Hans Böckler: Unterschied zwischen den Versionen

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Dr. h. c. '''Hans Böckler''' (geb. 26. Februar 1875 in Trautskirchen bei Neustadt an der Aisch; gest. 16. Februar 1951 in Düsseldorf]]) war ein deutscher Politiker (SPD) und Gewerkschaftsfunktionär.
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Dr. h. c. '''Johann Georg “Hans” Böckler''' (geb. [[26. Februar]] [[1875]] in Trautskirchen bei Neustadt an der Aisch; gest. [[16. Februar]] [[1951]] in Köln-Lindenthal) war ein deutscher Politiker ([[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]) und Gewerkschaftsfunktionär.
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Noch als Silberschlägergehilfe mit Wohnung in der Königstraße 23 verheiratete er sich am 9. September 1899 mit Barbara Magdalena Müller.
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[[1894]] trat Hans Böckler in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein. Er lernt in Fürth den Beruf des Goldschlägerhandwerks und wird gleichzeitg Mitglied im Deutschen Metallarbeiterverband. Böckler wird nachgesagt, Autodidakt gewesen zu sein. So soll er sein Wissen in Sachen der Mathematik und Buchführung in Abendkursen der Gewerkschaft angeeignet haben.  
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==Leben==
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Mit sieben Jahren [andere Quellen sprechen von 4 Jahren] kam Hans Böckler mit seiner Mutter Christine Böckler, geb. Kornhausch von Trautskirchen in seine zweite Heimat nach Fürth.<ref>Gemeindlicher Dienstknecht bzw. Stadtkutscher, Löwenplatz 1 (ab 1890 Bergstraße 2) nach Adressbuch Fürth 1886, S. 32, 215</ref><ref>Gemeindedienstknechtswitwe, [[Löwenplatz 2 (ehemals)|Löwenplatz 2]] (ab 1890 Mohrenstraße 32) nach Adressbuch Fürth 1889, S. 19</ref><ref>Personenstandsregister, Standesamt Köln I, Sterbefälle, 1951, Bd 02 (abgerufen am 11.04.2018) - [http://historischesarchivkoeln.de/lav/index.php?img=/Personenstandsregister/Standesamt_Koeln_I/Sterbefaelle/1951/1951_Bd_02/0486.jpg Sterbeurkunde Johann Georg Böckler vom 26.02.1951]</ref><ref>Fürther Nachrichten, Februar 1951</ref> Sein Vater Georg Andreas Böckler war bereits seit 1876 in Fürth und arbeitete zunächst als Dienstknecht, dann als Taglöhner und Kutscher bei der Stadt. Wohnort war die [[Königstraße 44 (ehemals)|Königstraße 44]] in der Fürther [[Altstadt]].  
  
Von [[1897]] bis [[1899]] absolviert Böckler seinen Wehrdienst im Kaiserreich. Zurück aus dem Wehrdienst wird er [[1899]] Vorsitzender des Fürther Gewerkschaftskratells. [[Stadtrat von::1902]] wird er in den [[Beruf::Stadtrat]] gewählt, nachdem er gemeinsam mit Michael und [[Hans Vogel]] den Fürther Arbeiter Turn- und Sportverein aufgebaut hatte. Im gleichen Jahr wird er Vorstandsmitglied der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK). Nur kurze Zeit später wird er [[Stadtrat bis::1903]] Hauptamtlicher Gewerkschaftsfunktionär an der Saar. [[1908]] wechselt er in den Bezirk Frankfurt/ Main und wird Mitarbeiter des Metallarbeiterverbandes. Zwei Jahre später wird er [[1910]] Leiter der Metallarbeiterverbandes Schlesien mit Sitz in Breslau.
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Der junge Hans Böckler wuchs in der Fürther Altstadt bzw. am [[Gänsberg]] auf. Der Überlieferung nach soll er als sogenannter Gassenjunge stets zu Streichen aufgelegt gewesen sein. So soll er mit 9 Jahren im Abflussrohr einer Dachrinne Papier und Stroh angezündet haben, um es wie in einem Schlot rauchen zu lassen. Als das Ende des brennenden Rohres an der obersten Etage die Betten einer Hausfrau in Brand zu stecken drohte, womit weit Schlimmeres hätte passieren können, soll er, so die Überlieferung, dann aber nicht weggelaufen sein sondern vielmehr zu seiner Tat gestanden und dabei die Nachbarschaft vor dem drohenden Unglück mit folgende Worten gewarnt haben: „''Fraa! Fraa! Dennas ihre Bettn nei, es brennt, es brennt!''“<ref>Christoph Brausewein: Fürther Geschichten, Fürth 1992, S. 16 ff.</ref>
  
