Karl Sigmund Mayr

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Karl Sigmund Mayr (geb. 3. Mai 1906 in Nürnberg; gest. 19. Juli 1978 in Fürth) war ein deutscher Volkswirt und Politiker (CSU)[1]. Er zählte 1946 zu den Mitbegründern der CSU in Fürth.

Leben und Wirken

Mayr ging in seiner Geburtsstadt zunächst zur Schule und legte das Abitur an der Oberrealschule ab. Allerdings begann er erst 1926 im Alter von 20 Jahren das Studium der Handels- und Sozialwissenschaften an der Handelshochschule in Nürnberg sowie Staatswissenschaften an der Universität Tübingen. Nach sechs Semestern schloss er im Frühjahr 1929 das Studium mit einem Diplom zum Volkswirt ab. Bereits während seiner Schulzeit engagierte sich Mayr in der christlichen Jugendbewegung, und blieb der evangelischen Kirche Zeit seines Leben eng verbunden.

Nach dem Studium begann Mayr seine berufliche Laufbahn 1932 als selbständiger Steuerberater und Bücherrevisor zunächst in Nürnberg. Seine berufliche Karriere wurde jedoch durch den Einzug in den Kriegsdienst unterbrochen. Im Alter von 33 Jahren wurde er 1939 zur Infanterie eingezogen, wo er 1943 zum Oberkommando des Heeres abkommandiert wurde. Kurz vor Kriegsende geriet Mayr in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er aber relativ schnell wieder entlassen wurde.[2]

Nach seiner Freilassung aus der Kriegsgefangenschaft lässt sich Mayr ab 1945 in Fürth als Steuerberater nieder. 1971 beendete er sein berufliches Wirken als Steuerberater im Alter von 62 Jahren, arbeitete aber noch nebenberuflich bis zu seinem Tod 1978 in seinem gelernten Beruf. Seine Steuerkanzlei übernahm Dietrich Dotzler, der gegenüber der Presse Mayr wie folgt beschrieb: "Er war kein Kämpfer [...] im Herzen war er immer ein Nürnberger [... und immer] reichsstädtisch und evangelisch eingestellt gewesen - kein Wunder, dass er sich immer wieder mit den südbayerischen Parteifreunden überwarf."

Er wirkt bei der Gründung der Christlich-Sozialen Union (CSU) in Stadt- und Landkreis Fürth mit.

Nach seinem Ausscheiden aus der Politik arbeitete er als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater.

Politisches Wirken

Mayr war 1946 Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung von Bayern und gehörte dem Parlamentarischen Rat an, der das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verabschiedete. Er war neben Kaspar Schörl einer der beiden CSU-Vertreter, der für das Grundgesetz stimmte, da er der Meinung war, dass bei den Verhandlungen nicht mehr zugunsten der Länder hätte erreicht werden können. Seine Zustimmung begründete er später, dass die CDU für die „bayerischen CSU-Freunde Opfer“ gebracht und deren Forderungen nach einem weitgehend föderalistischen Staatsaufbau unterstützt habe. Des weiteren vertrat er die Ansicht: „Der fränkische Volksstamm, der mit seinen ehemaligen freien Reichsstädten in seiner ganzen Geschichte treu zum Reich stand, der keinen Sinn für eine überspitzte bayerische Eigenstaatlichkeit besitzt, wird sich in der Stunde der Not immer zu dem wiedererstehenden Deutschland bekennen und dem Ja seiner Abgeordneten nachträglich zustimmen.“[3] Auch war er Delegierter des Bayerischen Landtags in der ersten Bundesversammlung, die 1949 Theodor Heuss zum ersten deutschen Bundespräsidenten wählte. Mayr zählte als Vertreter des evangelischen Parteiflügels zum engeren Kreis um Josef Müller, dem ersten CSU-Vorsitzenden nach 1945.

Während seiner Tätigkeit im Parlamentarischen Rat wurde er von dem Bezirksverband Nürnberg-Fürth-Schwabach offiziell als ordentliches Mitglied im Ausschuss für Grundsatzfragen, und ab der Neuorganisation im April 1949, auch stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Finanzfragen sowie dessen Schriftführer gewählt. Seine Fraktion hatte Mayr auch für den Ältestenrat nominiert, allerdings lässt sich bis dato dort keine Aktivität belegen. Während er im Finanzausschuss sich oft zu Wort meldete und aktiv am Geschehen teilnahm, zeigte er am Ausschuss für Grundsatzfragen nur geringes Interesse und nahm nur unregelmäßig an dessen Sitzung teil. In der 14. Sitzung des Parlamentarischen Rates am 26. Oktober 1948 sprach Mayr die Frage eines eventuellen Beitritts Bayerns zu Österreich an. Weiterhin plädierte er dezidiert dafür, „nicht den alten Flaggenstreit von neuem wachzurufen, sondern etwas Neues zu bringen [...]“. So befürwortete Mayr zwar in Anlehnung an demokratische Traditionen die alten Farben Schwarz-Rot-Gold, jedoch in neuer Zusammenstellung mit dem Motiv eines liegenden Kreuzes.[3] Zusätzlich war Mayr Mitglied der Kommission über die Frage des künftigen Sitzes der Bundesregierung. Aus einem Brief von Konrad Adenauer an seinen Parteikollegen Paul Arnold geht hervor, dass Mayr Argumente für die Wahl Bonns als Bundeshauptstadt sammelte.

