Gustav Schickedanz

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Gustav Schickedanz neben Grete Schickedanz

Gustav Abraham Schickedanz (* 1. Januar 1895 in Fürth; † 27. März 1977 ebenda) war ein Fabrikant und Unternehmer.

Leben

Einer Handwerkerfamilie entstammend, stieg er nach Absolvierung einer kaufmännischen Lehre und des Kriegsdienstes 1922 in eine Großhandlung für Kurz-, Weiß- und Wollwaren als Teilhaber ein. Bereits am 7. Dezember 1922 ließ Schickedanz seine eigene Firma ins Handelsregister eintragen: "Gustav Schickedanz, Kurzwaren en gros", Moststraße 25.

Am 11. November 1927 ging aus dieser Kurzwarenhandlung das Versandhaus Quelle hervor und orientierte sich dabei an der amerikanischen Idee des Versandhandels. Dieses modifizierte er den deutschen Verhältnissen entsprechend um und perfektionierte es, um den deutschen Verbrauchergewohnheiten Rechnung zu tragen. Dabei setzte er von Anfang an auf die Maxime “Qualität zu einem angemessenen Preis”. Sitz war zunächst die Königswarterstraße 10.


Schickedanz' Grab auf dem Hauptfriedhof

Das von den Nazis geächtete Versandhausgeschäft machte es notwendig sich Standbeine im produzierenden Gewerbe zu verschaffen: 1935 erwarb Schickedanz die Rechte an der Marke Tempo und die Vereinigten Papierwerke in Nürnberg. Auch die Mehrheit an der Brauerei Geismann erlangte er Ende der 1930er Jahre. Und so erreichte der Quelle-Konzern 1939 einen Umsatz von 40 Millionen Mark. Mit seiner zweiten Ehefrau Grete Schickedanz, die seit 1922 seine Angestellte war, brachte er das Unternehmen nach Ende des 2. Weltkrieges, in dem bei einem Luftangriff am 16. März 1945 die Lager in Fürth zerstört wurden, wieder auf Erfolgskurs.

Nach zahlreichen Eingliederungen weiterer Unternehmen in den Konzern, u.a. der Brauerei Humbser, die man mit der bereits im Konzern befindlichen Geismann zur "Humbser-Geismann AG" verschmolz, betrug der Umsatz 1972 bereits 5 Milliarden Mark.

Gustav Schickedanz hatte zwei Töchter, Madeleine Schickedanz und Louise Dedi.

Schickedanz' Rolle während des NS-Regimes

Schickedanz war Mitglied der NSDAP und wurde 1935 vom NS-Oberbürgermeister Franz Jakob als Fürther Stadtrat eingesetzt. Er war bis 1948 als Kriegsverbrecher inhaftiert, sein Vermögen war größtenteils beschlagnahmt und es war ihm verboten, sein Unternehmen zu leiten und zu betreten. Die treuhänderische Verwaltung war u.a., nicht zum Nachteil von Schickedanz, in den Händen seiner Schwester Liesl Kissling. Die Vereinigten Papierwerke, die Brauerei Geismann und weitere Firmen konnte Schickedanz wahrscheinlich aufgrund seiner Parteizugehörigkeit während des NS-Regimes weit unter dem tatsächlichen Wert von den ehemals jüdischen Besitzern im Zuge der Arisierung erwerben.

Stiftungen

Gustav und Grete Schickedanz waren neben ihrer Geschäftstätigkeit auch als Förderer und Initiatoren zahlreicher Stiftungen tätig und wurden dafür mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht. Die Gustav-Schickedanz-Stiftung gründete er am 1.Januar 1965 anlässlich seines 70.Geburtstags.

Die Stiftung unterstützt primär seit mindestens 5 Jahren in Bayern lebende Studenten aller Fachrichtungen, sofern diese bedürftig sind.


Familie

Schickedanz heiratete 1919 Anna Zehnder, mit der er zwei Kinder hatte, Louise und Leo. Bei einem tragischen Autounfall 1929 starben seine Frau, sein Vater Leonhard Michael Schickedanz und sein Sohn Leo, Schickedanz selbst überlebt schwer verletzt. Einzig Tochter Louise blieb unversehrt. Am 8. Juni 1942 heiratete er Grete Schickedanz, die seit 1922 seine Angestellte war, in der Kirche St.Paul. Aus dieser Ehe ging die Tochter Madeleine Schickedanz hervor.

Ehrungen

Darüberhinaus tragen viele Straßen und Einrichtungen den Namen des Ehepaars Schickedanz: