die Projektoren in den Kinos und konnte so mit der ihm gewohnten Technik weiter arbeiten.  
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Nach Kriegsende befand er sich in englischer Kriegsgefangenschaft und wurde schließlich nach Polen überstellt. Am 8. April 1948 wurde er durch das Bezirksgericht in Krakau zu einer dreijährigen Haftstrafe und Aberkennung der [[Wikipedia:Bürgerliche Ehrenrechte|bürgerlichen Ehrenrechte]] auf eine Zeit von drei Jahren verurteilt. Zugunsten Walters sagte der ehemals beim Erkennungsdienst eingesetzte Häftling Brasse aus, der ihm korrektes Verhalten gegenüber den Häftlingen attestierte. Walter selbst gab über die Zeit nach seiner Gefangenschaft ab 3. Mai 1945 bei einer Vernehmung folgendes an: ''Zuerst in amerikanischer Gefangenschaft, dann bei den Engländern. Von diesen im Mai 1947 an die Polen ausgeliefert. Im April 1948 von diesen in Warschau zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt. Am 18. Juli 1950 aus der Gefangenschaft entlassen und nach Fürth zurückgekehrt.''<ref>Vernehmung von Walter bei der Polizeidirektion Fürth durch einen Gerichtsassessor der Oberstaatsanwaltschaft beim LG Frankfurt a. M. am 14.11.1959 anlässlich der Vorbereitung des 1. Auschwitz-Prozesses</ref>
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Nach der Haftentlassung im Juli 1950 zog er wieder nach Fürth.Das von Walter im Juli 1955 bezogene Siedler-Haus [[Schmerlerstraße]] liegt in der so genannten Heimkehrer-Siedlung in Fürth-[[Unterfürberg]]. Für die Kriegsspätheimkehrer entstand zwischen den Jahren 1953 und 1959 dort eine Siedlung mit 34 Einfamilienhäusern samt Gärten. Die Häuser stehen in der [[Unterfürberger Straße]], am [[Baumfeldweg]] und in der Schmerler-, [[Fenzelstraße|Fenzel]]- und [[Albigstraße]]. Über seine Arbeit in einem Kino konnten sich Nachbarn wie folgt erinnern: ''"Der „Kino-Walter“ war in den drei [[Kinos]] im [[Parkhotel]] das „Mädchen für alles“"''. Daraus lässt sich schließen, dass Walter nicht nur als Filmvorführer tätig war, sondern sich auch um den gesamten Filmbetrieb im „Park-Lichtspieltheater“, dem „Admiral-Theater“ und dem „Bambi“ Wochenschau-Filmtheater kümmerte. Diese drei Filmtheater im größten Hotelbau in der Stadtmitte wurden betrieben von „Voelter´s Filmbühnen“. Walter bediente die Projektoren in den Kinos und konnte so mit der ihm gewohnten Technik weiter arbeiten.<ref>Recherche Bernd Heitmüller (Hamburg) und Peter Frank (Fürth), Juni 2015 - Januar 2018</ref>
    
Im Zuge des ersten Frankfurter [[Wikipedia:Auschwitzprozesse|Auschwitzprozesses]] sagte er 1964/65 als Zeuge aus, gab jedoch nur ausweichende Antworten. Walter bestritt, Urheber der von der Zeugin Jacob aus dem Auschwitz-Album vorgelegten Fotografien zu sein. Erst nach hartnäckigen Befragungen gab er zu, einige Aufnahmen gemacht zu haben. Die Identifizierung der mutmaßlichen Fotografen des Auschwitz-Albums war laut [[Wikipedia:Gideon Greif|Gideon Greif]] die „eigentliche Sensation“ des Frankfurter Auschwitzprozesses.<ref>Eintrag zu Bernhard Walter bei [[Wikipedia:Bernhard Walter (SS-Mitglied)|Wikipedia]], abgerufen am 30. März 2018</ref><ref>Recherche Bernd Heitmüller (Hamburg) und Peter Frank (Fürth), Juni 2015 - Januar 2018</ref>
 
Im Zuge des ersten Frankfurter [[Wikipedia:Auschwitzprozesse|Auschwitzprozesses]] sagte er 1964/65 als Zeuge aus, gab jedoch nur ausweichende Antworten. Walter bestritt, Urheber der von der Zeugin Jacob aus dem Auschwitz-Album vorgelegten Fotografien zu sein. Erst nach hartnäckigen Befragungen gab er zu, einige Aufnahmen gemacht zu haben. Die Identifizierung der mutmaßlichen Fotografen des Auschwitz-Albums war laut [[Wikipedia:Gideon Greif|Gideon Greif]] die „eigentliche Sensation“ des Frankfurter Auschwitzprozesses.<ref>Eintrag zu Bernhard Walter bei [[Wikipedia:Bernhard Walter (SS-Mitglied)|Wikipedia]], abgerufen am 30. März 2018</ref><ref>Recherche Bernd Heitmüller (Hamburg) und Peter Frank (Fürth), Juni 2015 - Januar 2018</ref>
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