Ab [[1910]] wechselt Böckler von Breslau nach Berlin. Dort wird er Mitarbeiter des Metallarbeiterverbandes in der Berliner Zentrale. In der gleichen Zeit arbeitet er aktiv in der Redaktion der Metallarbeiterzeitung.  
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[[1894]] trat Böckler in die [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands]] (SPD) ein. Er lernte in Fürth den Beruf des Goldschlägerhandwerks und wird gleichzeitig Mitglied im Deutschen Metallarbeiterverband. Böckler wurde nachgesagt, Autodidakt gewesen zu sein. So soll er sein Wissen in Sachen der Mathematik und Buchführung in Abendkursen der Gewerkschaft angeeignet haben.
  
[[1914]] wird Hans Böckler in den Kriegsdienst als Unteroffizier eingezogen, allerdings wird er [[1916]] an der Ostfront schwer verwundet und im Anschluss als Dienstuntauglich entlassen. Am [[15. November]] [[1918]] wird er zum Sekretär der neugegründeten "''Zentralarbeitsgemeinschaft der industriellen und gewerblichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer Deutschlands''" ernannt, von dessen Position er nach kurzer Zeit wieder zurücktritt - da er seine sozialpolitischen Vorstellungen nicht verwirklichen kann. Ab [[1920]] wird Böckler bevollmächtigter des ''Deutschen Metallarbeiterverbandes'' in Köln. In Köln wird er zusätzlich von [[1924]] - [[1928]] erneut [[Stadtrat]].  
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Von [[1897]] bis [[1899]] absolvierte Böckler seinen Wehrdienst im Kaiserreich. Zurück aus dem Wehrdienst - nun wohnhaft in der [[Königstraße 23]] - wurde er [[1899]] Vorsitzender des Fürther Gewerkschaftskartells.<ref>„Böckler, Joh. Georg, Silberschlägergeh., Königstraße 23, II.“ nach Adressbuch Fürth 1901, 1. Teil, S. 21; ebenso nach Adressbuch 1903, 1. Teil, S. 23</ref> [[1902]] wurde er in den [[Stadtrat]] gewählt, nachdem er gemeinsam mit Michael und [[Hans Vogel]] den Fürther Arbeiter Turn- und Sportverein aufgebaut hatte. Im gleichen Jahr war er am [[22. Dezember]] [[1902]] bei der konstituierenden Versammlung zur Gründung der [[AOK Fürth|Allgemeinen Ortskrankenkasse]] (AOK) Fürth beteiligt und wurde deren Vorstandsmitglied. Nur kurze Zeit später wurde er [[1903]] hauptamtlicher Gewerkschaftsfunktionär an der Saar. [[1908]] wechselte er in den Bezirk Frankfurt/Main und wurde Mitarbeiter des Metallarbeiterverbandes. Zwei Jahre später ([[1910]]) wurde er Leiter der Metallarbeiterverbandes Schlesien mit Sitz in Breslau.
  
Vor seiner Wahl [[1928]] zum [[Beruf::Reichstagsabgeordneter|Mitglied des Reichstags]] war Böckler seit [[1927]] Bezirksleiter der Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes Rheinland und Westfalen-Lippe in Düsseldorf. Die Mitgliedschaft im Reichstag endete durch die Machtergreifung der [[NSDAP]] [[1933]]. Nach zweimaliger Verhaftung durch die Nationalsozialisten versteckt sich Böckler im Bergischen Land. Nach dem Attentat am [[20. Juli]] [[1944]] auf Adolf Hitler durch die sog. Gruppe um Graf Stauffenberg wird Böckler wegen illegaler Gewerkschaftsarbeit per Haftbefehl gesucht. Eine direkte Beteiligung am Attentat ist jedoch ausgeschlossen.  
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Ab [[1910]] wechselte Böckler von Breslau nach Berlin. Dort wurde er Mitarbeiter des Metallarbeiterverbandes in der Berliner Zentrale. In der gleichen Zeit arbeitete er aktiv in der Redaktion der Metallarbeiterzeitung.  
  
