Diskussion:Altstadtverein St. Michael
Datenrettung von www.altstadtverein-fuerth.de
Im Rahmen einer „Generalsanierung“ überarbeite ich derzeit die Website des Altstadtvereins. Der großangelegten Entschlackungsaktion fallen viele historische Hintergrundinformationen zum Opfer, die ich aber vor dem Vergessen zu bewahren suche, indem ich sie auf die zum Lemma passenden Diskussionsseiten des FürthWikis hinüberrette. Oftmals sind die kopierten Texte nicht bequellt, sie mögen aber als „Steinbruch“ dienen, um belegbare Informationen in den eigentlichen Artikel zu überführen. --Zonebattler (Diskussion) 20:17, 2. Mai 2024 (CEST)
Historische Rückschau von Thomas Werner
Als am 17.1.1975 die Gründungsversammlung der Bürgervereinigung Altstadtviertel St. Michael Fürth e.V. im „Grünen Baum“ abgehalten wurde, haben 25 Gründungsmitglieder die Urkunde unterzeichnet. So schreibt es Stefan Maurer in seinem „Versuch einer chronologischen Zusammenstellung“ der Vereinsaktivitäten 1995. Da war die Bürgervereinigung 20 Jahre alt, also halb so alt wie heute.
Aber schon Stefan Maurer konnte vor 20 Jahren nicht mehr genau erkennen, um welche Personen es sich dabei gehandelt hat. Während er die ersten zweiundzwanzig Namen einwandfrei entziffern konnte, gab es bei den nachfolgenden Namen Probleme. Das Gründungsmitglied „A. Teller“ kann nach einer summarischen Mitgliederliste aller jemals im Mitgliederverzeichnis aufgeführten Namen nicht mehr ausfindig gemacht werden. Auch wenn man die Daten nach den Anfangsbuchstaben der Vornamen sortiert gibt es nur zwei ähnlich klingende Namen, die dieser Wiedergabeform entsprechen könnten. Leider sind diese aber erst 1989 und 1995 dem Verein beigetreten, dass sie diesbezüglich ausscheiden müssen. Sie können zu diesem späten Zeitpunkt auch nicht ein zweites Mal dem Verein beigetreten sein, das gibt die Reihenfolge der vergebenen Mitgliedsnummern aus den ältesten Mitgliedslisten nicht her. Mit dem 24. Namen könnte der damalige Stadtpfarrer oder seine Frau gemeint gewesen sein, dann hätte Maurer den Anfangsbuchstaben des Vornamens nicht richtig lesen können. Er/sie wäre als Gründungsmitglied mit dem Eintrittsdatum 11.2.1975 auch als Nachzügler zu betrachten. Der andere Pfarrer bei St. Michael mit gleichlautendem Namen wurde erst am 29.9.1979 Mitglied im Verein. Und für den letzten, unleserlichen Namen kommen fünf Personen in Frage, die ebenfalls am 17.1.1975 in den Verein eingetreten sind. Letztendlich stehen aber mehr eingetragene Mitglieder in der Urkunde als für eine Vereinsgründung nötig sind, dass deutlich wird wie ernst es den Initiatoren mit den deklarierten Zielen war. Und diese Ziele sind bis heute nicht aus den Augen verloren gegangen.
Die Entwicklungsgeschichte der Mitgliedschaften
Auch wenn die Startphase der Vereinsgeschichte noch etwas chaotisch erscheinen mag, im ersten Vereinsjahr sind schon fast so viele Mitglieder verzeichnet wie heute noch dem Verein angehören. Ähnlich wie im alten Gänsbergviertel sollte auch die Altbausubstanz des Altstadtviertels St. Michael wegsaniert werden und nur markante Denkmäler wie beispielsweise die Michaelskirche erhalten bleiben.
