Friedrich Scharff

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Friedrich Wilhelm Scharff (geb. 24. Mai 1845 in Fürth[1]; gest. 9. August 1917 in Fürth[2]) war Ingenieur, Architekt der Universität Erlangen und Lehrer an der Baugewerkschule Nürnberg.

Leben[Bearbeiten]

Er kam als neuntes Kind des Schreinermeisters Johann Michael Scharf und seiner Ehefrau Anna Margaretha, geborene Bühner im Haus Nr. 96, II. Bez. (ab 1890 Gustavstraße 44) zur Welt. Taufpate war der Webermeister Friedrich Wilhelm Grubert.

Friedrich Scharff besuchte von 1856 bis 1860 die Gewerbsabteilung der Königlichen Gewerb- und Handelsschule in Fürth. Als einer der Besten wurde er 1859 und 1860 mit Preisen ausgezeichnet. Im Anschluss war er 1861/62 Schüler der polytechnischen Schule in Nürnberg. Der weitere Ausbildungsweg ist derzeit unbekannt.

Im Oktober 1868 erhielt der 5 Fuß 6 Zoll 6 Linien (1,62 m) große Scharff wegen Untauglichkeit vom kgl. obersten Rekrutierungsrat von Mittelfranken seinen Entlassungsschein aus der Armeepflichtigkeit. Zu dieser Zeit muss er bereits Ingenieur geworden sein, der bei der k. k. österreichischen Braunauer-Ried-Neumarkter Eisenbahn (Innkreisbahn) beschäftigt war und in Ried/Oberösterreich wohnte. Infolge seiner Abwesenheit wurde der Vater am 25. März 1869 beim Stadtmagistrat vorstellig, übergab etliche Dokumente und bat um Ausfertigung eines Verehelichungszeugnisses für seinen Sohn, der die 19-jährige Apollonia Gabler aus Würzburg zu heiraten beabsichtigte, deren Eltern bereits verstorben waren. Das Verehelichungszeugnis und der damit verbundene selbstständige Heimaterwerb wurden am 3. Mai 1869 bewilligt, die Heirat in der Würzburger Bürgerspitalkirche fand Ende Mai 1869 statt.[3] Die Volljährigkeit wurde der Ehefrau im November 1869 zugesprochen.[4]

Nach dem Kauf der Neumarkt-Ried-Braunauer Bahn durch die Kaiserin-Elisabeth-Bahn im Jahr 1870 arbeitete Scharff für diese, sein Wohnsitz wurde nun Wien. Die Familie lebte etwa ab 1872 im Umfeld des Wiener Westbahnhofs.[5] Im Jahr 1875 wurde Scharff in Nürnberg wohnhaft und war als Ingenieur beim kgl. Landbauamt beschäftigt.[6] Zugleich nahm er die Tätigkeit als Lehrer an der städtischen Baugewerkschule Nürnberg auf, wo er zunächst im III. Kurs das Fach Wege-, Brücken und Wasserbau lehrte.[7] Später kamen die Fächer Trigonometrie und Vermessungskunde mit zugehörigen Übungen sowie Baustillehre hinzu. Als die Stadt Straubing im Januar 1876 die Stadtbaumeisterstelle ausschrieb, bewarb er sich, erreichte bei den 21 Bewerbungen jedoch nur den Platz 4.[8] Ab Mitte der 1880er Jahre war Scharff als Architekt mit der Planung und Errichtung des Kollegienhauses der Erlanger Universität befasst. Nach Fertigstellung und Einweihung des monumentalen Gebäudes Anfang Mai 1889 wurde ihm die Funktion eines kgl. Universitätsarchitekten übertragen.[9] In der Folge war er viele Jahre mit Bauten der Erlanger Universität beschäftigt. Um 1893 erhielt er das Nürnberger Bürgerrecht.

Zum 1. November 1914 wurde Friedrich Scharff pensioniert; zuletzt wohnte er in der Zeltnerstraße 15. Das Ehepaar Scharff ging nun öfter auf Reisen, besuchte insbesondere Bad Wörishofen und genoss Aufenthalte bei ihren Kindern. Bei einem Besuch ihres ledigen Sohnes Pius in der Fürther Amalienstraße 46, der in dieser Zeit wohl im Reservelazarett Fürth tätig war[10], verstarb Friedrich Scharff im Alter von 72 Jahren.