Unmittelbar nach Kriegsende organisiert Böckler die Neugründung des Gewerkschaftsbundes im Rheinland und in Westfalen. Auf dem Gründungskongress des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) vom 22. - [[25. April]] [[1947]] wird Böckler in der britischen Besatzungszone zum 1. Vorsitzenden des nordrhein-westfälischen Landtages gewählt. Gleichzeitig war er Mitglied der internationalen Gewerkschaftskommission in Fragen des Marshallplans.  
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[[1914]] begann der [[Erster Weltkrieg|Erste Weltkrieg]], und Hans Böckler wurde in den Kriegsdienst als Unteroffizier eingezogen. [[1916]] an der Ostfront wurde er schwer verwundet und daraufhin als dienstuntauglich entlassen. Am [[15. November]] [[1918]] wurde er zum Sekretär der neugegründeten "''Zentralarbeitsgemeinschaft der industriellen und gewerblichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer Deutschlands''" ernannt, von dessen Position er nach kurzer Zeit wieder zurücktrat, da er seine sozialpolitischen Vorstellungen nicht verwirklichen konnte. Ab [[1920]] wurde Böckler Bevollmächtigter des ''Deutschen Metallarbeiterverbandes'' in Köln. In Köln wurde er zusätzlich von [[1924]] - [[1928]] erneut [[Stadtrat]].
  
Mit 73. Jahren erhält er [[1948]] die Ehrendoktorwürde der Universität Köln für seine "''Lebensarbeit für das Wohl des deutschen Arbeiters''" verliehen. Am [[13. Oktober]] [[1949]] gelingt ihm die nationale Gründung des ''Deutschen Gewerkschaftsbund'' (DGB) in München als Dachverband der neuen Gewerkschaften. Von [[1949]] bis [[1951]] war Hans Böckler Vorsitzender des ''Deutschen Gewerkschaftsbund'' (DGB).  
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Vor seiner Wahl [[1928]] zum [[Reichstagsabgeordneter|Mitglied des Reichstags]] war Böckler seit [[1927]] Bezirksleiter des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes Rheinland und Westfalen-Lippe in Düsseldorf. Die Mitgliedschaft im Reichstag endete durch die Machtergreifung der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] [[1933]]. Nach zweimaliger Verhaftung durch die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialisten]] versteckte sich Böckler im Bergischen Land. Nach dem Attentat am [[20. Juli]] [[1944]] auf [[Adolf Hitler]] durch die sog. Gruppe um [[wikipedia:Graf Stauffenberg|Graf Stauffenberg]] wurde Böckler wegen illegaler Gewerkschaftsarbeit per Haftbefehl gesucht. Eine direkte Beteiligung am Attentat ist jedoch ausgeschlossen.
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Unmittelbar nach Kriegsende organisierte Böckler die Neugründung des Gewerkschaftsbundes im Rheinland und in Westfalen. Er war Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen seit Gründung am 2. Oktober 1946 bis zum 19. April 1947.<ref>Abgeordneter des Landtags NRW (abgerufen am 13.04.2018) - [https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/Webmaster/GB_I/I.1/Abgeordnete/Ehemalige_Abgeordnete/details.jsp?k=00270 Dr. h. c. Hans Böckler]</ref> Auf dem Gründungskongress des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) der britischen Besatzungszone vom 22. - [[25. April]] [[1947]] wurde Böckler in Bielefeld zum 1. Vorsitzenden gewählt.<ref>[https://chroniknet.de/extra/was-war-am/?ereignisdatum=25.4.1947 Was war am 25. April 1947]; Internetpräsenz chroniknet.de, Josef Höckner, München; aufgerufen am 14. Januar 2024</ref> Gleichzeitig war er Mitglied der internationalen Gewerkschaftskommission in Fragen des [[wikipedia:Marshallplan|Marshallplans]].
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Mit 73 Jahren wurde ihm [[1948]] die Ehrendoktorwürde der Universität Köln für seine "''Lebensarbeit für das Wohl des deutschen Arbeiters''" verliehen. Am [[13. Oktober]] [[1949]] gelang ihm die nationale Gründung des ''Deutschen Gewerkschaftsbundes'' (DGB) in München als Dachverband der neuen Gewerkschaften. Von [[1949]] bis [[1951]] war Hans Böckler Vorsitzender des ''Deutschen Gewerkschaftsbundes'' (DGB).
  
 
== Ehrungen ==
 
== Ehrungen ==
[[1977]] gründet der DGB zu Ehren Hans Böcklers die ''Hans-Böckler-Stiftung''.  
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[[Datei:Ehrenweg Böckler.JPG|mini|right|Ehrentafel Hans Böckler]]
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* Januar [[1951]]: Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Köln gemeinsam mit Konrad Adenauer
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* [[1977]] gründete der DGB zu Ehren Hans Böcklers die ''Hans-Böckler-Stiftung''.  
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* Nach ihm wurde die [[Hans-Böckler-Schule]] und die [[Hans-Böckler-Straße]] benannt, seit [[2007]] ist Hans Böckler auch im '''"[[Ehrenweg|Ehrenweg Fürth]]"''' verewigt.
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==Literatur==
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* [[Manfred Mümmler]]: ''Hans Böckler: "Anwalt der Armen und Bedrängten"'', in: [[Dichter, Denker, Demokraten (Buch)|Dichter, Denker, Demokraten]],  Emskirchen, 1991, S. 19 - 29
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* Adressbuch Fürth 1982, Rubrik "Namhafte Fürther".
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* Gloria Müller: ''[[Hans Böckler - Ein Portrait (Broschüre)|Das Hans-Böckler-Geburtshaus in Trautskirchen/Mittelfranken - Hans Böckler - ein Portrait]]''. Hans-Böckler-Stiftung (Hg.), SP-Verlag Norbert Schüren, Marburg, 1989
  