Damit hätte man aber nicht nur die seit der Wiederaufbauphase nach dem Dreißigjährigen Krieg bedeutungsvolle Entwicklungsgeschichte der Stadt beseitigt, sondern auch die heute noch im Boden der Altstadt schlummernden Bodenurkunden vernichtet. Diese archäologischen Funde und Befunde sind heute das einzige umfangreiche Quellenmaterial, das über die Zeit vor den Dreißigjährigen Krieg zurückreicht, weil viel von dem Schriftquellenmaterial mit der Brandkatastrophe von 1634 verloren gegangen zu sein scheint. Der Erhalt des Viertel bot also neben der historischen Bausubstanz die Möglichkeit, durch die verloren gegangene Sachkultur etwas über die Lebensweise der Fürther Bewohner in Erfahrung zu bringen, die bis in die Anfänge der Siedlungsgeschichte zurückreicht oder sogar darüber hinaus – auch wenn das den Gründungsmitgliedern so noch nicht bewusst war. Der Stadtbezirk, auf den sich die Bürgervereinigung konzentrieren wollte, wurde 1975 klar umrissen: „Hauptsächlich das Altstadtviertel St. Michael (Königstraße, Rednitz, Pegnitz, Helmplatz).“ Die Mitgliederherkunft von 1975 zeigt, dass neben Anwohnern des genannten Viertels auch Nachbarn aus unmittelbarer Umgebung auf die Erhaltung der Altstadt nicht verzichten wollten und gewillt waren, eine starke Gemeinschaft gegen die Pläne der Stadtverwaltung zu bilden. Bemerkenswert ist dabei, dass von den 233 eingetragenen Personen nur 53, also 22,7 %, nicht mal ¼ der neuen Vereinigung aus diesem umrissenen Viertel entstammte. Immerhin erhöht sich dieser Anteil auf 27,6 % unter den Teilnehmern der Gründungsveranstaltung und drei von fünf gehörten dem ersten Vorstand an. Vielleicht lässt sich aus diesem Zahlenspiel aber auch herauslesen wie es um den Zustand des Viertels damals bestellt war. Ein Großteil der Eigentümer, Intellektuellen und Individualisten wohnten nicht direkt im Viertel sondern wollte die historische Bausubstanz erhalten, die sich in einem bedauernswerten Zustand befunden haben muss. Daher spielte in den ersten beiden Dekaden der Vereinsgeschichte der bauliche Erhalt eine Rolle und erst in den letzten beiden Dekaden die archäologische Untersuchung der Altstadt. Die folgende Übersicht zeigt die Verteilung der übrigen Mitglieder zu dieser Zeit:
PLZ Mitgliederzahl
90762 40
90763 29
90765 24
90766 31
90768 33
Zirndorf 90513 5
Nürnberg 90 . . . 16
Unbekannt 1
In der Summe der so verteilten Mitglieder fehlt eine Person, die durch einen besonders tragischen Fall die kürzeste Mitgliedschaft im Verein seit 1975 inne hatte. Es handelt sich um den Gründer von „Alt Fürth“, dem heutigen Geschichtsverein, Herrn Dr. Adolf Schwammberger, der nach der Vergabe der Mitgliedsnummern zwischen Ende April und Anfang Juni 1975 dem Verein beigetreten sein muss und bereits am 15.7.1975 verstorben ist. Ob die fast gleichgroßen Zahlen aus den Postleitzahlenbereichen 90766 und 90768 darauf zurück zu führen sind, dass viele Eigentümer und Anwohner des ehemaligen Gänsbergviertels in den Westen des Stadtgebietes umgesiedelt sind – besonders auf die Hardhöhe, lässt sich so nicht mehr feststellen. Man müsste dazu die entsprechenden Personen individuell einmal befragen. Die Zahl würde aber das Engagement aus diesem Bereich im ersten Vereinsjahr erklären. Fasst man die Zahlen aus dem Altstadtviertel, dem übrigen Postleitzahlenbereichen 90762, 90763, 90766 und 90768 zusammen wird deutlich, dass das Schicksal und die Erhaltung der Altstadt bei über ¾ der Erstmitglieder ein ganz persönliches Anliegen war und sich nicht aus reinem oppositionellen Verhalten heraus erklären lässt.
