Johann Wolfgang Wörlein (geb. 1797, gest. 16. April 1861 in Poppenreuth) war pädagogischer Schriftsteller und ab 1839 Lehrer an der Volksschule in Poppenreuth.

Wörlein besaß keine Seminarausbildung, sondern war Autodidakt. Seine erste reguläre Lehrerstelle bekam Wörlein in Weihenzell bei Ansbach. Bereits zu dieser Zeit verfasste er mehrere Bücher zur Pädagogik, die Aufsehen erregten, aber auch Beiträge zur mittelfränkischen Geschichte. Eine seiner kritischen Schriften zum Zustand der Volksschulen wurde von der Zensur konfisziert.[1]

Er wurde nach Happurg und 1839 schließlich nach Poppenreuth versetzt. Seine Versetzungen können wohl als eine Art Strafversetzungen angesehen werden, da er sich politisch engagierte und für die Trennung von Bildung und Kirche eintrat.[2] In Poppenreuth verfasste er 1848 im Vorfeld der Nationalversammlung in Frankfurt nicht nur die Schrift "Aufruf an alle Schulgemeinden und Volksschullehrer Deutschlands zu Petitionen an die Stände des Reichs um Verbesserung der mangelhaften Zustände der deutschen Volksbildung", sondern auch die "Denkschrift an die National-Versammlung des deutschen Reichs zur Emancipation der deutschen Volksbildung, ihrer Schulen und Lehrer". Darin können Kampfschriften gegen die geistliche Schulaufsicht gesehen werden [3].
In seiner Poppenreuther Amtszeit mag er in dem Pfarrer Christian Friedrich Thomasius einen verständnisvolleren Gesprächspartner gefunden haben als an seinen Wirkungsorten zuvor. Thomasius war vor der Poppenreuther Zeit in Ehingen am Hesselberg und später auch als Dekan in Uffenheim Distriktsschulen-Inspekteur gewesen und hatte seine eigenen Kinder immer selbst unterrichtet. Als Nachfahre des berühmten Deutschen Frühaufklärers, Juristen und Philosophen Christian Thomasius (1655 - 1728) aus Leipzig bzw. Halle/Saale werden ihm Auffassungen, wie z. B. die Trennung von Staat und Kirche, nicht fremd gewesen sein.


Werke

  • Aufruf an alle Schulgemeinden und Volksschullehrer Deutschlands zu Petitionen an die Stände des Reichs um Verbesserung der mangelhaften Zustände der deutschen Volksbildung, J. Ludw. Schmid's Buchhandlung, Fürth 1848 - online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek bzw. - Bibliotheca Regia Monacensis
  • Denkschrift an die National-Versammlung des deutschen Reichs zur Emancipation der deutschen Volksbildung, ihrer Schulen und Lehrer, Sebald´sche Officin, Nürnberg 1848 - Bibliotheca Regia Monacensis
  • Die Nazional-Geschichte de Bayern für Schule und Haus, 3. Auflage, Riegel und Wießner, 1840 - online bavarikon
  • Die Houbirg oder Geschichte der Nürnberger Schweiz : Hersbruck, Altdorf und Lauf mit ihren Umgebungen in welthistorischem Zusammenhang ; Mit einer Abbildung des Riesenwalles der kelto-germanischen Götterburg auf der Houbirg, Sebald´sche Offizin, Nürnberg 1838 - online bavarikon
  • Ursprung und Zweck der sogenannten Ringwaelle in der Germania magna, in: "Jahresbericht des Historischen Vereins für Mittelfranken", 1843 - 1844, Seite 18 - 31 - online bavarikon
  • Pädagogische Wissenschaftskunde : ein enzyklopädisch-historisch, literarisch-kritisches Lehrbuch des pädagogischen Studiums, Palm und Enke, Erlangen, 1826 - deutsche-digitale Bibliothek
  • Enzyklopädisches Handwörterbuch der biblischen Grund-Realien und Haupt-Verbalien zur gründlichen Erklärung der Heil. Schrift nach dem gegenwärtigen Standpunkte der biblischen Exegese für christliche Volkslehrer in Kirchen und Schulen und für gebildete Bibelverehrer und Bibelleser, bearb. von J. W. Wörlein; Schrag, Nürnberg, 1829 - kultura
  • Bibliologisches Lesebuch der deutschen Volks-Pädagogik, bearbeitet von J. W. Wörlein, 1833 - kultura

Einzelnachweise

  1. Geschichte in Weihenzell - Johann Wolfgang Wörlein (1818—1830) - Homepage der Gemeinde Weihenzell
  2. Jürgen Oelkers: Qualitätsprobleme und Entwicklungschancen der Lehrerfortbildung, Vortrag im Landesinstitut für Schule und Medien Ludwigsfelde am 26. Februar 2015 , S. 1 - pdf-Datei
  3. Wörlein wendet sich in den Schriften sonderlich gegen die bayerische Schulpolitik in den Ministerial-Erlass von 1841 und die Ministerial-Entschließung von 1846, in denen er Erziehung und Unterricht unter veralteten mönchisch-scholastischen Bildungselementen sieht. Im Mittelpunkt stünden daher religiös-mechanische Gedächtnisübungen und blinder Glaube an unverstandene Kirchendogmen. Schulen und Lehrer sieht Wörlein in Abhängigkeit und Vormundschaft eine ultramontanen Kirchen- und Polizeistaates.

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