Änderungen

Zeile 39: Zeile 39:  
Am Tag der Abstimmung hatte Treu Fürth die Stadt in den Stadtfarben dekorieren lassen. Gleichzeitig fuhren durch die Stadt Lastwägen und Pferdefuhrwerke mit der Aufschrift: "Wir sind Fürther und bleiben Fürther". In der nun folgenden Volksabstimmung am Sonntag, den [[22. Januar]] [[1922]] stimmten von 10 bis 17 Uhr alle Wahlberechtigten Fürths mit bayerischer Staatsangehörigkeit über 20 Jahren und seit sechs Monaten in Fürth lebend wie folgt ab: 64,8 % stimmten gegen einen Zusammenschluss der Städte Fürth und Nürnberg. <ref>Anmerkung: Fürth hatte zu diesem Zeitpunkt 42.297 stimmberechtige Einwohner. 33.485 gaben Ihre Stimme ab (79% Wahlbeteiligung!) - davon entfielen für den Zusammenschluss 11.801 (~ 35,24 %), gegen den Zusammenschluss 21.684 (~ 64,75 %), 91 Stimmen waren ungültig.</ref> <ref>Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 106 </ref> Das Ergebnis überraschte viele, da im Vorfeld drei sozialistische Parteien und die Gewerkschaften in Fürth die Bevölkerung zu einer Zustimmung der Vereinigung ausgesprochen - und ihre Mitglieder aktiv zur Zustimmung aufgerufen hatte.  
 
Am Tag der Abstimmung hatte Treu Fürth die Stadt in den Stadtfarben dekorieren lassen. Gleichzeitig fuhren durch die Stadt Lastwägen und Pferdefuhrwerke mit der Aufschrift: "Wir sind Fürther und bleiben Fürther". In der nun folgenden Volksabstimmung am Sonntag, den [[22. Januar]] [[1922]] stimmten von 10 bis 17 Uhr alle Wahlberechtigten Fürths mit bayerischer Staatsangehörigkeit über 20 Jahren und seit sechs Monaten in Fürth lebend wie folgt ab: 64,8 % stimmten gegen einen Zusammenschluss der Städte Fürth und Nürnberg. <ref>Anmerkung: Fürth hatte zu diesem Zeitpunkt 42.297 stimmberechtige Einwohner. 33.485 gaben Ihre Stimme ab (79% Wahlbeteiligung!) - davon entfielen für den Zusammenschluss 11.801 (~ 35,24 %), gegen den Zusammenschluss 21.684 (~ 64,75 %), 91 Stimmen waren ungültig.</ref> <ref>Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 106 </ref> Das Ergebnis überraschte viele, da im Vorfeld drei sozialistische Parteien und die Gewerkschaften in Fürth die Bevölkerung zu einer Zustimmung der Vereinigung ausgesprochen - und ihre Mitglieder aktiv zur Zustimmung aufgerufen hatte.  
   −
Der [[Stadtrat]], der sich zuvor mit einer 3/4 Mehrheit für den Zusammenschluss entschieden hatte, trat aufgrund des Ergebnisses noch im Februar [[1922]] geschlossen zurück. Am [[14. Mai]] [[1922]] fanden die Neuwahlen statt. Die [[SPD|Sozialdemokraten]], die sich für die Eingemeindung besonders stark gemacht hatten, verlor bei der Wahl ihre Mehrheit <ref>Das Volk sagte nein, Manfred Mümmler in den Fürther Nachrichten vom 15. Februar 1995</ref>. Die Liste der sog. "Fürther Selbständigkeit", ein gemeinsamer Wahlvorschlag der Initiative [[Treu Fürth]] aus mehreren bürgerlichen Parteien konnte stattdessen 50 % der Sitzplätze im [[Stadtrat]] erobern (20 Sitze von 40).<ref>Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 106</ref>
+
Der [[Stadtrat]], der sich zuvor mit einer 3/4 Mehrheit für den Zusammenschluss entschieden hatte, trat aufgrund des Ergebnisses noch im Februar [[1922]] geschlossen zurück. Das Ergebnis der Volksabstimmung hatte im Vorfeld zu erheblichen Verwirrungen geführt. Einen Zwang zum Rücktritt gab es nicht, da die Abstimmung nur einen informatorischen Charakter hatte. In der Sitzung des Organistations- und Wahlausschusses befaßte man sich am 1. Februar 1922 mit dem Thema. OB Wild gab in der Sitzung an, dass seiner Auffassung nach der Ausgang der Volksabstimmung den Stadtrat jeder weiteren Sachbehandlung enthebe. Eine neue Beschlussfassung hielt er nicht für zweckdienlich, vielmehr schlug er den anwesenden vor, geschlossen als Stadtrat zurückzutreten, auch wenn dies die Gemeindeordnung so als Fall nicht vorsieht bzw. gesetzlich geregelt ist. Unklar war, wie sich die Stadträte verhalten sollen, die bereits im Vorfeld gegen eine Vereinigung ausgesprochen hatten (11 Stück an der Zahl). Im Anschluss an die Diskussion gaben die 11 betroffenen Stadträte aber in einer gemeinsamen Erklärung bekannt, dass sie mit einer Neuwahl des Stadtrates einversanden wären und somit ebenfalls zurücktreten. Nachdem auch die Ersatzmitglieder von ihrem Recht auf das Nachrücken in den Stadtrat abstand genommen hatten, war der Stadtrat beschlussunfähig - und musste aufgelöst werden. Die Regierung erkannte den Rücktrittsgrund des Fürther Stadtrates als triftig an und ordnete Neuwahlen für den Rest der laufenden Wahlperiode an - der Stadtrat war am 15. Juni 1919 für Dauer von 5 Jahre gewählt worden. 
 +
 
 +
Am [[14. Mai]] [[1922]] fanden die Neuwahlen statt. Die [[SPD|Sozialdemokraten]], die sich für die Eingemeindung besonders stark gemacht hatten, verlor bei der Wahl ihre Mehrheit <ref>Das Volk sagte nein, Manfred Mümmler in den Fürther Nachrichten vom 15. Februar 1995</ref>. Die Liste der sog. "Fürther Selbständigkeit", ein gemeinsamer Wahlvorschlag der Initiative [[Treu Fürth]] aus mehreren bürgerlichen Parteien konnte stattdessen 50 % der Sitzplätze im [[Stadtrat]] erobern (20 Sitze von 40).<ref>Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 106</ref>
    
== Eingemeindungsbestreben im Nationalsozialismus ==
 
== Eingemeindungsbestreben im Nationalsozialismus ==
85.869

Bearbeitungen