Laut einigen Überlieferungen rief bei Mayr gern der Bundeskanzler Adenauer in seiner Steuerberaterkanzlei in der Moststraße 27[4] an, um Neuigkeiten aus der bayerischen Schwesterpartei zu erfahren.[5] Adenauer bezeichnete Mayr als seine "Hauptinformationsquelle über die ganzen Dinge in Bayern" und bat ihn des Öfteren um vertrauliche Schilderungen über Vorgänge innerhalb der Schwesterpartei CSU in Bayern. Dieser informelle Weg war vielen Parteifreunden vor Ort allerdings eher suspekt, da sie den Eindruck hatten, dass Adenauer sich auf diesem Weg Interna aus der CSU für sein politisches Handeln auf der Bundes- und Landesebene besorgte. In Folge dessen soll Franz Josef Strauß 1953 die Nominierung Mayrs als Postminister verhindert haben, sodass sich Mayr anschließend frustriert aus der Bundespolitik zurückzog.[5] Eine Kandidatur für den Bundestag 1949 im Wahlkreis Schwabach war zuvor bereits gescheitert. Er erhielt nicht die notwendige Mehrheit, der Wahlkreis ging an die SPD.

In einem 2019 geführten Zeitungsinterview anlässlich der 70-Jahre-Feierlichkeiten des Grundgesetztes der Bundesrepublik Deutschland zeigte sich, dass Mayrs politisches Wirken innerhalb der CSU in Fürth weitestgehend vergessen wurde. Es erinnert nur noch wenig an ihn und seine bedeutende Rolle während der Verfassunggebenden Landesversammlung bzw. seinem Wirken am Grundgesetz. Der aktuelle CSU-Fraktionsvorsitzende Dietmar Helm gab gegenüber der örtliche Presse an: „Ich weiß, dass es ihn gab.[5] Ein Grund dafür mag sein, dass er bereits während seines politischen Wirkens innerhalb der Partei als "unsicherer Kantonist" galt. Zusätzlich war er während seiner Zeit im Parlamentarischen Rat in Bonn von den Gruppenbesprechungen der CSU-Mitglieder ausgeschlossen worden, da er nicht die "extrem-föderalistische Linie" der anderen CSU-Abgeordneten mitvertrat und ihm eine zu große Nähe zur CDU vorgeworfen wurde. Zur Missbilligung vieler Parteigenossen innerhalb der bayrischen CSU sprach er sich wiederholt auch für einen Anschluss der CSU an die CDU aus, so zuletzt auf dem Bundesparteitag der CDU 1950 in Goslar. Er brachte seine Verbundenheit mit der CDU damit zum Ausdruck, dass er während der Bundesversammlung folgendes gesagt hat: „Ich bin gekommen, um vor Ihnen ein lautes Bekenntnis dafür abzugeben, wie sehr die CSU Bayerns sich mit der CDU verbunden fühlt. Längst hat es sich in der Zusammenarbeit in der Bundesregierung, im Bundestag und im Bundesrat gezeigt, daß der durch Namensnennung gezogene Strich zwischen CDU und CSU kein Trennungsstrich ist.“ Das war eine Äußerung, die zumindest in der bayerischen CSU auf keine große Zustimmung fiel.

Auch in einem anderen Bereich zog Mayr zusätzlichen Zorn aus den eigenen Reihen auf sich. So sprach er sich für eine bessere Integration evangelischer Christen innerhalb der CSU aus, was ebenfalls in den eher katholisch geprägten Gebieten auf Ablehnung stieß. Die konfessionellen Spannungen innerhalb der CSU führten in der Folge zu einem Diskussionskreis innerhalb der Partei und einigen Vertretern der Landeskirche, dem sog. Ansbacher Kreis. Mayr gehörte zu den Gründungsmitgliedern der ins Leben gerufenen Evangelischen Arbeitsgemeinschaft der CSU Ende 1952.

Politische Ämter

  • 1947 - 1952: Vorsitzender des CSU-Bezirksverbands Mittelfranken
  • 1946 - 1953 und 1955 - 1957: Mitglied des CSU-Landesvorstands
  • 1950 - 1953: Stellvertretender CSU-Landesvorsitzender

Sonstiges

In verschiedenen Publikationen wird als Todesort häufig fälschlicherweise Nürnberg angegeben. Fakt ist aber, dass Mayr am 19. Juli 1978 in der Rudolf-Breitscheid-Straße 17 in Fürth verstarb. Dies belegt das Sterberegister der Stadt Fürth 1978/Nr. 934.

Lokalberichterstattung

  • Georg Körfgen: Querköpfe auf dem Weg zur neuen Republik. In: Fürther Nachrichten vom 23. Mai 2019 (Druckausgabe)

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stadtarchiv Fürth, Sterberegister 1978/Nr. 934
  2. Bundeszentrale für politische Bildung, Karl Sigmund Mayr vom 1. September 2008, online abgerufen am 25. Mai 2019 | 19:15 Uhr
  3. 3,0 3,1 Peter Crämer, Denise Lindsay: Karl Sigmund Mayr (1906 - 1978), in: Günter Buchstab, Hans-Otto Kleinmann (Hg.): In Verantwortung vor Gott und den Menschen. Christliche Demokraten im Parlamentarischen Rat 1948/49. Freiburg/Basel/Wien 2008, S. 283 - 288
  4. Kanzleinachfolger Dietrich Dotzler, Dipl.-Kaufmann und Steuerberater ist unter dieser Adresse im "Adreßbuch der Stadt Fürth (Bay.) 1972, 33. Ausgabe", II. Teil S. 28, III. Teil S. 29 aufgeführt.
  5. 5,0 5,1 5,2 Georg Körfgen: Querköpfe auf dem Weg zur neuen Republik. In: Fürther Nachrichten vom 23. Mai 2019, S. 3