[[Datei:Ehrenweg Böckler.JPG|thumb|right|Ehrentafel Hans Böckler]]Nach ihm ist die [[Hans-Böckler-Schule]] und die [[Hans-Böckler-Straße]] benannt, seit [[2007]] ist Hans Böckler auch im '''"[[Ehrenweg|Ehrenweg Fürth]]"''' verewigt.
 
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== Siehe auch ==
 
== Siehe auch ==
 
* [[Hans-Böckler-Schule]]
 
* [[Hans-Böckler-Schule]]
 
* [[Hans-Böckler-Straße]]
 
* [[Hans-Böckler-Straße]]
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* [[AOK Fürth]]
  
 
== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
* Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, abgerufen 22. März 2014 - [http://www.hdg.de/lemo/html/biografien/BoecklerHans/index.html im Internet]
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* Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, abgerufen 22. März 2014 - [http://www.hdg.de/lemo/html/biografien/BoecklerHans/index.html online]
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* [[wikipedia:Hans_Böckler|Hans Böckler (Wikipedia)]]
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== Einzelnachweise ==
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== Bilder ==
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{{Bilder dieser Person}}
  
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[[Kategorie: Politik]]
 
[[Kategorie: Politik]]

Aktuelle Version vom 29. März 2024, 23:34 Uhr

Dr. h. c. Johann Georg “Hans” Böckler (geb. 26. Februar 1875 in Trautskirchen bei Neustadt an der Aisch; gest. 16. Februar 1951 in Köln-Lindenthal) war ein deutscher Politiker (SPD) und Gewerkschaftsfunktionär. Noch als Silberschlägergehilfe mit Wohnung in der Königstraße 23 verheiratete er sich am 9. September 1899 mit Barbara Magdalena Müller.


Leben[Bearbeiten]

Mit sieben Jahren [andere Quellen sprechen von 4 Jahren] kam Hans Böckler mit seiner Mutter Christine Böckler, geb. Kornhausch von Trautskirchen in seine zweite Heimat nach Fürth.[1][2][3][4] Sein Vater Georg Andreas Böckler war bereits seit 1876 in Fürth und arbeitete zunächst als Dienstknecht, dann als Taglöhner und Kutscher bei der Stadt. Wohnort war die Königstraße 44 in der Fürther Altstadt.

Der junge Hans Böckler wuchs in der Fürther Altstadt bzw. am Gänsberg auf. Der Überlieferung nach soll er als sogenannter Gassenjunge stets zu Streichen aufgelegt gewesen sein. So soll er mit 9 Jahren im Abflussrohr einer Dachrinne Papier und Stroh angezündet haben, um es wie in einem Schlot rauchen zu lassen. Als das Ende des brennenden Rohres an der obersten Etage die Betten einer Hausfrau in Brand zu stecken drohte, womit weit Schlimmeres hätte passieren können, soll er, so die Überlieferung, dann aber nicht weggelaufen sein sondern vielmehr zu seiner Tat gestanden und dabei die Nachbarschaft vor dem drohenden Unglück mit folgende Worten gewarnt haben: „Fraa! Fraa! Dennas ihre Bettn nei, es brennt, es brennt![5]

1894 trat Böckler in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein. Er lernte in Fürth den Beruf des Goldschlägerhandwerks und wird gleichzeitig Mitglied im Deutschen Metallarbeiterverband. Böckler wurde nachgesagt, Autodidakt gewesen zu sein. So soll er sein Wissen in Sachen der Mathematik und Buchführung in Abendkursen der Gewerkschaft angeeignet haben.

