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== Leben und Wirken ==
 
== Leben und Wirken ==
 
Nach der Schulzeit begann Breslauer sein Studium an der Frankfurter Torah Lehranstalt (Breuer´s Yeshiva), gefolgt von dem Rabbiner-Seminar in Berlin, wo er von Rabbi David Zvi Hoffman ordiniert wurde. Während des 1. Weltkrieges war Breslauer als Militärkaplan tätig. 1918 wurde er Lehrer und Kultusbeamter in Kiel, gründete eine Talmud-Thora-Schule, überwarf sich aber mit dem liberal ausgerichteten Gemeindevorstand und wurde bereits zum 1. Januar 1921 gekündigt.<ref>Michael Brocke, Julius Carlebach, Katrin Nele Jansen: "Die Rabbiner im Deutschen Reich 1871-1945", S. 101 f zu: ''Breslauer, Jehuda Leo,  Dr.''</ref>[[Datei:Breslauer, Schaumre Hadass, Der Israelit 27. Juli 1922​ .png|mini|right|Breslauer zu Rabbiner der Neuschul gewählt; Der Israelit 27. Juli 1922]]
 
Nach der Schulzeit begann Breslauer sein Studium an der Frankfurter Torah Lehranstalt (Breuer´s Yeshiva), gefolgt von dem Rabbiner-Seminar in Berlin, wo er von Rabbi David Zvi Hoffman ordiniert wurde. Während des 1. Weltkrieges war Breslauer als Militärkaplan tätig. 1918 wurde er Lehrer und Kultusbeamter in Kiel, gründete eine Talmud-Thora-Schule, überwarf sich aber mit dem liberal ausgerichteten Gemeindevorstand und wurde bereits zum 1. Januar 1921 gekündigt.<ref>Michael Brocke, Julius Carlebach, Katrin Nele Jansen: "Die Rabbiner im Deutschen Reich 1871-1945", S. 101 f zu: ''Breslauer, Jehuda Leo,  Dr.''</ref>[[Datei:Breslauer, Schaumre Hadass, Der Israelit 27. Juli 1922​ .png|mini|right|Breslauer zu Rabbiner der Neuschul gewählt; Der Israelit 27. Juli 1922]]
Am [[24. Juli]] [[1922]] wurde Breslauer von dem Verein "[[Schaumre Hadass]]"<ref>dieser Verein hatte die Neuschul in Verantwortung</ref> als gesetzestreuer Rabbiner unter 21 Bewerbern einstimmig zum neuen Rabbiner an der orthodox ausgerichteten [[Neuschul]] in Fürth gewählt wurde.<ref>[[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]] vom 27. Juli 1922 - [http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20249/Fuerth%20Israelit%2027071922.jpg online abrufbar]</ref> Damit war er das orthodoxe Gegenüber zu dem liberal ausgerichteten Dr. [[Siegfried Behrens]] an der Hauptsynagoge, der [[Altschul]].<ref>Rolf Kießling: "Jüdische Geschichte in Bayern", 2019, S. 501</ref> Jehuda Leo Breslauer war Mitglied im orthodoxen Rabbinerverband und Vorsitzender des 1924 gegründeten Keren-Hatorah<ref>dies beschäftigte sich vornehmlich mit Studien und Analyse von [[wikipedia:Gemera|Gemara]] und klassischen [[wikipedia:Talmud|talmudischen]] Kommentaren</ref> Kommissariates in Fürth.<ref>Michael Brocke, Julius Carlebach, Katrin Nele Jansen: "Die Rabbiner im Deutschen Reich 1871-1945", S. 101</ref><ref>Das Biographische Handbuch der Rabbiner (BHR); Teil 2: ''Die Rabbiner im Deutschen Reich, 1871-1945'', 2009, Nr. 2052 "Jehuda Leo Breslauer"</ref>
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Am [[24. Juli]] [[1922]] wurde Breslauer von dem Verein "[[Schaumre Hadass]]"<ref>dieser Verein hatte die Neuschul in Verantwortung</ref> als gesetzestreuer Rabbiner unter 21 Bewerbern einstimmig zum neuen Rabbiner an der orthodox ausgerichteten [[Neuschul]] in Fürth gewählt wurde.<ref>[[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]] vom 27. Juli 1922 - [http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20249/Fuerth%20Israelit%2027071922.jpg online]</ref> Damit war er das orthodoxe Gegenüber zu dem liberal ausgerichteten Dr. [[Siegfried Behrens]] an der Hauptsynagoge, der [[Altschul]].<ref>Rolf Kießling: "Jüdische Geschichte in Bayern", 2019, S. 501</ref> Jehuda Leo Breslauer war Mitglied im orthodoxen Rabbinerverband und Vorsitzender des 1924 gegründeten Keren-Hatorah<ref>dies beschäftigte sich vornehmlich mit Studien und Analyse von [[wikipedia:Gemera|Gemara]] und klassischen [[wikipedia:Talmud|talmudischen]] Kommentaren</ref> Kommissariates in Fürth.<ref>Michael Brocke, Julius Carlebach, Katrin Nele Jansen: "Die Rabbiner im Deutschen Reich 1871-1945", S. 101</ref><ref>Das Biographische Handbuch der Rabbiner (BHR); Teil 2: ''Die Rabbiner im Deutschen Reich, 1871-1945'', 2009, Nr. 2052 "Jehuda Leo Breslauer"</ref>
    