Ansonsten lassen sich bei der Erfassung und Verwaltung der Mitglieder die selben Probleme erkennen wie sie wohl auch in anderen Vereinen an der Tagesordnung sind. Dennoch soll hier auf einige Besonderheiten hingewiesen werden, weil sie einen Einblick in ganz persönliches Verhalten oder Schicksale zulassen. Zunächst kann gesagt werden, dass von den 1147 belegbaren Namen unserer gegenwärtigen und ehemaligen Vereinsmitgliedern nur 1 % (11 Personen) den Verein irgendwann einmal verlassen haben, später aber wieder eingetreten sind. Die verhältnismäßig kleine Zahl macht deutlich, dass die Abkehr vom Verein bei den meisten Leuten entgültig ist. Die Ursache lässt sich kaum erklären, da eine Kündigung ohne die Angabe von Gründen erfolgen kann. Dennoch scheint es wohl so, dass das ursprüngliche Ziel, die Altstadt zu erhalten und zu beleben, als erledigt angesehen wird. Hier steht der Verein vor einer Herausforderung bei der Erklärung seines Selbstverständnisses. Eine stetige Zunahme von Mitgliedern kann bis 1983 verfolgt werden, von da an kann die Zahl der Austritte höher als die der Eintritte sein. 1985, also nach zehn Jahren, und 1989 waren Mitgliederrevisionen nötig, weil zu vielen Mitgliedern der Kontakt abgebrochen war, teils durch unbekannten Wegzug, teils dass sie ihren Mitgliedsbeitrag nicht entrichtete hatten oder sonst ohne weitere Angaben oder Gründe aussortiert werden mussten, wobei das Jahr 1991 mit 618 verzeichneten Personen als die größte Gemeinschaft der Vereinsgeschichte gelten kann. Die Häufigkeit von Veränderungsmitteilungen an den Verein insbesondere bei den Adressdaten war und ist nicht sehr stark ausgeprägt, dass nach geraumer Zeit der Kontakt völlig zum Erliegen kommen muss. So gibt es das Beispiel, dass ein Mitglied bereits 2007 aussortiert worden war, als 2012 ein Kündigungsschreiben von einer völlig unbekannten Anschrift einging mit der Begründung, dass vom Verein nichts mehr zu hören sei. Da steht man dann ziemlich hilflos da. Als positives Gegenstück dazu ist ein Mitglied hervorzuheben, das zwischen 1975 und 1996 sieben Mal die Anschrift gewechselt hat und das auch entsprechend in der Verwaltung registriert worden ist.
Die Vorstände der letzten 40 Jahre
Jahr | 1. Vorsitzender | stellv. Vorsitzender | stellv. Vorsitzender | Schriftführer | Kassenwart |
1975 | H. Leitermeier | H. Bogner | N. Eimer | H. Müller | G. Latteyer |
1976 | D. Rupp | H. Bogner | H. Graber | U. Meier | S. Kaminski |
1977 | H. Maurer | H. Bogner | H. Graber | U.Warzel | S. Kaminski |
1978 | H. Maurer | H. Graber | E. Johnston | R. Frühhaber | E. Roth |
1979 | H. Maurer | H. Graber | A. Korn | R. Frühhaber | I. Horn |
1980 | H. Maurer | A. Korn | E. Johnston | K. Arnold | H. Neuhaus |
1981 | H. Maurer | A. Korn | E.L. Vogel | K. Arnold | F. Flügel |
1982 | G. Wunschel | A. Korn | E.L. Vogel | R. Friemel-Frühhaber | F. Flügel |
1983 | A. Korn | I. Burkert | H. Neuhaus | G. Wagner | A. Hekrenz |
1984 | A. Korn | E. Heyde | G. Wagner | Dr. W. Rossmanith | H. Neuhaus |
1985 | A. Korn | G. Wagner | E. Heyde | B. Leibinger | H. Neuhaus |
1986 | A. Korn | G. Wagner | E. Heyde | B. Leibinger | H. Neuhaus |
1987 | A. Korn | G. Wagner | E. Heyde | H. Zick | H. Neuhaus |
1988 | A. Korn | E. Heyde | H. Neuhaus | G. Wagner | U. Hofmann |
1989 | A. Korn | E. Heyde | O. Dörr | U. Schlicht | |
1990 | E. Heyde | M. Deinhardt | O. Dörr | U. Schlicht | |
1991 | D. Ludwig | P. Frenzel | E. Woydera | U. Schlicht | |
1992 | G. Diekmann | R. Fiedler | M. Frenzel | U. Hils-Diekmann | U. Schlicht |
1993 | G. Diekmann | H. Hofmann | M. Bauer | U. Hils-Diekmann | U. Schlicht |
1994 | Dr. A. Mayer | H. Hofmann | U. Hils-Diekmann | U. Schlicht | |
1995 | Dr. A. Mayer | H. Hofmann | H. Regel | U. Hils-Diekmann | U. Schlicht |