Von 1897 bis 1899 absolvierte Böckler seinen Wehrdienst im Kaiserreich. Zurück aus dem Wehrdienst - nun wohnhaft in der Königstraße 23 - wurde er 1899 Vorsitzender des Fürther Gewerkschaftskartells.[6] 1902 wurde er in den Stadtrat gewählt, nachdem er gemeinsam mit Michael und Hans Vogel den Fürther Arbeiter Turn- und Sportverein aufgebaut hatte. Im gleichen Jahr war er am 22. Dezember 1902 bei der konstituierenden Versammlung zur Gründung der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Fürth beteiligt und wurde deren Vorstandsmitglied. Nur kurze Zeit später wurde er 1903 hauptamtlicher Gewerkschaftsfunktionär an der Saar. 1908 wechselte er in den Bezirk Frankfurt/Main und wurde Mitarbeiter des Metallarbeiterverbandes. Zwei Jahre später (1910) wurde er Leiter der Metallarbeiterverbandes Schlesien mit Sitz in Breslau.

Ab 1910 wechselte Böckler von Breslau nach Berlin. Dort wurde er Mitarbeiter des Metallarbeiterverbandes in der Berliner Zentrale. In der gleichen Zeit arbeitete er aktiv in der Redaktion der Metallarbeiterzeitung.

1914 begann der Erste Weltkrieg, und Hans Böckler wurde in den Kriegsdienst als Unteroffizier eingezogen. 1916 an der Ostfront wurde er schwer verwundet und daraufhin als dienstuntauglich entlassen. Am 15. November 1918 wurde er zum Sekretär der neugegründeten "Zentralarbeitsgemeinschaft der industriellen und gewerblichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer Deutschlands" ernannt, von dessen Position er nach kurzer Zeit wieder zurücktrat, da er seine sozialpolitischen Vorstellungen nicht verwirklichen konnte. Ab 1920 wurde Böckler Bevollmächtigter des Deutschen Metallarbeiterverbandes in Köln. In Köln wurde er zusätzlich von 1924 - 1928 erneut Stadtrat.

Vor seiner Wahl 1928 zum Mitglied des Reichstags war Böckler seit 1927 Bezirksleiter des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes Rheinland und Westfalen-Lippe in Düsseldorf. Die Mitgliedschaft im Reichstag endete durch die Machtergreifung der NSDAP 1933. Nach zweimaliger Verhaftung durch die Nationalsozialisten versteckte sich Böckler im Bergischen Land. Nach dem Attentat am 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler durch die sog. Gruppe um Graf Stauffenberg wurde Böckler wegen illegaler Gewerkschaftsarbeit per Haftbefehl gesucht. Eine direkte Beteiligung am Attentat ist jedoch ausgeschlossen.

Unmittelbar nach Kriegsende organisierte Böckler die Neugründung des Gewerkschaftsbundes im Rheinland und in Westfalen. Er war Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen seit Gründung am 2. Oktober 1946 bis zum 19. April 1947.[7] Auf dem Gründungskongress des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) der britischen Besatzungszone vom 22. - 25. April 1947 wurde Böckler in Bielefeld zum 1. Vorsitzenden gewählt.[8] Gleichzeitig war er Mitglied der internationalen Gewerkschaftskommission in Fragen des Marshallplans.

Mit 73 Jahren wurde ihm 1948 die Ehrendoktorwürde der Universität Köln für seine "Lebensarbeit für das Wohl des deutschen Arbeiters" verliehen. Am 13. Oktober 1949 gelang ihm die nationale Gründung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in München als Dachverband der neuen Gewerkschaften. Von 1949 bis 1951 war Hans Böckler Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).

Ehrungen[Bearbeiten]

Ehrentafel Hans Böckler

Literatur[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Gemeindlicher Dienstknecht bzw. Stadtkutscher, Löwenplatz 1 (ab 1890 Bergstraße 2) nach Adressbuch Fürth 1886, S. 32, 215
  2. Gemeindedienstknechtswitwe, Löwenplatz 2 (ab 1890 Mohrenstraße 32) nach Adressbuch Fürth 1889, S. 19
  3. Personenstandsregister, Standesamt Köln I, Sterbefälle, 1951, Bd 02 (abgerufen am 11.04.2018) - Sterbeurkunde Johann Georg Böckler vom 26.02.1951
  4. Fürther Nachrichten, Februar 1951
  5. Christoph Brausewein: Fürther Geschichten, Fürth 1992, S. 16 ff.
  6. „Böckler, Joh. Georg, Silberschlägergeh., Königstraße 23, II.“ nach Adressbuch Fürth 1901, 1. Teil, S. 21; ebenso nach Adressbuch 1903, 1. Teil, S. 23
  7. Abgeordneter des Landtags NRW (abgerufen am 13.04.2018) - Dr. h. c. Hans Böckler
  8. Was war am 25. April 1947; Internetpräsenz chroniknet.de, Josef Höckner, München; aufgerufen am 14. Januar 2024

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