Während seiner Zeit als Rabbiner in Fürth leitete Breslauer die [[wikipedia:Bar Mitzwa|Bar Mitzwa]] des damals noch jungen [[Henry Kissinger]]. Der Kontakt zur Familie Kissinger blieb bestehen, auch nach der Flucht aus Deutschland. So traute Breslauer Kissinger [[1949]] mit seiner ersten Ehefrau Ann Fleischer in New York, sodass ein weiterer enger Kontakt vorausgesetzt werden kann.<ref>Niall Ferguson: Kissinger, der Idealist 1923 - 1968, Propyläen / Ullstein Verlag, Berlin 2016, S. 225 ff.</ref>
 
Während seiner Zeit als Rabbiner in Fürth leitete Breslauer die [[wikipedia:Bar Mitzwa|Bar Mitzwa]] des damals noch jungen [[Henry Kissinger]]. Der Kontakt zur Familie Kissinger blieb bestehen, auch nach der Flucht aus Deutschland. So traute Breslauer Kissinger [[1949]] mit seiner ersten Ehefrau Ann Fleischer in New York, sodass ein weiterer enger Kontakt vorausgesetzt werden kann.<ref>Niall Ferguson: Kissinger, der Idealist 1923 - 1968, Propyläen / Ullstein Verlag, Berlin 2016, S. 225 ff.</ref>
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== Neustart in New York ==
 
== Neustart in New York ==
Dr. Breslauer siedelte mit seiner Familie [[1939]] in die Vereinigten Staaten über. Als orthodoxer Jude lebte er im New Yorker Stadtteil Washington Heights direkt am Hudson River, einem Stadtteil Manhattans, in dem eine Vielzahl aus Deutschland geflohener Juden eine neue Heimat fanden, so auch [[Henry Kissinger]], den Breslauer 1949 mit seiner ersten Ehefrau in New York traute.<ref>Sebastian Moll: Wo deutsche Juden eine neue Heimat fanden. In: Frankfurter Rundschau vom 27. April 2019 - [https://www.fr.de/panorama/washington-heights-york-deutsche-juden-eine-neue-heimat-fanden-12227297.html online abrufbar]</ref> Dort wurde er vom New Yorker Census [[1940]] gemeinsam mit seiner Familie als Einwohner registriert. Kurz nach der Ankunft in New York gründete er im Stadtteil Washington Heights in Upper Manhattan die Kongregation Kehillas Yaakov, die vor allem seinen ehemaligen Gemeindemitgliedern aus Fürth und anderen Flüchtlingen aus benachbarten Ortschaften wie Nürnberg diente.
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Dr. Breslauer siedelte mit seiner Familie [[1939]] in die Vereinigten Staaten über. Als orthodoxer Jude lebte er im New Yorker Stadtteil Washington Heights direkt am Hudson River, einem Stadtteil Manhattans, in dem eine Vielzahl aus Deutschland geflohener Juden eine neue Heimat fanden, so auch [[Henry Kissinger]], den Breslauer 1949 mit seiner ersten Ehefrau in New York traute.<ref>Sebastian Moll: Wo deutsche Juden eine neue Heimat fanden. In: Frankfurter Rundschau vom 27. April 2019 - [https://www.fr.de/panorama/washington-heights-york-deutsche-juden-eine-neue-heimat-fanden-12227297.html online]</ref> Dort wurde er vom New Yorker Census [[1940]] gemeinsam mit seiner Familie als Einwohner registriert. Kurz nach der Ankunft in New York gründete er im Stadtteil Washington Heights in Upper Manhattan die Kongregation Kehillas Yaakov, die vor allem seinen ehemaligen Gemeindemitgliedern aus Fürth und anderen Flüchtlingen aus benachbarten Ortschaften wie Nürnberg diente.
    