Werke[Bearbeiten]

 ObjektArchitektBauherrBaujahrAkten-Nr.Baustil
Neumannstraße 30; Neumannstraße 32Ehemaliges FabrikgebäudeFriedrich ScharffJacob Rosenfeld1883D-5-63-000-951Neurenaissance

Außerdem:

  • 1886/89: Kollegienhaus Erlangen, Universitätsstraße 15 (Baudenkmal D-5-62-000-664)
  • 1890/92: Botanisches Institut Erlangen, heute Institut für Klinische und Molekularische Virologie der FAU, Schlossgarten 4
  • 1895/96: Herz-Jesu-Kirche Erlangen, Um- und Erweiterungsbau, Katholischer Kirchenplatz 8 (Baudenkmal D-5-62-000-371)
  • 1896/97: Anatomisches Institut Erlangen, heute Institut für Anatomie und Zellbiologie, Krankenhausstraße 9 (Baudenkmal D-5-62-000-389)
  • 1905: Pathologisches Institut Erlangen, Krankenhausstraße 8–10 (Baudenkmal D-5-62-000-388)
  • 1904/06: Erlanger Filialgemäldegalerie (1906–1934) in der Orangerie[11]

Auszeichnungen[Bearbeiten]

Friedrich Scharff erhielt am Tag der Einweihung des neuen Kollegienhauses der kgl. bayer. Friedrich-Alexander-Universität Erlangen das Verdienstkreuz vom Heiligen Michael.[12][13]

Familie[Bearbeiten]

Friedrich Scharff heiratete Ende Mai 1869 in Würzburg Apollonia („Lonchen“) Gabler (geb. 13. November 1849 in Würzburg), Tochter des Färbermeisters, späteren Wirts und Garküchners Johann Zacharias Gabler (1816–1859) und seiner Ehefrau Anna (1816–1852). Ihre Mutter starb an Tuberkulose, als sie noch keine drei Jahre alt war; den Vater verlor sie wegen einer Herzerkrankung im Alter von 10 Jahren.

Das Ehepaar Scharff hatte fünf Kinder, die im katholischen Glauben erzogen wurden:

  • ‚Elisabeth‘ (Elise) Margaretha Friederike Scharff (geb. 2. März 1871 in Würzburg); sie heiratete den praktischen Arzt Dr. Anton Hein (geb. 1864) aus Nürnberg
  • ‚Margaretha‘ (Gretchen) Gertraud Laura Anna Scharff (geb. 28. Februar 1874 in Wien); sie verheiratete sich in Erlangen am 16. August 1892 mit dem praktischen Arzt Dr. Franz Joseph Gastreich (geb. 26. Februar 1866) aus Olpe, der in Fürth seine Praxis eröffnete (Eltern von Fritz Gastreich und Eugen Gastreich)
  • Pius Scharff (geb. 2. November 1876 in Nürnberg); wurde praktischer Arzt in Fürth, heiratete 1919 Josephine Seuss aus Bamberg, wurde 1923 Bezirksarzt in Höchstadt a. d. Aisch, später Amtsarzt in Regensburg
  • Anton Paul Scharff (geb. 25. September 1879 in Nürnberg; gest. 14. Januar 1880 in Nürnberg)
  • Anna ‚Maria‘ Scharff (geb. 24. Juni 1884 in Nürnberg); heiratete 1906 in Nürnberg den Rechtsanwalt und späteren Amtsrichter Erich Emminger, der Reichstagsabgeordneter und 1923/24 Reichsjustizminister wurde

Die Witwe Apollonia Scharff wurde am 10. Juli 1922 in die Heil- und Pflegeanstalt Erlangen aufgenommen, wo sie am 9. August 1931 starb.[14]

Siehe auch[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Kirchenbücher St. Michael, Taufen 1839–1845, S. 541
  2. Kirchenbücher St. Paul, Bestattungen 1917–1932, S. 5
  3. „Acten des Magistrats der kgl. Bayr. Stadt Fürth betreffend Scharff Friedr. Wilh. v-h, selbständige Heimathserwerbung dahier, 1869”; StadtAFÜ Sign.-Nr. Fach 18 a/S 790
  4. Regierungs-Blatt für das Königreich Bayern, Nr. 83 vom 24. November 1869, S. 2096
  5. Adressbücher Wien von 1873, 1874, 1875
  6. Fränkischer Kurier vom 8. November 1876
  7. “Programm der städtischen Baugewerkschule zu Nürnberg.“ 1875/76; Nürnberg 1875, S. 9 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  8. Stadtbaumeister Josef Bleschart; StadtASR Sign.-Nr. Rep. V, Abt. 8, Nr. 38/6
  9. Allgemeine Zeitung vom 10. Juli 1889, Abendblatt, S. 2850
  10. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. IV Kriegsarchiv, Kriegsstammrollen 1914–1918; Band 78
  11. siehe „Orangerie Digital“ - online, hier Grundriss, Erweiterungsplan - online bzw. Plan für die hölzernen Scherwände - online
  12. Festschrift: Die Einweihung des neuen Collegienhauses der Königlich Bayerischen Friedrich-Alexanders-Universität Erlangen, Junge & Sohn, Erlangen 1889, S. 19 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  13. “Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Bayern. 1890.“ München 1890, S. 80 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  14. Familienbogen Scharff, Friedrich Wilhelm; StadtAFÜ Sign.-Nr. A. 4. 5

Bilder[Bearbeiten]