1996 | Dr. A. Mayer | H. Hofmann | H. Regel | S. Richter | R. Schönlein |
1997 | Dr. A. Mayer | H. Hofmann | H. Regel | S. Richter | R. Schönlein |
1998 | Dr. A. Mayer | H. Regel | S. Richter | R. Schönlein | |
1999 | Dr. A. Mayer | H. Regel | Dr. H. Winter | S. Richter | R. Schönlein |
2000 | Dr. A. Mayer | H. Regel | Dr. H. Winter | S. Richter | R. Schönlein |
2001 | Dr. A. Mayer | H. Regel | Dr. H. Winter | S. Richter | R. Schönlein |
2002 | Dr. A. Mayer | H. Regel | Dr. H. Winter | S. Richter | R. Schönlein |
2003 | Dr. A. Mayer | H. Regel | Dr. H. Winter | S. Richter | R. Schönlein |
2004 | Dr. A. Mayer | H. Regel | H.-J. Krauß | S. Richter | R. Schönlein |
2005 | Dr. A. Mayer | H. Regel | H.-J. Krauß | S. Richter | R. Schönlein |
2006 | Dr. A. Mayer | H. Regel | H.-J. Krauß | S. Richter | R. Schönlein |
2007 | Th. Werner | G. Pieper-Sieben | E. Krause | S. Richter | S. Hildner |
2007 26.9. | Th. Werner | G. Pieper-Sieben | E. Krause | A. Modschiedler | S. Hildner |
2008 | Th. Werner | G. Pieper-Sieben | E. Krause | A. Modschiedler | S. Hildner |
2009 | Th. Werner | G. Pieper-Sieben | M. Deininger | A. Modschiedler | S. Hildner |
2010 | Th. Werner | G. Pieper-Sieben | M. Deininger | A. Modschiedler | S. Hildner |
2011 | Th. Werner | G. Pieper-Sieben | A. Bär | A. Modschiedler | S. Hildner |
2012 | Th. Werner | G. Pieper-Sieben | A. Bär | A. Modschiedler | S. Hildner |
2013 | Th. Werner | A. Bär | R. Grüning | A. Modschiedler | S. Hildner |
2014 | Th. Werner | A. Bär | R. Grüning | A. Modschiedler | S. Hildner |
2015 | M.M. Haupts | G. Pieper-Sieben | R. Herrmann | A. Modschiedler | S. Hildner |
2016 | M.M. Haupts | G. Pieper-Sieben | R. Herrmann | A. Modschiedler | S. Hildner |
Die Geschäftsführung wird durch den gewählten Vorstand erledigt, der sich aus dem 1. Vorsitzenden, zwei Stellvertretern, dem Schriftführer und dem Kassenwart zusammensetzt. In obenstehender Tabelle sind die Personen aufgeführt, die im Verein Verantwortung übernommen haben.
Daneben stehen die gewählten Beiräte dem Vorstand zur Seite, die bis zu zehn Personen sein können. Leider haben wir aber die Erfahrung gemacht, dass sich damit der Kreis der Aktiven im Verein schließt und für Veranstaltungen wie Graffl- oder Weihnachtsmarkt nochmals kräftig die Werbetrommel für entsprechende Mithilfe gerührt werden muss.
Die Entwicklung der Mitgliedsbeiträge
Auch die Entwicklung der Mitgliedsbeiträge lässt sich an folgendem Schaubild darstellen:
Förderprojekte und Fördermittel
Es wäre zu aufwendig hier die einzelnen Projekte der letzten 40 Jahre nochmals aufzuführen, weil viel davon in den erschienenen Altstadtbläddla zu lesen ist. Eine Schilderung der Führung zu den geförderten Objekten, die am 18. Juli, unserer Jubiläumsfeier, statt fand finden Sie unter der Rubrik Fördermittel.
Mit der Auszahlung von Fördermitteln ist das Engagement im Altstadtverein noch nicht abgeschlossen. Die archäologischen Sondagen in der Altstadt haben gezeigt, dass unter unseren Füßen noch so manche historischen Quelle verborgen liegt, die es auch in Zukunft zu bergen gilt. Der Höhepunkt dieser Aktivitäten war 2007, unserem Jubiläumsjahr, als Jahresausstellung in der Freibank zu bewundern.
Erwähnenswert ist auch der Weihnachtsmarkt auf dem Waagplatz, der heuer das 36. Mal stattfindet und der den Verein immer wieder von neue Herausforderungen stellt, die mit viel Fleiß und Engagement jedes Jahr auch bewältigt werden.
Und zum Schluss müssen auch die Veränderungen in der Freibank angesprochen werden. Leider hat sich der Galeriebetrieb so weit zurück entwickelt, dass wir vor der Überlegung standen, die Räume attraktiv zu gestalten und anders zu nutzen. Und hier müssen besonders die Stammtische als neue Veranstaltung genannt werden sowie die Vermietung der Räume für private Feste.