In einer Publikation aus dem Jahr [[1989]] wird Rabbi Breslauer als eine den ultra-orthodoxen Juden nahe stehende Person beschrieben, der u. a. auch den sich neu gegründeten israelitischen Staat als säkularen Staat ablehnte.<ref>Dies deutete sich bereits in Fürth an, wo er der [[Agudat Israel]] und deren Idealen nahestand.</ref> Durch seine ablehnende Haltung gegenüber dem neuen Staat Israel und dem politischen Zionismus, so der Autor, sei Dr. Breslauer durchaus vergleichbar mit der ultra-orthodoxen und antizionistischen Organisation der [[wikipedia:Neturei Karta|Neturei Karta]], einer Gruppierung, die den Staat Israel vehement ablehnt und die Auffassung vertritt, dass nach der Wiederkunft des jüdischen Messias ein neues Israel als Königreich entsteht - ohne menschliches Zutun.<ref>Steven M. Lowenstein: Frankfurt on the Hudson - The German-Jewish community of Washington Heights 1933 - 1983. Wanye State University Press Detroit Michigan, 1989, S. 56, ISBN 0-8143-2385-5. Sein Sohn, Rabbi Shlomo Mordechau Breslauer, war als [[wikipedia:Kaschrut|Kaschrut]]-Aufseher in monsey 2006 in einen Skandal um koscheres Hühnerfleisch verwickelt.</ref>
 
In einer Publikation aus dem Jahr [[1989]] wird Rabbi Breslauer als eine den ultra-orthodoxen Juden nahe stehende Person beschrieben, der u. a. auch den sich neu gegründeten israelitischen Staat als säkularen Staat ablehnte.<ref>Dies deutete sich bereits in Fürth an, wo er der [[Agudat Israel]] und deren Idealen nahestand.</ref> Durch seine ablehnende Haltung gegenüber dem neuen Staat Israel und dem politischen Zionismus, so der Autor, sei Dr. Breslauer durchaus vergleichbar mit der ultra-orthodoxen und antizionistischen Organisation der [[wikipedia:Neturei Karta|Neturei Karta]], einer Gruppierung, die den Staat Israel vehement ablehnt und die Auffassung vertritt, dass nach der Wiederkunft des jüdischen Messias ein neues Israel als Königreich entsteht - ohne menschliches Zutun.<ref>Steven M. Lowenstein: Frankfurt on the Hudson - The German-Jewish community of Washington Heights 1933 - 1983. Wanye State University Press Detroit Michigan, 1989, S. 56, ISBN 0-8143-2385-5. Sein Sohn, Rabbi Shlomo Mordechau Breslauer, war als [[wikipedia:Kaschrut|Kaschrut]]-Aufseher in monsey 2006 in einen Skandal um koscheres Hühnerfleisch verwickelt.</ref>
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== Lokalberichterstattung ==
 
== Lokalberichterstattung ==
* Armin Leberzammer: ''Rabbiner bleibt in Erinnerung''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 5. August 2020, S. 34 (Druckausgabe) bzw. ''Spät, aber doch: Fürther Rabbiner bekommt Gedenktafel''. In: nordbayern.de vom 9. August 2020 - [https://www.nordbayern.de/region/1.10321134 online abrufbar]
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* Armin Leberzammer: ''Rabbiner bleibt in Erinnerung''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 5. August 2020, S. 34 (Druckausgabe) bzw. ''Spät, aber doch: Fürther Rabbiner bekommt Gedenktafel''. In: nordbayern.de vom 9. August 2020 - [https://www.nordbayern.de/region/1.10321134 online]
 
* ''Gedenktafel erinnert an früheren Rabbiner Breslauer''. In: Fürth StadtZeitung, Nr. 16 vom 9. September 2020, S. 7 – [http://www.fuerth.de/PortalData/1/Resources/fuertherrathaus/stadtzeitung_online/stadtzeitung2020/SZ_16_20.pdf PDF-Datei]
 
* ''Gedenktafel erinnert an früheren Rabbiner Breslauer''. In: Fürth StadtZeitung, Nr. 16 vom 9. September 2020, S. 7 – [http://www.fuerth.de/PortalData/1/Resources/fuertherrathaus/stadtzeitung_online/stadtzeitung2020/SZ_16_20.pdf PDF-Datei]
  
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